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Idee | Einsatz

Laien zu Lebensrettern machen Die Traumabox kann Leben retten!

die Wunde. Beides verbleibt am Patienten, bis der Rettungsdienst eintrifft. Maßnahmen zur Blutstil- lung haben eine hohe Priorität: Ein massiver Blutverlust bei großen Wunden kann innerhalb von Se- kunden zum Tod führen. Wer sich im Notfall unsicher fühlt, findet in der Traumabox auch eine eindeu- tige Anleitung zur Handhabung der Gegenstände vor. Die Entwicklung der Traumabox ist nicht zuletzt dem Zeitgesche- hen geschuldet. Terroranschläge in Europa, Amokläufe an Schulen, ein – zumindest gefühltes – höheres Aufkommen an Schuss- und Explo- sionsverletzungen beeinflussten die Idee einer überall verfügbaren Box, in der die wichtigsten Hilfsmittel für eine schnelle Blutstillung vorhan- den sind. Nach und nach sollen die Boxen deutschlandweit an Orten mit hohem Menschenaufkommen wie Bahnhöfen, Flughäfen und Ein-

Die Übergabe der Traumabox an das St. Vinzenz-Hospital

Im Juli übergaben die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und die Deutsche Trauma- stiftung (DTS) die erste Traumabox an die Öffentlichkeit. Dieses neue Erste-Hilfe-System kann im Notfall Leben retten. Täglich passieren Unfälle, bei denen sich Beteiligte so schwer verletzen, dass es zu einer lebensgefährlichen Blutung kommt. 68 Prozent der vermeidbaren Todesfälle im Ret- tungsdienst sterben an solchen Blutungen. Während Defibrillato- ren, die öffentlich zugänglich sind, inzwischen schon zum normalen Stadtbild gehören, mangelte es in den Augen der DGU und DTS noch an einem einfachen, aber wirkungs- vollen Equipment zur Ersthilfe bei großen, blutenden Verletzungen. Das neu entwickelte Set enthält ein Tourniquet, mit dem eine große, stark blutende Wunde wirkungsvoll abgebunden werden kann, sowie

einen speziellen Druckverband und Einweghandschuhe. „Wenn man ein solches Set zur Hand hat und schnell anwendet, kann das für einen Betroffenen das Überleben bedeuten“, weiß Prof. Dr. Dietmar Pennig, Chefarzt der Klinik für Un- fall- und Wiederherstellungschirur- gie, Orthopädie und Handchirurgie am Kölner St. Vinzenz-Hospital und DGU-Generalsekretär. „Die Trau- maboxen sollen in kurzer Zeit an öffentlichen Plätzen ebenso verfüg- bar sein wie die schon bekannten Defibrillatoren.“ Das Tourniquet ist ein spezielles Abbindesystem, um den Blutfluss zu unterbrechen. Es ähnelt einer Blutdruckmanschette und stammt ursprünglich aus der militärischen Einsatzmedizin. Die Handhabung ist einfach: Das Tourniquet wird so- lange festgezogen, bis die Wunde nicht mehr blutet. Der Notfallver- band bringt zusätzlich Druck auf

kaufszentren aufgestellt werden. Denn: Im Ernst- fall kann und soll jeder helfen, egal ob Laie oder Profi. Dies sollte nicht am nötigen Equipment scheitern!

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