CellitinnenForum 4_2019_

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Cellitinnen Forum

04/2019 Zeitschrift der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria

Wege der Spiritualität

Inhalt

Titel | Thema

Lehren | Lernen

Spiritualität Die Suche nach Sinn und Wahrheit

Informationen für die Praxis

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Wie will ich pflegen?

Was uns trägt

Christlich sein – Christlich führen

Idee | Einsatz

Über das Sterben reden

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Wünsche werden wahr

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Ein Großprojekt nimmt Gestalt an

Medizin | Betreuung

Ehrenamtstag in Köln

Ehrenamtstag in Maria Laach Ehrenamt ist Herzenssache

Gelungener Schlussakkord Auf den Hund gekommen Mobilität soll erhalten bleiben Schmerzen überlisten Keine langen Wartezeiten Karl Koller läuft wieder! „Was passiert, wenn ich schlafe“?

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Spannende Vorträge in Meckenheim

Tag des guten Lebens Mit Spenden Leben retten

Laien zu Lebensrettern machen

Genieße jeden Tag!

Feste | Feiern

Profile | Personen

Ein Verbund in Bewegung

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Was machen eigentlich …? Von Wuppertal zurück nach Köln

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Kultur | Freizeit

Willkommen zurück!

Von der Spree an den Rhein Neuer Seniorenhausleiter

‚Im Herzen der Spiritualität‘ Nächstenliebe ist eine Mission

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Mit neuen Ideen und frischem Wind Immer auf dem neuesten Stand

Unterwegs in Myanmar

Kurz | Kompakt Ausflug zu den Schmetterlingen

Glauben | Leben

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Schach matt?!

1. Kardinal Van Thuân-Forum Spiritualität und Seelsorge Gemeinsam unterwegs Spirituelle Räume gestalten Unterwegs mit der Pilgermadonna Franziskanischer Ordensgeist Unsere Gedanken sind bei ihr

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Demenz geht alle an Digitales Krankenhaus

Glückwunsch zum Jubiläum! KURS-Lernpartnerschaft Darf es etwas mehr sein?

Herzlich willkommen!

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Behandlungsschwerpunkte

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Abschied und Neubeginn

Kontakte

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Editorial

Liebe Leserinnen, Liebe Leser, die Ihnen vorliegende Ausgabe des CellitinnenForums befasst sich im Titelthema mit der Spiritualität. Als dieses Thema in der Redaktions- konferenz vorgeschlagen wurde, war mein erster Gedanke: „Wohin soll das führen?“ Wir fingen an, das Thema ein- und abzugrenzen, es aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und einzuordnen. Dabei führte mir das Nachdenken über die Wurzeln meines Glaubens noch- mals klar vor Augen, was mich antreibt und im Alltag trägt, ob im Büro oder zu Hause. Ich bin dankbar, eine spirituelle Heimat zu haben. In meinem Fall sind es der Bezug zu Gott und die Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche. Nicht jeder kann auf ein solches Fundament zurückgreifen. Viele sind Suchende, im Extremfall wie das amerikanische Ehepaar, das ich vor einigen Monaten auf einer Geburtstagsfeier traf. Sie hatten bisher noch keinen Anker gefunden, der ihrer Spiritualität Halt und Richtung gege- ben hätte: Sie, katholisch getauft und erzogen, er, in eine den Glauben praktizierende jüdische Familie hineingeboren, hatten in den Jahren ihrer Ehe viel versucht – von atheistisch und esoterisch über evangelikal bis griechisch-orthodox. Doch bisher war es ihnen nicht gelungen, mit ihrer Spiritualität Fuß zu fassen, obwohl sie ein inneres, nicht zu erklärendes Bedürfnis nach Wahrheit und Erkenntnis spürten. Und so suchen sie weiter, momentan in der ukrainisch-orthodoxen Kirche. Spiritualität scheint viele Menschen zu bewegen, auch wenn sie, wie eben beschrieben, nicht immer einen Platz zum Ankern findet. Doch tief verwurzelt und auf festem Grund stehend, hat sie Auswirkungen auf unsere Haltung und unser Verhalten. So entwickelten die Cellitinnen zur hl. Maria aus ihrem Glauben und dem Gebet heraus die Kraft, sich um Menschen, besonders um Alte, Kranke und Notleidende zu kümmern. Diese Haltung wollen wir in unseren Einrichtungen bewahren. Mag es uns auch nicht immer perfekt gelingen, so setzt sich doch jeder Mitarbeiter an seiner Stelle dafür ein, nach dem Vorbild der Cellitinnen den Patienten, Bewohnern und Kollegen aufgeschlossen und respektvoll zu begegnen.

Ihr

Thomas Gäde Geschäftsführer der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria

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Titel | Thema

Die Suche nach Sinn und Wahrheit Spiritualität hat viele Facetten

Die Katholikin Elke, der Moslem Cem und die Jüdin Mi- riam sind in ihrem jeweiligen Glau- ben, in ihrer Kirche oder Gemeinde tief verwurzelt. Im Gebet versunken, sprechen sie zu, manchmal auch mit Gott und ver- suchen, Ihm, dem großen Geheim- nis, näher zu kom- men. Oft sind die Gebete verbunden mit der Frage nach dem Sinn ihres Seins. Kai hofft auf innere Erleuchtung durch Meditation, während Amelie davon überzeugt

mit dem Weltgan- zen, das Absolu- te als Chiffre für die Liebe“ kannten und ebenfalls auf der Suche nach der Wahrheit jen- seits unseres Ver- stehens waren. Die Zuwendung hin zu einer Wirk- lichkeit außerhalb unserer fassba- ren Welt und der Glaube an etwas Übernatürliches existierten schon damals nicht nur innerhalb der Kir- chen. Seitdem uns in den letzten Jahren Marketing- abteilungen und Wellness-Bewe-

ist, dass für Menschen unsichtbar alles mit allem zusammenhängt: Der Einfluss der Sternbilder auf das Schicksal eines Menschen ist für sie Fakt. Sie glaubt an kosmi- sche Heilkräfte und den Einfluss von Geistern. Der erklärte Atheist und Humanist Marc hält das alles für Hokuspokus. Er glaubt unbe- dingt an Gerechtigkeit, Mitgefühl, Demokratie und Menschenrechte. Doch auf seinen Wanderungen in den Bergen und beim Blick in eine sternenklare Nacht fühlt auch er sich manchmal einer größeren und rational nicht zu erklärenden Macht verbunden.

Spiritualität hat viele Gesichter, woran eine eindeutige Definition scheitert. Immerhin sind Theolo- gen und Philosophen sich darüber einig, woher der Begriff stammt, der vom lateinischen ‚spiritus‘, der Geist oder der Hauch abgeleitet ist: In der Ordenstheologie stand er für ein geistiges Leben und Exerzitien, also geistliche Übungen, die durch intensive Besinnung zu einer erfahr- baren Begegnung mit Gott führen. Doch, so bemerkte schon Goethe, gab es auch außerhalb der Klös- ter Menschen, die „… das Gefühl einer Allheit und Allverbundenheit, (eine) emotionale Übereinstimmung

gungen von der Spiritualität ihrer Produkte und Yoga-Angebote über- zeugen wollen, wird der Begriff bis auf die Schreibweise geradezu ent- kernt und mit neuen, oft sinnlosen Inhalten gefüllt. Denn es geht ur- sprünglich gerade nicht um ein auf das eigene Ich zentriertes, angeneh- mes Gefühl nach einem Saunagang in schöner Umgebung.

Spiritualität und Religion

„Ich glaube an Gott, mit dem ich über das Gebet oder über die Me- ditation seiner Worte in der Schrift in Kontakt trete“ – diesen Satz könn-

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Titel | Thema

ten trotz aller religiösen Unterschie- de spirituelle Christen, Juden und Muslime unterschreiben. Sie suchen innerhalb ihres Glaubens die indivi- duelle Erfahrbarkeit Gottes und sind dabei eingebettet in ihre jeweilige Religion, also in ihre Institutionen, Glaubensgrundsätze, Moralvorstel- lungen, Liturgien und Riten. Ihre Er- lebnisse und religiösen Traditionen beeinflussen ihre Orientierung im Leben und ihre Haltung gegenüber ihren Mitmenschen. Wie weit dieses In-Kontakt-Tre- ten, das ‚Versinken in Gott‘ gehen kann, beschreiben beispielsweise aus christlicher Perspektive Bern- hard von Clairvaux, Teresa von Ávila oder Karl Rahner sehr anschaulich. Sie legen dar, wie sie sich in den Austausch mit Gott vertiefen, bis sie, meist in aller Stille, selbst ganz in Ihm und seiner Liebe aufgehen. Entscheidend dabei ist, dass sie nicht um ihre Person und ihr eigenes Wohlbefinden kreisten. Ihre Erfah- rungen auf der Suche nach dem ‚Wer bist DU‘ gaben ihnen Kraft für ihre Handlungen: Der hl. Bern- hard gründete außer in Clairvaux 65 weitere Klöster. Die hl. Teresa reformierte den Karmeliterorden und gründete rund 18 neue Klöster, sie schrieb Glaubensbücher in der Lan- dessprache (spanisch) und tauschte sich mit gelehrten Ordensleuten ihrer Zeit aus. Im 20. Jahrhundert unter- nahm es der Jesuit Karl Rahner, aus seiner Spiritualität heraus für eine of- fene, auf die Welt zugehende Kirche zu plädieren und drückte damit als theologischer Berater dem 2. Vati- kanischen Konzil seinen Stempel auf. Auf evangelischer Seite sind in diesem Zusammenhang der inneren

Suche nach Gott neben Martin Lu- ther unter anderen der Begründer von Taizé, Frère Roger, oder Jörg Zink zu nennen, der den Protes- tanten den Weg zur Mystik neu er- schloss. Innerhalb des Judentums bilden die Chassiden mit ihrer le- bensfrohen Frömmigkeit eine eigene spirituelle Richtung, wenn auch ihre Regeln und Gemeinschaften heu- te viel Diskussionsstoff bieten. Als Pendant im Islam ist der Sufismus zu nennen, bei uns vor allen Dingen bekannt wegen seiner Friedfertigkeit und der sich drehenden Derwische, die in tänzerischer Trance Gott nahe kommen wollen. Die aus dem Buddhismus bekann- ten Meditationsformen lassen sich mit ihren Techniken als Mittel zum Zweck gut in die christliche Spiri- tualität integrieren. Um als Christ Gott zu erfahren, ist das ‚Nirwana‘, der Bewusstseinszustand völliger innerer Ruhe und inneren Friedens, ein durchaus geeigneter „Ort“.

diese Menschen, die sich der ulti- mativen und erlebbaren Wahrheit nähern möchten, denen religiöse Traditionen oder Gott aber nichts bedeuten? Auf ihrem spirituellen Weg suchen sie ein höheres Selbst, eine Art innere Erleuchtung oder eine Wirklichkeit jenseits der materiellen Welt, die ihnen ihr Dasein und die Welt erklären. Oft kommen diese Sinnsuchenden ohne die feste Zu- gehörigkeit zu einer Gemeinschaft aus. Sie sind auch nicht unterein- ander organisiert. Ihre Spiritualität ist rein privat und kann sich aus sehr unterschiedlichen Strömungen – Humanismus, Schamanismus, Esoterik, fernöstliche Mystik – zu- sammensetzen und immer wieder neu erfinden. Um also die Spiritualitäten von Elke, Cem, Miriam, Kai, Amelie und Marc schlussendlich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen: Spiritualität ist die persön- liche Annäherung an das, „was die Welt im Innersten zusammenhält.“ Das kann Gott, das Unerklärliche mit Jenseitsbezug oder neuerdings auch eine ethische Grundeinstel- lung sein. Wichtig ist: Spiritualität ist erfahrbar und gibt dem Leben Orientierung.

Spiritualität außerhalb der Religion

Dass Spiritualität nicht nur im re- ligiösen Kontext möglich ist, ist mittlerweile unter Wissenschaftlern allgemeiner Konsens. Was erfahren

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Titel | Thema

Was uns trägt Menschen im Cellitinnenverbund erzählen von ihrer Spiritualität

Schwester Bernharda, Cellitinnen zur hl. Maria

das zu können, muss ich mit offenen Augen und Ohren durch das Leben gehen. Dabei gebe ich anderen das Gefühl, für sie da zu sein, und oft ahne ich, was mein Gegen- über fühlt, ohne es zu sagen. Ich erkenne das Gesicht meiner Schwestern und Brüder hinter deren Fassade. Durch das Gebet und die Eucharistie erlebe ich Gott und seine Liebe. Wenn ich den Weg, mit allen seinen Höhen und Tiefen, mit IHM gehe, dann sorgt Er für mich. Ich spüre tief in mir eine Ruhe und Geborgenheit. Das bedeutet für mich Spiritualität.

Wir Cellitinnen leben nach der Regel des hl. Augustinus (354–430). Er war Jahrzehnte lang ein Gott-Suchender und pflegte das Miteinander mit Freun- den und Gleichgesinnten im Gebet, Gespräch und in der Gemeinschaft. Gemeinsam strebten sie nach dem Ziel und blieben dabei immer Gott-Suchende, „um ihn zu finden und von neuem zu su- chen“, so der hl. Augustinus. Die Spiritualität dieser Regel, die sich Jahrhunderte bewährt hat, liegt also im Gemeinschaftsleben der Mitglieder. Gemeinsam gehen auch wir Or- densschwestern dem Hauptgebot Christi nach: Gottes- und Nächstenliebe zu pflegen und dabei „ein Herz und eine Seele auf Gott hin zu sein“ (hl. Augustinus). Dies ist nicht immer leicht, so bedarf es der täglichen Stärkung durch die gemeinsame Feier der hl. Messe, des Gebetes – besonders zum Heiligen Geist – und der tätigen Nächs- tenliebe. Auch als alternde Gemeinschaft sind wir aufgerufen zum Zeugnis. Heute sehen wir Schwestern unsere Aufgabe da- rin, durch unser persönliches Gebet und in Gemeinschaft die Sorgen und Bedrängnis- se von Kirche und Welt vor Gott zu tragen und mit denen zu teilen, die Not leiden.

Schwester Margarita, Missionsschwester Unserer Lieben Frau von Afrika

Der Gründer der Afrikamissiona- rinnen (Weiße Schwestern), Kardinal Charles Lavigerie, wollte eine Gemeinschaft

von Aposteln, die bereit sind, sich senden zu las- sen, wo immer der Geist sie hinführt. Dafür wählte er die ‚ignatianische Spiritualität‘, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, mit seiner Kultur, seiner Religion, sei- nen Fähigkeiten und Nöten. Es geht uns darum, so in Christus verwurzelt zu sein, dass wir Ihn, seine Barmherzigkeit und Liebe, durch unser Leben verkünden. Wir wurden gesandt, unser Leben so weit wie möglich mit der Afrikanischen Bevölke- rung zu teilen, um imMiteinander Wege aus ungerechten Strukturen, aus Armut, Krank- heit und Not jeder Art zu finden. Gegründet in einem islamischen Land, Algerien, ist der Dialog der Religionen und Kulturen eine der Prioritäten unseres Wirkens.

Schwester Dominica, Kongregation der Teresian Carmelites Spiritualität heißt für mich, den Weg im Alltag mit Gott zu gehen. Das bedeutet zum einen, in den Augen des Nächsten Gott entdecken. Um

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Titel | Thema

ein Patientengespräch einlassen kann und für die Begegnung von Mensch zu Mensch Raum bleibt. Gerade das gibt mir persönlich viel Kraft im Alltag. Doris Henke-Happ, Regionalleiterin Ich hatte ein Schlüsselerlebnis: Als Fünfjährige fand ich ein Kindergebetbuch. Ich habe wochenlang darin gelesen und war völlig fasziniert. Mein Gefühl ist heute noch, dass dieser Jesus mich an die Hand nimmt. Getragen von Gott kann ich mutig sein, bereit zu Risiken und neuen Wegen. So kann ich auch schwere Schritte wagen. Ich möchte keine Ellenbogengesellschaft, sondern ein Miteinander, ein Leben in Re- spekt vor den Kulturen und Ritualen der anderen. Meine Überzeugung: Nimm dich selbst nicht so wichtig, sei du nicht der Maßstab aller Dinge. Geh ein bisschen in den Schuhen des anderen. Slim Haba, Wohnbereichsleitung St. Maria Ich bin 1991 in Deutschland ge- boren, und zwar hinein in eine aus Tunesien stammende muslimische Familie. Das Gebet, den Koran und die muslimischen Feiertage hat uns besonders unsere Mutter nähergebracht. Die Einhaltung des Ramadan, der Besuch der Moschee, zumindest an hohen Feiertagen, gehören für mich nach wie vor zum Leben dazu. Auch wenn ich nicht alle Gebote strikt einhalte, so fühle ich mich doch Gott und der muslimischen Gemeinschaft verbun- den. Es ist ein Gefühl tief in mir drin, das ich nicht erklären kann. Ich ziehe Kraft aus der Barmherzigkeit Gottes und die- ses Geschenk gebe ich als Altenpfleger weiter.

Diakon Wolfgang Allhorn

Paulus schreibt im 12. Kapitel des 1. Korintherbriefes über die Gaben des Geistes und ihre Verteilung. Voran schickt er allgemein, dass Gott alles in allen bewirkt und dann, dass „jedem aber… die Offenba- rung des Geistes geschenkt (wird), damit sie anderen nützt“ (1 Kor 12,7). Anders ausgedrückt be- deutet dies, dass jeder mit seinem beson- deren Talent ausgestattet ist, das man bei sich entdecken muss, mit dem aber auch eine Verantwortung verbunden ist, die auf das Wohl des Mitmenschen gerichtet ist. Diese Wesensaussage des Christentums hat mich schon früh stark berührt, dann über die Jahre mehr und mehr bewegt, um schließlich darin einen stärker wer- denden persönlichen Anspruch zu erken- nen, der auch gegenwärtig und hoffentlich auch zukünftig meinen Dienst als Diakon prägt. Was bedeutet Spiritualität für mich? Über diese Frage musste ich erst einmal länger nachden- ken, denn Spiritualität ist ein großer Begriff. Ich denke, es geht um eine innere Haltung. Ich vertraue darauf, dass es das Gute und Richtige gibt, an dem ich mich auch in schwieri- gen Situationen orientieren kann. In meinem Elternhaus habe ich Werte wie Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Familien- sinn und Mitmenschlichkeit erfahren. Diese Werte spielen für mich im Arbeitsalltag eine wichtige Rolle. Es liegt mir viel daran, einen guten Kontakt zu Patienten, Angehörigen und Kollegen zu pflegen. Es macht einen Unterschied, ob Zeit für ein freundliches Wort auf dem Flur da ist, ob ich mich auf Dr. Özlem Krischek, Chefärztin am St. Franziskus-Hospital

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Titel | Thema

Gisela Tränkner, Begleiterin in der Seelsorge

religiösen Feiern und Veranstaltungen mit- zuwirken: in Wortgottesdiensten, beim Ro- senkranzgebet mit den Bewohnern, beim Gesprächskreis im monatlichen ‚Trauer- cafe‘, bei den Wallfahrten zum Kloster Knechtsteden, durch Gebete und Anspra- chen bei Verstorbenenandachten. So ver- suche ich, im Seniorenhaus für ein durch unseren Glauben geprägtes Miteinander zu werben und für mich selbst Kraft für ein durch die Begegnung mit Gott erfülltes Leben im Alter zu finden. Eine Erinnerung aus frühen Kin- dertagen kommt mir, wenn ich an Spiritualität in meinem Leben denke: In den Ferien bei meiner Großtante saß ich oft auf der Schaukel und sang aus voller Kehle: „Die Sonne hoch am Himmels- zelt, alles hat Gott gemacht, die Sterne und die weite Welt alles hat Gott gemacht. Niemand ist größer, als unser Herr und Gott.“ Die Freude am Singen und die feste Verankerung in der Größe und Liebe Gottes haben sich stets durch mein Leben gezogen. Durch viele Jahre hindurch bin ich dieser Sehnsucht, die im Singen angefangen hat, gefolgt und lebe nun aus der Spiritualität der ‚Monastischen Gemeinschaften von Jerusalem‘: Wir singen dreimal am Tag von der Freude und Hoffnung eines Got- tes, der es wert ist, für immer, völlig gratis und ausschließlich gelobt und angebetet zu werden. Für mich ist das Singen und Beten eine ‚Beziehungskiste‘, wo all das, was durch mein Herz geht, was ich mit Augen, Ohr und Herz in der Stadt, beim Arbeiten und in den Begegnungen wahr- nehme, vor Gott und mit IHM seinen Platz hat. Sr. Katharina, Monastische Gemeinschaften von Jerusalem

Gelebte Spiritualität ist für mich eine Stärkung, durch das Leben zu gehen. Sie verfeinert unsere Fähigkeit, den natürlichen Be- wegungen, den Höhen und Tiefen des Lebens zu folgen. Ich glaube, unsere Intuition und unsere Fähigkeit, dem Le- ben zu vertrauen und danach zu handeln, werden durch unseren Glau- ben und die gelebte Spiritualität befördert. Mir ist es wichtig, meinen Glauben aktiv zu leben, ihn in die Gemeinschaften, in denen ich mich bewege, hineinzutragen. Seit ei- niger Zeit bin ich in unserem Seniorenhaus als Begleiterin in der Seelsorge unterwegs. Ich verstehe meinen Auftrag so, dass ich für und mit den Bewohnern Quellen auftue, aus denen sie Kraft schöpfen können. Sei es eine Begleitung am Bett, um gemein- sam zu beten, Angebote für Gruppen zu schaffen, in denen unser Glaube praktiziert werden kann, oder aber auch Räume zu schaffen, in denen unser Glaube, unsere Kirche und ihre Entwicklung kritisch hinter- fragt und diskutiert werden können. Be- sonders liegt mir die Begleitung der Men- schen amHerzen, deren Kräfte immer mehr schwinden und die palliativ versorgt werden müssen.

Günter Granrath, Mieter im Seniorenhaus St. Gertrud, Düren

Ich habe es nach dem Umzug ins Seniorenhaus vor mehr als

sechs Jahren als meine Auf- gabe angesehen, mich auch weiterhin im Sinn von einer auf Geistliches im religiösen Sinn ausgerichteten Haltung zu betätigen. Diese Spiritua- lität bringe ich in die Erstellung der Hauszeitung ein. Darüber hinaus wurde mir die Gelegenheit geboten, bei

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Titel | Thema

Christlich sein – Christlich führen Wenn die Arbeit im Glauben wurzelt

Stephanie Kirsch

Stefan Dombert

Thomas Gäde

Ein Unternehmen wie die Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria, das auf christlichen Werten fußt, braucht leitende Mitarbeiter, die aus einer christlichen Spiritualität und einer daraus abgeleiteten Geistes- und Lebenshaltung heraus planen und Entscheidungen treffen. Das Cellitinnen Forum sprach mit drei Geschäftsführern aus dem Verbund, die offen über ihre Arbeit und ihre Wurzeln im Glauben be- richteten. Wer hat Ihnen den Glauben vermittelt und Sie damit geprägt? Stephanie Kirsch, Jahrgang 1971, ist seit dreizehn Jahren in der Ge- schäftsführung der Seniorenhaus GmbH der Cellitinnen zur hl. Maria. Im Blick auf ihre spirituellen Wur- zeln schaut sie nach Kevelaer, ihren Geburtsort, der ihr nicht nur die unzähligen Wallfahrer vor der

Tür des elterlichen Hauses brach- te, sondern auch die Tätigkeit als Sonntagsmädchen: „Ich war sehr stolz darauf, als Jugendliche alle 14 Tage sonntags im Altenheim der Franziskanerinnen auszuhelfen. Die Schwestern schenkten uns großes Vertrauen. Der Wallfahrtsort bot uns Kindern und Jugendlichen von der Kommunionvorbereitung über Fe- rienfreizeiten bis hin zur Motorrad- wallfahrt viele attraktive Angebote. Ich erinnere mich außerdem noch sehr gut an die Besuche von Pater Wim, der oft an unserem Küchen- tisch saß. Ebenfalls prägend war die Zeit im Internat bei den Schönstatt- schwestern, die zugleich auch sehr lustig war. Doch den Grundstein für meinen Glauben hat selbstver- ständlich meine Mutter gelegt.

einigung St. Marien (HSM), kennt ähnliche Erfahrungen: „Ich bin in einem christlichen Elternhaus groß geworden und verdanke meinen Eltern sehr viel an Grundlagen über den christlichen Glauben. Ich habe verstanden, dass Gott eine Be- ziehung zu uns Menschen durch seinen Sohn haben möchte. Eine Beziehung ist keine Einbahnstraße. Hier geht es auch um Vertrauen des Geschöpfs in seinen Schöpfer. Ich muss nicht alles erklären können und auch nicht alles wissen. Des- halb ist der Glaube für mich auch immer ein Geheimnis, etwas, was ich nicht bis ins Letzte verstehen kann und eine permanente Heraus- forderung darstellt. Als Jugendlicher musste ich mich entscheiden, ob ich dieses Angebot einer persönlichen Beziehung an- nehmen will. Ich habe ein klares Ja

Stefan Dombert, Jahrgang 1969, Geschäftsführer der Hospitalver-

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Titel | Thema

dazu gesagt und später mit meiner Frau und meinen Freunden Men- schen an die Seite bekommen, die mich durch Höhen und Tiefen be- gleitet haben. Dazu gehörten auch Menschen aus meinem Jugend- kreis und der Kirchengemeinde.“ Thomas Gäde, Jahrgang 1965, ist Geschäftsführer der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria und seit über 15 Jahren für das Unternehmen tätig. „Geprägt durch mein katho- lisches Elternhaus, kam ich schon früh in Kontakt zur katholischen Ju- gend in Troisdorf. Zunächst wurde ich Messdiener. Unser damaliger Kaplan verstand es, in uns Kindern und Jugendlichen die Freude an Glaube und Kirche zu wecken und über die Jahre wachzuhalten. Er motivierte uns dazu, Verantwortung in der Gemeinde zu übernehmen. So leitete ich mit 15 Jahren eine Messdienergruppe, war einige Jahre Pfarrjugendleiter und wur- de später als jüngstes Mitglied in den Pfarrgemeinderat gewählt. Ich konnte mich also schon sehr früh in ‚Führungsrollen‘ ausprobieren. Mit 19 Jahren wählten mich die Delegierten des Dekanatsrates (heute: Katholikenrat Rhein-Sieg) zu ihrem Vorsitzenden. Die ehren- amtliche Arbeit in unserer Pfarrei hat mir immer viel Spaß gemacht, auch weil ich dort trotz meiner Ju- gend ernstgenommen wurde. Als ich nach Abitur, Bundeswehrdienst und Bankkaufmannslehre mit dem Studium begann, musste ich aus Zeitgründen das Amt niederlegen. Doch ich blieb der Gemeinde treu. Zwischenzeitlich hatte ich den Dienst als Lektor übernommen, das heißt, ich übernahm in den

sonntäglichen Messfeiern die Le- sung aus der Bibel. Ich befasste mich viel mit den Texten und be- zog sie mehr und mehr auf mein Leben.“

chen dürfen, dass Fehler verzeihen und einen Neubeginn wagen zum Leben dazugehören. Gäde: Mir war es immer wichtig, einen Beruf auszuüben, der nützlich ist und einen tieferen Sinn erfüllt. Als Bankkaufmann bewahrte und vermehrte ich Geld. Doch das hat mir nicht gereicht. In meiner jetzi- gen Arbeit als Geschäftsführer sehe ich vor allem die vielen Pflegenden und Ärzte, die wirklich unmittelbar etwas gegen das Leid der kran- ken und alten Menschen tun. Dazu eigne ich mich nicht, weder als Arzt noch als Pfleger. Doch meine Arbeit stiftet indirekt etwas Gutes und Sinnvolles, indem ich die Struk- turen gestalte und die Arbeit der anderen durch die wirtschaftliche Steuerung unterstütze. Aus diesem Wissen beziehe ich beruflich meine Energie. Dombert: Sinnvoll zu arbeiten ist auch für mich sehr wichtig. Einen großen Teil meiner Lebenszeit in- vestiere ich in die mir übertragenen Aufgaben und Verantwortungen. Beziehungen zu Menschen sind mir dabei wichtig – auch am Arbeits- platz. Es bereitet mir große Freude, mich mit Menschen zu beraten, etwas gemeinsam zu entwickeln und zu erreichen, andere bei etwas zu unterstützen, mich mit ihnen zu freuen und das Leben zu genie- ßen. Dazu gehört natürlich auch, in schwierigen Zeiten für andere da zu sein. Ich staune immer wieder über die Kreativität, die Schaffenskraft, die in uns Menschen hineingelegt ist. All das, auch unsere Neugier, zeugt doch von einem großen Schöpfergeist, der in uns hinein

Aus welchen Quellen ziehen Sie Ihre Kraft?

Dombert: Meine Beziehung zu Gott gibt mir Kraft: Nicht durch das, was ich ständig tue, bin ich akzeptiert und wertvoll, sondern durch Ihn. Für Ihn bin ich genug. Und das ent- lastet mich, ich muss mich nicht ständig beweisen. Es macht mich frei. Das gibt meinem Leben und meiner Arbeit Sinn. Ich empfinde das als Geschenk. Was für mich auch wichtig ist: dass es nach dem Tod noch weitergeht. Das hilft mir, im Leben die richtigen Prioritäten zu setzen. Scheinbar Wichtiges wird unwichtig, Großes wird klein – und umgekehrt. Ich kenne jemand, der unter seinen E-Mails stehen hat: ‚Das Beste kommt noch‘. Das gefällt mir rich- tig gut. Insofern ist jeder Tag ein Tag, an den ich große Erwartungen habe. Kirsch: Kraft gibt mir eine lebendige Teilnahme am religiösen Leben mit meiner Familie. An der offenen und gastfreundlichen Haltung unserer Cellitinnenschwestern versuche ich mich zu orientieren. Von ihnen lerne ich immer noch gerne, vor allem die Haltung, gelassen mit den Ent- wicklungen in meiner Umgebung umzugehen, das Potenzial, die neuen Möglichkeiten wahrzuneh- men und weniger die Misserfolge. Tröstlich in unserem Glauben finde ich, dass wir Menschen Fehler ma-

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Titel | Thema

gelegt ist. Dazu gehört für mich auch die Spiritualität.

etwas getan habe. Das führt mich zu innerem Frieden und zur Dankbar- keit. Das nimmt mir den Druck. Die- se Gelassenheit ist mir sehr wichtig. Gäde: Gelassenheit ist ein gutes Stichwort. Zu diesem Wert gehö- ren auch das Loslassen und Ver- trauen-Können. Das zeigt sich bei mir in der Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern. Ich pfusche ihnen nicht ständig ins Werk. Jeder muss Fehler machen dürfen. Überhaupt: Mit Menschen umzu- gehen, ist mein Thema. Ich versu- che, mich in sie hineinzuversetzen, und frage mich bei meinem Gegen- über, was ihn antreibt und was es braucht, damit er gute Bedingungen in unserem Verbund vorfindet und ‚die Chemie‘ zwischen uns stimmt. Durch diese Haltung stelle ich mich auf meine Gesprächspartner ein und versuche so, Überraschungen in Grenzen zu halten. Ein für mich besonderes Thema ist der Umgang mit Mitarbeitern in wirtschaftlichen Krisenzeiten. Ich habe das bei einem anderen Träger schon einmal sehr hautnah erlebt. Damals war die Schließung eines Bereichs einer Einrichtung al- ternativlos. Ich war derjenige, der die Entscheidung im Sinne des Ge- samtunternehmens treffen und da- für in einer Mitarbeiterversammlung geradestehen musste. Es lief mir vorher nächtelang nach, Mitarbeiter wegen wirtschaftlicher Schwierig- keiten entlassen zu müssen. Wir suchten zunächst nach Lösungen, möglichst alle im eigenen Unterneh- men weiter zu beschäftigen oder bei Partnern in Lohn und Brot zu

bekommen. Für viele konnten wir eine Lösung finden, aber leider nicht für alle. Kirsch: Spiritualität bei der Arbeit spiegelt sich für mich insbesondere in der Art des Miteinanders wider. Ich finde es von besonderer Quali- tät, dass wir Anteil nehmen und für- einander beten. Aus dieser Haltung ergibt sich auch der Umgang mit den vorhandenen Ressourcen. Für die Führung unseres Unterneh- mens fällt mir das Wort Nachhaltig- keit ein, im Sinne von Planen für die Zukunft. Nicht der kurzfristige Erfolg, sondern die langfristige Sicherstel- lung ist uns wichtig. Dombert: Es ist tröstlich, zu wissen, dass niemand perfekt ist, und wir einander benötigen und ergänzen, auch in der Arbeit. Mein Glaube macht mich zuversichtlich und gibt mir in stressigen Zeiten Halt und Orientierung. Und nicht zu verges- sen: Das Beste kommt zumSchluss.

Kirsch: Ich war schon als Kind in das Gemeindeleben der Wallfahrts- kirche St. Marien eingebunden und habe dort alles mitgemacht, weil sich das Leben unseres Wohnorts imWesentlichen dort abspielte. Mir bedeutet es viel, dort, wo ich lebe, dazuzugehören, Leben und Glau- ben zu teilen. So halte ich es auch mit meiner Familie in der Düssel- dorfer Gemeinde, wo ich jetzt lebe. Zu spüren, da ist Kirche und ich bin ein Teil davon, das tut mir gut und stärkt meinen Glauben. Was aus Ihren Überzeugungen, Ihrer Haltung, Ihrem Glauben fließt in Ihre Arbeit ein? Also in den Umgang mit Menschen, Plänen, Entscheidungen und Erfolgen? Dombert: Nehmen wir Erfolg. In Psalm 127 steht: ‚Ihr steht früh- morgens auf, und gönnt euch erst spät am Abend Ruhe, um das sauer verdiente Brot zu essen. Doch ohne Gottes Segen ist alles umsonst. Denen, die er liebt, gibt Gott alles Nötige im Schlaf‘. Natürlich lässt sich über den letzten Teil schmun- zeln. Für mich aber ist es wichtig zu wissen, dass der Erfolg nicht von mir allein abhängt. Ich versuche, in einem gesunden Maß zu investieren, was ich zur Verfügung habe. Alles dazu Notwendige habe ich bereits geschenkt bekommen. Zu meinem Leben gehört tatsächlich, dass ich frühmorgens aufstehe und mir spät abends erst Ruhe gönne. Ob ich erfolgreich bin, werde ich erst spä- ter feststellen. Ich habe schon er- lebt, dass ich mit Erfolg für etwas beschenkt wurde, wofür ich kaum

Das Cellitinnen Forum dankt Ihnen für das Gespräch.

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Titel | Thema

Über das Sterben reden Geistliche Begleitung ist für viele Palliativpatienten wichtig

Am Ende des Lebens – beson- ders, wenn das Sterben ein langer Prozess ist – sehen sich viele Men- schen auf die wesentlichen Dinge des Lebens zurückgeworfen. Kann ich gehen? Habe ich mich von allen verabschiedet, von denen ich mich verabschieden möchte? Habe ich meinen Frieden gemacht mit den Dingen, die mir noch auf der Seele lagen? Kann ich das Sterben und den Tod annehmen? „Der seel- sorgerische Bedarf oder besser der Bedarf nach spiritueller Unter- stützung ist auf unserer Station groß“, berichtet Oliver Blaurock, Leiter der Palliativstation im St. Vin- zenz-Hospital. „Die Wahrnehmung von Spiritualität und spirituellen Bedürfnissen nimmt desha l b

auszuschalten. Manchmal ist doch eher ein Psychologe der richtige Ansprechpartner. Geht es aber eher um die Vermittlung von Sinn und Tiefe, um Sinn und Halt in der existentiellen Situation, ist spirituelle Begleitung gefragt“, weiß- Blaurock. Spirituelle Bedürfnisse werden von den Krankenhausseelsorgern, Ge- meindepfarrern, Mitgliedern oder Geistlichen anderer Religionen und Glaubensrichtungen zeitnah und kompetent abgedeckt. Die Mit- arbeiter nähern sich dem Bedürf- nis der Patienten in einer offenen, fragenden Haltung: „Was denken Sie, was Sie gerade brauchen? Es gibt kein Patentrezept

nicht-weltlicher, geistlicher und geistiger Bedürfnisse, die Pflege nicht nur des körperlichen Leidens, sondern auch die Spende von Kraft und Trost ist Teil der Versorgung von Kranken am Lebensende. Wie aber sieht spirituelle Beglei- tung beim Sterben imKrankenhaus konkret aus? „Unser Team arbeitet multiprofessionell – viele Berufs- gruppen sind für unsere Patienten ansprechbar. So wird der Wunsch nach seelsorgerischer oder spiri- tueller Begleitung häufig an einen von uns herangetragen“, berichtet Blaurock. „Dann ergründen wir, wo- rum es dem Patienten genau geht. Geht es um Entspannung oder darum, das Nachdenken

in der Palliativmedizin einen großen Raum ein.“ Spiritual Care – die Versorgung

Mit wem möchten Sie gerne sprechen?

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Titel | Thema

Was könnte Ihnen helfen?“ Denn: Eine Lösung, die jedem Patienten in 08/15-Manier übergestülpt werden könnte, gibt es nicht. „Manche Pa- tienten“, so Blaurock, „haben Angst vor der Akzeptanz von Sterben und Tod. Das Schließen des weltlichen Lebenskreises mit der Frage „was kommt danach?“ beschäftigt einige sehr stark. Und bei manch einem Patienten ist es auch die Konfron- tation mit Schuld und Vergebung, die sich belastend auswirken kann. Um ein Gespräch zu bitten oder danach zu fragen, ist für viele nicht einfach.“ Aus seiner Sicht sind auf- suchende Angebote der richtige Weg, Menschen das Sterben und den Umgang mit schwerer Krank- heit und dem Tod leichter zu ge- stalten. Denn Spiritualität ist ein Pendel, das in beide Richtungen ausschlagen kann: Während sie für die einen Kraftquelle und Trost bedeutet, kämpfen andere mit As-

pekten wie Schuld und ungeklärten Dingen, die das Sterben erschwe- ren. Dies bedeutet, jeden Patienten dort abzuholen, wo er sich gera- de befindet. Wer ist im Sinne von Spiritual Care der Ansprechpartner für das gerade aktuelle Bedürfnis? Wer kann helfen, den Weg passier- bar zu machen? Wer kann helfen, Dinge zu ordnen? Wer kann Kraft spenden? Mediziner, Pflegende, Therapeuten können diesen Pro- zess aufnehmen und in die rich- tigen Bahnen lenken. „Uns allen im Team ist es wichtig, offen für diese Bedürfnisse und Wünsche unserer Patienten zu sein“, fasst Blaurock zusammen – und ist sich dabei der Grenzen, die das Thema innerhalb der Palliativmedizin hat, durchaus bewusst. „Den richtigen Ansprechpartner für die jeweiligen Fragestellungen unserer Patienten finden wir auf jeden Fall schnell und unkompliziert.“

Oliver Blaurock, Leitender Oberarzt Palliativstation Ein engagiertes und speziell aus- gebildetes Team aus Schwestern, Pflegern, Seelsorgern, Ärzten, einer Psychoonkologin, dem Sozialdienst, Physiotherapeuten und Sozialarbeitern kümmert sich intensiv um die Versorgung und Betreuung von Palliativpatienten und deren Angehörigen. Dies be- inhaltet auch eine adäquate und individuelle Schmerztherapie, die am St. Vinzenz-Hospital einen be- sonders hohen Stellenwert hat. Kontakt: Tel 0221 7712-252 oder per E-Mail palliativ.kh-vinzenz@cellitinnen.de

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Gelungener Schlussakkord Der Pflegekongress der Seniorenhaus GmbH beendet das Jubiläumsjahr

■■ Pflege 5.0 ■■ Glück/Resilienz/Selbstpflege

Am 26. September 2019 richtete die Seniorenhaus GmbH der Cel- litinnen zur hl. Maria den 1. Kölner (Selbst-) Pflegekongress für die Mit- arbeiter aus. Dabei wurde der Fo- kus auf die SELBST – Pflege gelegt und das Kongressformat auf ein offenes ,Insel-Hopping‘ angelegt. So konnten die rund 450 Teilnehmer selbst entscheiden, ob sie die Mes- seausstellung und Fachvorträge besuchen oder sich bei Streetfood austauschen wollten.

Politik hier oftmals zu langsam oder gar nicht agiere.

■■ Servicequalität/ Qualitätsservice ■■ Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit

Gleich zu Beginn begeisterte Maike van den Boom als Glücksforscherin das Publikum und nahm dieses auf ihre Reisen in die 13 glücklichsten Länder der Welt mit. Dass Glück weder von der Anzahl der Son- nenstunden, noch vom Reichtum der Menschen abhängt, machte sie an den Beispielen Islands und Costa Ricas deutlich. Denn viel- mehr ist es die persönliche Ein- stellung, die glücklich macht. Dies griff auch Ralph Goldschmidt auf, der spannungsreich erzählte, was

Hier standen entsprechende Vor- träge und Workshops zur Auswahl.

Höhepunkt des Tages war die Podiumsdiskussion zum Thema „Wie kann Pflege auch in der Zu- kunft gelingen“, bei der Prof. Dr. Rita Süssmuth (Bundestagspräsidentin a.D.) an die Pflegenden appellier- te, selbstbewusst Forderungen für ihren Berufsstand zu stellen, da die

Die Fachvorträge waren inhaltlich strukturiert in die Themenbereiche

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sich bei Connext Vivendi zum The- ma Pflegedokumentation zu infor- mieren, sowie über Angebote der Logistikfirma ProServ. ,Streetfood‘, Kaffee, Smoothies und vieles mehr sorgten den gan- zen Tag lang für das leibliche Wohl, während die Fotobox mit den rich- tigen Strand-Accessoires wie Luft- matratze, Palme & Co. tolle ,Insel- erinnerungen‘ anfertigte. Der (Selbst-) Pflegekongress im Maternushaus kürte das Ende der Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum des Unternehmens, die vor einem Jahr mit einer gemein- samen Rheinschifffahrt begonnen hatten. Unsere Pilgermadonna, die

es eigentlich heißt „sein Bestes zu geben“. Der frühere Starhotelier Ernst Wyrsch machte verständ- lich, wie wir mit unserem inneren ,Schweinehund‘ umgehen, der uns manchmal daran hindert, über das Erwartete hinauszugehen. Auch aus den eigenen Reihen der Senio- renhaus GmbH kamen Referenten. So berichtete Clemens Pollmann, Assistent der Regionalleitung Bonn & Kleve, zur Work-Life-Balance in der Pflege bei einer 5-Tage-Woche und Jennifer Kempen, aus dem Cellitinnen Seniorenhaus St. Ger- trud, beteiligte sich als professio- nelles Sprachrohr für die Mitarbei- ter an der Podiumsdiskussion. Alle ,Insel-Hopper‘ konnten zu jedem Themenbereich aus drei Vorträgen

auswählen, welcher Vortrag sie mit- reißt.

Und für alle, die mal keine Lust auf einen Fachvortrag hatten, fand pa- rallel im Foyer des Maternushauses eine Messe statt, auf der die Be- sucher den Pflegeroboter Pepper oder den Demenz Therapieball Ichó kennen lernen konnten. Im Liegestuhl, unter künstlichem Son- nenlicht, machten es sich die An- wesenden zur Aufgabe, die Seele baumeln zu lassen, Entspannung bei einer Massage zu finden oder sich von der Aromatherapie inspi- rieren zu lassen. Auch konnten sich die Besucher von den Neuheiten der Pflegebetten- und -stühle über- zeugen. Zeitgleich war es möglich,

Podiumsdiskussion mit Pflegeexperten

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„Es war ein sehr interessanter Tag und es bleiben einige Gedanken die mich begleiten und einen Platz finden. Ein paar Rednern hätte ich mit großem Interesse durchaus auch länger zuhören können und ich würde mich sehr freuen wenn weitere (Selbst-) Pflegekongresse zustan- de kommen.“

ihre Reise an diesem Tag begann, kehrte nach einem Jahr durch alle Seniorenhäuser zurück nach Köln und erhielt einen eigenen Stand mit Fotos von ihrer Pilgerreise. Viele Mitarbeiter zeigten sich be- geistert vom abwechslungsreichen Programm des Kongresses und wünschen sich eine Wiederholung der Veranstaltung.

Pia Carmanns, Personalmanagement, Seniorenhaus GmbH der Cellitinnen zur hl. Maria

„Das Programm versprach schon einen interessanten Tag und ich war sehr überrascht, dass

es auch noch viele andere Goodies neben den Vorträgen und der Diskussion gegeben hat, die das Thema abgerundet haben. Es gab so viele interessante Vorträge, die man leider nicht alle besuchen konnte. Aber ich habe so einiges an Anregungen mitnehmen können. Es war einfach ein toller Tag. Ein großes Kompliment an Sie und alle Mitwirkende, die bei der Planung und Umsetzung geholfen haben. Ich freue mich schon auf den nächsten Kongress.“

Wieder in Köln angekommen

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Auf den Hund gekommen Hündin Milla begeistert die Patienten des Heilig Geist-Krankenhauses

Sie kam. Sie setzte sich in die Mitte des Stuhlkreises. Und sie gewann unumwunden alle Herzen: Milla, die Therapiehündin. In das Seniorenca- fé des Krankenhauses kommt Milla mit ihrem Frauchen, Iris Heider, nun regelmäßig zu Besuch. Das Café ist ein Angebot des Heilig Geist-Kran- kenhauses für ältere, hochbetagte und demenziell erkrankte Patien- ten. Die Demenzbeauftragten des Hauses kümmern sich darum, dass durch gemeinsames Kaffeetrinken, Reden, Singen und Spielen die kog- nitiven und motorischen Fähigkeiten der Patienten angesprochen wer- den. Die Idee, einen Hund zu diesen Tref- fen mitzunehmen, schien zunächst etwas abwegig. Denn allein aus hy- gienischen Gründen gehören Tiere eigentlich nicht in ein Krankenhaus. Doch alle Sorgen konnten zerstreut werden. Milla bringt ein ärztliches Attest mit, das ihr bescheinigt, frei von Parasiten und gefährlichen Keimen zu sein, die besonders für geschwächte Personen ein Risiko darstellen könnten. Der Pudelmischling ist für diesen er- gotherapeutischen Einsatz speziell ausgebildet. Bei der Ausbildung ab- solvieren Hund und Herrchen oder Frauchen unter anderem Lernein- heiten zu therapierelevanten Kom- petenzen. Dazu gehören beispiels- weise Tricks, die Mensch und Hund zielgerichtet zur Interaktion anregen. Auch die Verständigung zwischen

auf einem Bauernhof groß wurde, weiß Heider, dass Tiere grundsätz- lich eine positive Wirkung auf den Menschen haben können. Gerade Hunde sind besonders treue Be- gleiter. Es gibt verschiedene Hun- derassen, die sich für eine Ausbil- dung zum Therapiehund eignen. In Mischling Milla steckt auch ein Schafpudel, also ein klassischer Hütehund. Diese Rasse ist sehr aufmerksam und zugewandt. Die Kosten für dieses Angebot wer- den vom Verein der Freunde und Förderer des Heilig Geist-Kran- kenhaus Köln e.V. getragen. Herzlichen Dank an dieser Stelle dafür.

Tier und Mensch wird gelehrt. „Die Lebendigkeit, die ein Hund in ein therapeutisches Setting bringt, ist mit nichts zu vergleichen“, sagt die ausgebildete Ergotherapeutin Hei- der. „Der Hund interagiert mit den Menschen und diese trainieren da- bei völlig spielerisch ihre kognitiven und körperlichen Fähigkeiten.“ Ge- rade für demenziell Erkrankte sei die Arbeit mit einem Hund besonders schön, da dieser sein Gegenüber nicht be- oder verurteilt, erläutert sie weiter. Gehe etwas bei den klei- nen Übungen schief

oder fehle plötz- lich eine zeitliche oder räumliche Or i ent i erung, reagiere der Korrektur, s o n d e r n passe sich der Situ- ation an. Er hole die Me n s c h e n immer wieder ins ‚Hier und Jetzt‘. Durch seine freund- liche Art habe er eine beruhi- gende Wirkung auf die Patienten, die bedingt durch ihre Erkrankung teilweise sehr un- sicher seien. Da sie Hund nicht mit einer

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Mobilität soll erhalten bleiben AltersTraumaZentrum Köln versorgt bei Knochenbrüchen ganzheitlich

verlauf negativ beeinflussen. Um diese Risikofaktoren frühestmöglich zu erkennen und Komplikationen vorzubeugen, arbeiten im ATZK die Unfallchirurgen ab dem Zeit- punkt der Einlieferung eng mit den Fachärzten für Altersmedizin, den Geriatern, zusammen. Ebenso gehören Physio- und Ergo- therapeuten zum Team des ATZK. Die Mobilisation nach einem Unfall ist bei älteren Patienten besonders wichtig. Ziel ist, die größtmögliche Selbstständigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen, um nach dem Krankenhausaufenthalt und einer anschließenden Rehabilitations- maßnahme eine Rückkehr in die vertraute Umgebung zu ermögli- chen. Diesen Übergang vom Kran- kenhausaufenthalt in Anschluss- maßnahmen und zurück ins private Umfeld unterstützen zusätzlich die Sozialdienste und die familia- le Pflege in den Krankenhäusern, die ebenfalls direkt in den Behand- lungsverlauf eingebunden werden. Das AltersTraumaZentrum leistet so einen wichtigen Beitrag dazu, ge- fürchteten Sturzverletzungen etwas von ihrem Schrecken zu nehmen. E-Mail unfallchirurgie.kh-vinzenz@ cellitinnen.de oder geriatrie.kh.marien@cellitinnen.de

Ältere Menschen kennen das Prob- lem: Bei schlechtem Licht fühlt man sich auf den eigenen Beinen plötz- lich nicht mehr sicher. Ohne Brille oder mit locker sitzenden Schuhen nimmt die Unsicherheit weiter zu. Das Phänomen führt dazu, dass jährlich rund fünf Millionen Men- schen stürzen. Eine der häufigsten Folgen ist der gefürchtete Hüft- oder Oberschenkelhalsbruch. Früher be- deutete diese Diagnose für einen älteren Patienten oft das Ende sei- ner Selbstständigkeit, wenn nicht sogar einen Auslöser für eine kon- tinuierliche Verschlechterung des Allgemeinzustands. Das muss aber nicht mehr so sein. So bieten die vier Kölner Kranken- häuser im Verbund der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria, eine besonders hohe Versorgungs- qualität, auch für Patienten ab 70 Jahren, die mit Knochenbrüchen

eingeliefert werden: Dafür wurden die Kliniken als erster Verbund in Nordrhein-Westfalen über vier Standorte hinweg erfolgreich von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) als ‚Alters- TraumaZentrum Köln, Verbund Nord-West‘, kurz ATZK, zertifiziert. Das Konzept des Zentrums sieht vor, dass ältere Patienten direkt bei der Aufnahme ein sogenann- tes ,Screening‘ durchläufen, bei dem altersbedingte Risikofaktoren geprüft werden. Dazu gehört zum Beispiel die Gefahr eines post- operativen Delirs, eines Verwir- rungszustandes, der vermehrt bei älteren Patienten nach einer Ope- ration auftreten kann. Aber auch andere Faktoren wie bestehende Herz-Kreislauf- oder Gefäßerkran- kungen, Diabetes oder eine bereits vorhandene Altersverwirrung oder Demenz können den Behandlungs-

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Schmerzen überlisten Mehr Lebensqualität durch das Anti-Schwerkraft-Laufband

„Fast einen Kilometer habe ich nach dem letzten Training geschafft“, freut sich Harald Schmitz (77). Was für andere selbstverständlich klingt, grenzt für den Wuppertaler an ein kleines Wunder. Bis zu sei- nem Eintritt in den Ruhestand führte er ein aktives Leben: Er leitete ein Familienunternehmen und ist bis heute ehrenamtlich im Polizeisport- verein aktiv, wo er lange Badminton spielte. Jedoch litt er immer wieder an ge- sundheitlichen Problemen. 2007 fing es mit einem Bandscheibenvor- fall an, 2009 benötigte er ein Hüftim- plantat. „Bis vor fünf Jahren konnte ich trotzdem noch Sport machen“, so der Wuppertaler, „dann wurde bei mir Lungenkrebs diagnostiziert.“ Schmitz überstand die Erkrankung, jedoch musste ein Teil seines Lun- genlappens entfernt werden, was zu weiteren körperlichen Beeinträch- tigungen führte: „Ich kann keinen Schritt mehr ohne Schmerzen ge- hen und bin daher nur noch sehr eingeschränkt unterwegs.“ Vor einem Jahr begann Schmitz im RTZ Regionales Therapie-Zentrum am Standort des Petrus-Kranken- hauses eine Physiotherapie. „Meine Therapeutin erzählte mir im Frühjahr von einem neuen Trainingsgerät, dem Anti-Schwerkraft-Laufband“, so Schmitz. Dieses ermöglicht Pa- tienten ein ‚normales‘ Gehen nach Operationen, da die Schwerkraft durch eine mit Luft gefüllte Kammer

um bis zu 80 Prozent verringert werden kann. Es eignet sich vor al- lem für Patienten nach Operationen mit Gelenkersatz, nach Sportver- letzungen oder mit Beschwerden durch Knie- oder Hüftarthrosen. Aber auch für Patienten mit chro- nischen Schmerzen, bei neurologi- schen Diagnosen oder Einschrän- kungen der Leistungsfähigkeit kann eine individuell dosierte Entlastung durch das Laufband eine Therapie- möglichkeit sein. Das Training findet immer in einer Eins-zu-eins-Betreuung durch einen Sporttherapeuten statt. Ha- rald Schmitz entschloss sich, das Gerät zu testen, und war sofort von der Wirkung begeistert: „Wir wuss- ten nicht, ob das Training bei mir einen großen Effekt erzielen wird. Aber als ich nach dem ersten Mal ausstieg, tat mein Rücken nicht

mehr weh und ich konnte rund 20 Minuten amStück ohne Schmerzen laufen.“ Seither nutzt er das Gerät zweimal pro Woche. „Wir gehen davon aus, dass Herr Schmitz durch die Schmerzen beim Gehen unbewusst eine Hemmung entwi- ckelt hat, richtig zu laufen“, erklärt Michael Lehmann, Leiter des RTZ am Petrus-Krankenhaus, „durch die Schwerelosigkeit während des Trainings wird dieser Schmerz- schalter sozusagen umgelegt und die Erinnerung wiedererweckt, wie normales Gehen funktioniert.“ Der Trainingseffekt bestätigt die Theo- rie: Von Mal zu Mal schafft Harald Schmitz auf dem Laufband ein paar schmerzfreie Schritte mehr und möchte daher unbedingt da- beibleiben: „Ich hoffe, dass sich die schmerzfreien Intervalle langsam aber sicher weiter steigern wer- den“, schließt er.

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Keine langen Wartezeiten Institut für Radiologie am St. Marien-Hospital offiziell eingeweiht

Kurzfristige Terminvergaben für ambulante privat und gesetzlich versicherte Patienten und ein Ma- gnetresonanztomograph (MRT) mit der größten auf dem Markt verfüg- baren Öffnung von 70 Zentimeter nennt Dr. Michael Buhr, Leitender Arzt des neu eröffneten Instituts für Radiologie am St. Marien-Hospital in der Kölner Innenstadt, als großes Plus seiner Abteilung. Die moderne Spulentechnik des MRTs ermög- licht vom Kopf bis zu den Füßen alle radiologischen Untersuchungsver- fahren bei größtmöglichemKomfort für den Patienten. Inzwischen neigen sich auch die letzten Baumaßnahmen in den neu- en Räumlichkeiten dem Ende zu und alle Geräte stehen am richtigen Platz. „Wir freuen uns, nun endlich die offizielle Eröffnung in unseren modernen Räumen bekannt zu machen“, sagt Buhr, „nachdem die Kassenzulassung für ambu- lante Patienten schon seit gerau- mer Zeit besteht.“ Das Institut für Radiologie am St. Marien-Hospital

steht sowohl dem Krankenhaus für alle bildgebenden Diagnose- und Therapieverfahren zur Verfügung als auch dank der kassenärztlichen Zulassung ambulanten Patienten. Das vierköpfige Team kann vom Kopf über alle Gelenke und dem Rumpf bis zu den Fußgelenken alle radiologischen Untersuchungsver- fahren anbieten. Dazu zählen neben allen gängigen Röntgenverfahren

schwere oder adipöse Patienten viel komfortabler. Mit dem moder- nen CT ist die Strahlenbelastung deutlich geringer: Sie ist nur minimal höher als bei der konventionellen Röntgen-Diagnostik, bei wesent- lich verbesserter diagnostischer Sicherheit. Dank der Öffnungszeiten von 6 Uhr morgens bis 18 Uhr abends sind Terminvergaben für ambulante Patienten ohne lange Wartezeiten möglich. Das radiologische Institut ist vom Kölner Hauptbahnhof aus fußläufig gut zu erreichen. Park- plätze gibt es auf dem hauseigenen Parkdeck. Radiologie am St. Marien-Hospital Tel 0221 1629–6200 E-Mail info.mvz@cellitinnen.de www.mvz-marien-koeln.de

auch die Knochen- dichtemessung (DXA) zur Diagnostik der Osteoporose, durch- leuchtungsgesteuerte Untersuchungen wie Magnet- und Compu- tertomographie (CT). Die große Öffnung des MRT macht die Unter- suchung insgesamt und speziell für große,

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