CellitinnenForum 4_2019_

Lehren | Lernen

Wie will ich pflegen? Spiritualität in der Ausbildung der Louise von Marillac-Schule

Der Louise von Marillac-Schule ist es ein großes Anliegen, ihren Schü- lern neben der Pflege in Theorie und Praxis auch Spiritualität und eine ethische Haltung nahezubringen. Viele Schüler der Pflegeschule ha- ben oft nur wenig oder keine christli- che Vorbildung. Dennoch entschei- den sie sich für eine Ausbildung bei

einem christlichen Träger – mit allen Konsequenzen, die dies für die Aus- bildung, den Schul- und Pflegeall- tag hat. „Die Vermittlung spiritueller Grundwerte fußt auf zwei Säulen“, erläutert Lehrerin Ulrike Tönneßen. „Zum einen vermitteln wir Spirituali- tät im Unterricht und zum anderen leben wir christliche Schulkultur. Der Louise von Marillac-Schule ist eines im Umgang mit den Schülern aller Kurse sehr wichtig – egal, welchen Hintergrund sie haben, wo sie her- kommen oder hinwollen: die Fragen nämlich ‚Was trägt mein Leben? Wie will ich pflegen?‘ Der religiöse Rahmenlehrplan des Erzbistums Köln ergänzt die klassi- schen Unterrichtsinhalte des Curri- culums durch eine ethisch-re- ligiöse Betrachtungsweise der dort vermittelten Themen. In einem

christlicher Trägerschaft“, erläutert Tönneßen.

Die Schulkultur der Louise von Ma- rillac-Schule zeigt sich christlich ge- prägt durch verbindliche Gottes- dienste zur Einschulung und zum Examen, Feiern der Feste im Kir- chenjahr, Angebote zu Andachten und Meditation. All dies trägt dazu bei, eine spirituelle Grundhaltung nicht nur zu vermitteln, sondern auch im Schulalltag zu leben. Die Schüler gestalten solche Feiern mit, schreiben Texte, suchen Lieder aus, denken über Fürbitten nach. Ein tiefes und – manchmal trotz aller an- fänglichen Vorbehalte – fast natür- liches Verständnis von Spiritualität kommt da zum Tragen, ohne dass sich die Schüler immer ausdrücklich über diesen Prozess bewusst sind. Aus Rückmeldungen vieler Schüler am Ende der Ausbildung weiß Tön- neßen, dass sie die Schule ethisch, spirituell und persönlich herausge- fordert und zugleich gestärkt ver- lassen. Das liege aber bei weitem nicht nur an dem ergänzenden Cur- riculum, sondern auch daran, wie man sich im Schulalltag begegne. Die Erarbeitung und Vermittlung von Ethik und damit auch von Spirituali- tät wird in den Schulalltag integriert und bereichert diesen immens. Die Schüler werden so immer wieder mit den Fragen konfrontiert: Was trägt mein Leben? Wie will ich pfle- gen?

dreitägigen Ster­ beseminar zum Beispiel wird die Frage nach eigenen Le- bensgrundlagen und religiösen Be- dürfnissen der zu Pflegenden mitbe- dacht. „Das Mit-Den- ken auf einer spirituel- len und religiösen Ebene ist für viele Schüler un- gewohnt und heraus- fordernd, gehört aber zu der Charakteristik einer Ausbildung in

Louise von Marillac mit einer Vinzentinerin

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