CellitinnenForum 4_2019_

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Was uns trägt Menschen im Cellitinnenverbund erzählen von ihrer Spiritualität

Schwester Bernharda, Cellitinnen zur hl. Maria

das zu können, muss ich mit offenen Augen und Ohren durch das Leben gehen. Dabei gebe ich anderen das Gefühl, für sie da zu sein, und oft ahne ich, was mein Gegen- über fühlt, ohne es zu sagen. Ich erkenne das Gesicht meiner Schwestern und Brüder hinter deren Fassade. Durch das Gebet und die Eucharistie erlebe ich Gott und seine Liebe. Wenn ich den Weg, mit allen seinen Höhen und Tiefen, mit IHM gehe, dann sorgt Er für mich. Ich spüre tief in mir eine Ruhe und Geborgenheit. Das bedeutet für mich Spiritualität.

Wir Cellitinnen leben nach der Regel des hl. Augustinus (354–430). Er war Jahrzehnte lang ein Gott-Suchender und pflegte das Miteinander mit Freun- den und Gleichgesinnten im Gebet, Gespräch und in der Gemeinschaft. Gemeinsam strebten sie nach dem Ziel und blieben dabei immer Gott-Suchende, „um ihn zu finden und von neuem zu su- chen“, so der hl. Augustinus. Die Spiritualität dieser Regel, die sich Jahrhunderte bewährt hat, liegt also im Gemeinschaftsleben der Mitglieder. Gemeinsam gehen auch wir Or- densschwestern dem Hauptgebot Christi nach: Gottes- und Nächstenliebe zu pflegen und dabei „ein Herz und eine Seele auf Gott hin zu sein“ (hl. Augustinus). Dies ist nicht immer leicht, so bedarf es der täglichen Stärkung durch die gemeinsame Feier der hl. Messe, des Gebetes – besonders zum Heiligen Geist – und der tätigen Nächs- tenliebe. Auch als alternde Gemeinschaft sind wir aufgerufen zum Zeugnis. Heute sehen wir Schwestern unsere Aufgabe da- rin, durch unser persönliches Gebet und in Gemeinschaft die Sorgen und Bedrängnis- se von Kirche und Welt vor Gott zu tragen und mit denen zu teilen, die Not leiden.

Schwester Margarita, Missionsschwester Unserer Lieben Frau von Afrika

Der Gründer der Afrikamissiona- rinnen (Weiße Schwestern), Kardinal Charles Lavigerie, wollte eine Gemeinschaft

von Aposteln, die bereit sind, sich senden zu las- sen, wo immer der Geist sie hinführt. Dafür wählte er die ‚ignatianische Spiritualität‘, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, mit seiner Kultur, seiner Religion, sei- nen Fähigkeiten und Nöten. Es geht uns darum, so in Christus verwurzelt zu sein, dass wir Ihn, seine Barmherzigkeit und Liebe, durch unser Leben verkünden. Wir wurden gesandt, unser Leben so weit wie möglich mit der Afrikanischen Bevölke- rung zu teilen, um imMiteinander Wege aus ungerechten Strukturen, aus Armut, Krank- heit und Not jeder Art zu finden. Gegründet in einem islamischen Land, Algerien, ist der Dialog der Religionen und Kulturen eine der Prioritäten unseres Wirkens.

Schwester Dominica, Kongregation der Teresian Carmelites Spiritualität heißt für mich, den Weg im Alltag mit Gott zu gehen. Das bedeutet zum einen, in den Augen des Nächsten Gott entdecken. Um

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