CellitinnenForum 4_2019_

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ein Patientengespräch einlassen kann und für die Begegnung von Mensch zu Mensch Raum bleibt. Gerade das gibt mir persönlich viel Kraft im Alltag. Doris Henke-Happ, Regionalleiterin Ich hatte ein Schlüsselerlebnis: Als Fünfjährige fand ich ein Kindergebetbuch. Ich habe wochenlang darin gelesen und war völlig fasziniert. Mein Gefühl ist heute noch, dass dieser Jesus mich an die Hand nimmt. Getragen von Gott kann ich mutig sein, bereit zu Risiken und neuen Wegen. So kann ich auch schwere Schritte wagen. Ich möchte keine Ellenbogengesellschaft, sondern ein Miteinander, ein Leben in Re- spekt vor den Kulturen und Ritualen der anderen. Meine Überzeugung: Nimm dich selbst nicht so wichtig, sei du nicht der Maßstab aller Dinge. Geh ein bisschen in den Schuhen des anderen. Slim Haba, Wohnbereichsleitung St. Maria Ich bin 1991 in Deutschland ge- boren, und zwar hinein in eine aus Tunesien stammende muslimische Familie. Das Gebet, den Koran und die muslimischen Feiertage hat uns besonders unsere Mutter nähergebracht. Die Einhaltung des Ramadan, der Besuch der Moschee, zumindest an hohen Feiertagen, gehören für mich nach wie vor zum Leben dazu. Auch wenn ich nicht alle Gebote strikt einhalte, so fühle ich mich doch Gott und der muslimischen Gemeinschaft verbun- den. Es ist ein Gefühl tief in mir drin, das ich nicht erklären kann. Ich ziehe Kraft aus der Barmherzigkeit Gottes und die- ses Geschenk gebe ich als Altenpfleger weiter.

Diakon Wolfgang Allhorn

Paulus schreibt im 12. Kapitel des 1. Korintherbriefes über die Gaben des Geistes und ihre Verteilung. Voran schickt er allgemein, dass Gott alles in allen bewirkt und dann, dass „jedem aber… die Offenba- rung des Geistes geschenkt (wird), damit sie anderen nützt“ (1 Kor 12,7). Anders ausgedrückt be- deutet dies, dass jeder mit seinem beson- deren Talent ausgestattet ist, das man bei sich entdecken muss, mit dem aber auch eine Verantwortung verbunden ist, die auf das Wohl des Mitmenschen gerichtet ist. Diese Wesensaussage des Christentums hat mich schon früh stark berührt, dann über die Jahre mehr und mehr bewegt, um schließlich darin einen stärker wer- denden persönlichen Anspruch zu erken- nen, der auch gegenwärtig und hoffentlich auch zukünftig meinen Dienst als Diakon prägt. Was bedeutet Spiritualität für mich? Über diese Frage musste ich erst einmal länger nachden- ken, denn Spiritualität ist ein großer Begriff. Ich denke, es geht um eine innere Haltung. Ich vertraue darauf, dass es das Gute und Richtige gibt, an dem ich mich auch in schwieri- gen Situationen orientieren kann. In meinem Elternhaus habe ich Werte wie Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Familien- sinn und Mitmenschlichkeit erfahren. Diese Werte spielen für mich im Arbeitsalltag eine wichtige Rolle. Es liegt mir viel daran, einen guten Kontakt zu Patienten, Angehörigen und Kollegen zu pflegen. Es macht einen Unterschied, ob Zeit für ein freundliches Wort auf dem Flur da ist, ob ich mich auf Dr. Özlem Krischek, Chefärztin am St. Franziskus-Hospital

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