BayernDach Magazin 5-2019

Abfallentsorgung BETRIEB

auch davor, selbst zur Zielscheibe der Kritik von End- verbrauchern zu werden. So verbleibt leider bis heu- te auch die Aufgabe, die Entsorgungsengpässe zu erklären und die Preissteigerungen für die Entsor- gung zu begründen, beim betroffenen Handwerk. Im Verlauf der teilweise kontrovers geführten zwei- einhalbstündigen Diskussion wurde die Frontlinie immer klarer: Auf der einen Seite dieser Linie stehen die MVA, auf der anderen Seite die Entsorgungs- dienste. Immer häufiger empfinden die Entsorger das Annahmeverhalten der MVA als „willkürlich“. Demgegenüber halten die MVA den Entsorgungs-

lage gestellt. Von kommunaler Seite wird ein solcher Antrag auch nicht gestellt werden, und ein gewerb- licher Investor ist nicht in Sicht. Dass die Gewerbe-Abfall-Verordnung in ihrer aktu- ellen Fassung praxisfern und teilweise nicht umsetz- bar ist, wurde von keinem Teilnehmer der Runde an- gezweifelt. Zwar sei eine Evaluierung in 2020 ge- plant, und die bayerische Staatsregierung will auf Bundesebene auf praxistaugliche änderungen drän- gen. Die Forderungen der Dachdecker: Es sollen nicht länger Abfallstoffe sortiert werden, für die es ohnehin keinen Recyclingmarkt gibt. Auch die Ver-

diensten „Intransparenz“ vor. Das StMUV sieht sich in der Rolle des „Moderators“, das Bayerische Staats- ministerium für Wirtschaft, Landes- entwicklung und Energie StMWi als „beobachtende Genehmigungsbe- hörde“. Einig war sich die Gesprächsrunde bei den Zukunftsperspektiven: Die Verbrennungskapazitäten in Bayern betragen derzeit über 3,3 Mio. Ton- nen pro Jahr, davon rund 800.000 Tonnen für Gewerbemüll. Die Ent- sorgungsprobleme werden sich je- doch verschärfen. Bestehende Anla- gen müssen altersbedingt Revisionen einplanen. Was dies bedeutet, erfah- ren derzeit Entsorgungsdienste im Raum Würzburg, wo eine der Ver- brennungslinien aufgrund solcher Revisionsarbeiten nicht zur Verfü-

pflichtung zur Bildung von Reinfrak- tionen für Stoffe, die von den MVA in dieser Form gar nicht verarbeitet werden können, soll abgeschafft werden. Künftig sollen die Anforde- rungen an die Abfallentsorgung bei Ausschreibungen mehr als bisher sachorientiert und seriös kalkulierbar werden. Zudem müssen auch Her- steller in Zukunft mehr in die Verant- wortung eingebunden werden. Die MVA haben jedenfalls ihre Ko- operationsbereitschaft signalisiert. Voraussetzung sei allerdings, dass ihnen Abfallarten und -mengen ein Jahr im Voraus als Planungsgrundla- gen gemeldet werden. „Reines Wunschdenken“, kommen- tieren Handwerk und Container- dienste. Denn diesen „Blick in die Kristallkugel“ kann seriös niemand

Die weiteren Aussichten: Die Bevölkerung wächst und mit ihr das vorrangig zu entsorgende Hausmüll- aufkommen. Parallel dazu werden Verbrennungslinien der MVA revisionsbedingt vorübergehend ausfallen. Eine realistische Vorschau auf die Müllmengen von morgen ist nicht möglich.

gung steht. Außerdem werden die Möglichkeiten des Müll-Exports schrumpfen. Parallel dazu nimmt die Bevölkerungszahl in Bayern weiterhin zu. Die Folge: Auch das Hausmüllaufkommen wird steigen – und dessen Entsorgung hat nun mal Priorität bei den MVA. Einigkeit herrscht auch beim Bedarf für mindestens eine zusätzliche MVA sowie größere Zwischenlager- kapazitäten. Bisher wurde jedoch kein Antrag auf Errichtung oder Erweiterung einer bestehenden An-

vornehmen. Zudem fehlen den Containerdiensten Kapazitäten für eine Ausdehnung der Zwischenlage- rung auf den eigenen Bertiebsgeländen. Ein Platz- problem gibt es auch für die Zwischenlagerung von Containern bei den MVA, damit diese die angelie- ferten Reinfraktionen nach ihren individuellen Be- dürfnissen der Verbrennung beimischen könnten. Für die Containerdienste ist der umsetzbare Ausweg in erster Linie die Schaffung neuer Exportkontakte, etwa in die Schweiz oder nach Skandinavien.

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