Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 2/2019

MIGRÄNE

durchMedikamente ausgelöstwerden, die nicht zur Schmerzbehandlung eingesetzt werden, beispielsweise durch Nitropräpa- rate oder Phosphodiesterase-Hemmer. Die 2018 überarbeitete S1-Leitlinie „Di- agnose und Therapie des Kopfschmerzes durch Übergebrauch von Schmerz- und Migränemitteln“ von der Deutschen Ge- sellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz- gesellschaft (DMKG) empfiehlt nach der Diagnose eines MÜK ein dreistufiges Vor- gehen: Die Patienten werden zunächst be- raten und geschult, wie sie die Einnahme der Akutmedikamente reduzieren können. Zeigt dies keinen Erfolg, kann eine medi- kamentöse Prophylaxe erwogen werden. Auf der dritten Stufe folgt ein Entzug. Patienten, die Analgetika oder Triptane einnehmen, können diese abrupt abset- zen. Opioide, Barbiturate und Tranquilizer sollten langsam ausgeschlichen werden. 18 REFERENZEN & LITERATUR 1 Telgheder, M. Krankheitskosten: Migräne kostet deutsche Wirtschaft jährlich fast 150 Milliarden Euro. Handelsblatt, 26.11.2018, online abrufbar auf www.handelsblatt.com. 2 Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Deut- sche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie: Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne. 2018. 3 International Headache Society. IHS Classifi- cation ICHD-II, online abrufbar unter www.

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KURZZUSAMMENFASSUNG Migräne-Kopfschmerzen sind meist relativ stark, einseitig, pulsierend-pochend und nehmen bei Belastung zu. Viele Pa- tienten leiden zusätzlich unter Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen. Laut der aktuellen Leitlinie zur Therapie und Pro- phylaxe der Migräne sollen leichte und mittelstarke Attacken zunächst mit Acetylsalicylsäure oder einem anderen nicht ste- roidalen Antirheumatikum (Ibuprofen, Diclofenac) behandelt werden. Auch Kombinationsanalgetika (250mg ASS, 200mg oder 250mg Paracetamol und 50 oder 65mg Coffein) sind nachgewiesen wirksam. Um der Gefahr eines Medikamen- tenübergebrauchskopfschmerzes vorzubeugen, sollen Mono- Analgetika nicht häufiger als an 15 Tagen pro Monat einge- nommen werden, Kombipräparate nicht mehr als zehn Tage. Bei Migräneattacken mit starken Schmerzen, die nicht auf An- algetika oder NSAR ansprechen, sind Triptane Mittel der Wahl. Die einzelnen Wirkstoffe unterscheiden sich vor allem in der

Zeit bis zum Wirkungseintritt: Am schnellsten wirkt subkuta- nes Sumatriptan. Bei oraler Einnahme wirken Rizatriptan und Eletriptan am schnellsten, Naratriptan und Frovatriptan brau- chen am längsten bis zum Wirkeintritt. Alle Triptane wirken besser, wenn sie zu einem frühen Zeitpunkt während der Atta- cke eingenommen werden. Propranolol, Metoprolol, Flunarizin, Amitriptylin, Topiramat und Valproinsäure sind laut Leitlinie wirksam in der Migräne- prophylaxe. Neu in der Prophylaxe sind monoklonale Antikör- per, die sich gegen das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) beziehungsweise den entsprechenden Rezeptor richten. Ere- numab (Aimovig®) ist der erste verfügbare CGRP-Antikörper. • Erenumab (Aimovig®), Galcanezumab (Emgality®) und Frema- nezumab (Ajovy®) sind zugelassen zur Prophylaxe der Migräne bei erwachsenen Patienten, die an mindestens vier Tagen im Monat an Migräne leiden. Sie werden mittels Fertigpen einmal monatlich subkutan injiziert.

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