Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 2/2019

DR. JULIA PODLOGAR

Pathogenese der altersbedingten Makula- degeneration (AMD) beiträgt, wird häufig zur Einnahme von Antioxidantien geraten, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Tatsächlich wurde in der ARED-2-Studie bei bestimmten Subgrup- pen (AREDS-Kategorie 3 in mindestens einem Auge oder AREDS-Kategorie 4 in nur einem Auge, s. Infobox rechts) ein po- sitiver Einfluss von Antioxidantien festge- stellt, und zwar in folgender Kombination: Vitamin C 500mg/d, Vitamin E 400 I.E./d, Zinkoxid 25mg/d, Kupferoxid 2mg/d, Lu- tein 10mg/d und Zeaxanthin 2mg/d. In Deutschland sind zahlreiche NEM im Han- del, die explizit zur Einnahme bei AMD beworben werden, aber nicht exakt der Studienmedikation entsprechen; somit liegen hierfür auch keine Wirksamkeits- nachweise vor. Für Patienten mit AMD der Kategorie 1, 2 oder 4 an beiden Augen wird die Einnahme von Antioxidantien ex- plizit nicht empfohlen. Es gibt bisher keinen Hinweis darauf, dass sich die prophylaktische Einnahme bestimmter NEM günstig auf das Neu- auftreten einer AMD auswirkt; für die Allgemeinbevölkerung kann daher ebenso wenig eine Empfehlung ausgesprochen werden wie für Patienten der AREDS- Kategorien 1 und 2. Für Patienten der AREDS-Kategorien 3 und 4 kann die Ein- nahme von Nahrungsergänzungsmitteln entsprechend der ARED2-Studie empfoh- len werden. Ausnahmen stellen Patienten mit fort- geschrittener AMD in beiden Augen, da für diese Gruppe keine Daten vorliegen. Grundsätzlich besteht kein Unter- schied in den Ernährungsempfehlungen für die Allgemeinbevölkerung und Pati- enten mit AMD bzw. einem Risiko für die Entwicklung einer solchen. Völlig unab- hängig von der Zusammensetzung der Nahrung oder der Einnahme von NEM gilt die uneingeschränkte Empfehlung, als wichtigste Präventivmaßnahme im Hinblick auf AMD und unzählige weitere Erkrankungen unbedingt das Rauchen einzustellen. Außerdem sollten geeignete Schutzmaßnahmen gegen Sonnenlichtex- position getroffen werden. 20

Maca-Produkt in einer im Service-Portal Pharmazie eingegangenen Anfrage von einem Heilpraktiker zur Behandlung eines an Epilepsie und ADHS erkrankten Jungen empfohlen, was angesichts der möglichen hormonartigenWirkung gerade bei einem Heranwachsenden als höchst bedenklich anzusehen ist. Probiotika sind Präparationen lebender Mikroorganismen, die nach oraler Appli- kation das Verhältnis intestinaler Keime so beeinflussen sollen, dass daraus positi- ve Effekte für den Organismus resultieren. Sie werden für die unterschiedlichsten Indikationsgebiete eingesetzt, von de- nen viele nur unzureichend belegt sind. Zunehmend wird ihnen auch eine unter- stützende Funktion bei der Gewichtsre- duktion zugeschrieben. Wahr ist, dass sich das Darm-Mikrobiom normal- und über- gewichtiger Personen unterscheidet; ähn- liches konnte in epidemiologischen Stu- dien für eine Vielzahl von Erkrankungen gezeigt werden. Außerdem gibt es viel- versprechende tierexperimentelle Ergeb- nisse: Wenn zuvor keimfrei aufgezogenen Mäusen das Mikrobiom übergewichtiger Tiere transferiert wurde, wurden sie eher übergewichtig als nach dem Empfang des Mikrobioms normalgewichtiger Tiere. 18 Theoretisch scheint also eine Beeinflus- sung des Körpergewichts durch Verände- rungen im Mikrobiom möglich. Allerdings sind probiotische Effekte in hohem Maße stammspezifisch und es ist völlig unklar, welcher Stamm in welcher Dosierung über welche Einnahmedauer eventuell die erwünschten Effekte erreichen kann. Zur Einnahme eines beliebigen auf demMarkt befindlichen Probiotikums zur Unterstüt- zung bei der Gewichtsreduktion kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht geraten werden, zumal beim Einsatz bestimmter Stämme sogar eine Erhöhung des Körper- gewichts festgestellt wurde. 19 Außerdem müssen potenzielle Sicherheitsrisiken, beispielsweise bei immunsupprimierten Personen (Fungämie/Bakteriämie) beach- tet werden. Probiotika zum Abnehmen

die adäquate Versorgung mit Vitami- nen, Mineralstoffen und Spurenelemen- ten eine besonders vulnerable Phase dar. Trotz der lange bekannten Bedeutung einer ausreichenden Folsäureversorgung zur Prävention von Neuralrohrdefekten beginnen nur zehn bis 34 Prozent der Schwangeren die Supplementation recht- zeitig und in ausreichender Dosierung. 21 Die Einnahme von 400 μg Folsäure soll nach den Empfehlungen des Netzwerkes „Gesund ins Leben“ idealerweise mindes- tens acht Wochen präkonzeptionell er- folgen, um auch bei zuvor bestehenden Mangelzuständen spätestens zum Zeit- punkt des Neuralrohrverschlusses drei bis vier Wochen nach der Konzeption eine ausreichende Folatkonzentration in den Erythrozyten zu gewährleisten; wenn die Einnahme später oder erst postkonzep- tionell beginnt, wird die Einnahme einer erhöhten Dosis von 800 μg pro Tag emp- fohlen, um eine schnelle Aufsättigung zu erreichen. 21 Neben Folsäure ist auch Iod ein in der Schwangerschaft besonders kri- tischer Nährstoff. Wenn die Schwangere bisher kein iodhaltiges Arznei- oder Nah- rungsergänzungsmittel einnimmt, ist die Supplementierung von 100-150 μg Iod pro Tag zu empfehlen, um eine kindliche Hy- pothyreose mit möglicherweise dramati- schen Folgen zu vermeiden. Bei Vorliegen einer Schilddrüsenerkrankung muss zu- vor Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden. Die Einnahme von Eisen soll trotz der relativ hohen Wahr- scheinlichkeit eines Eisenmangels bei • mindestens eine große Druse (> 125 μm) in mindestens einem Auge oder • nicht-zentrale geografische Atrophie in mindestens einem Auge oder • eine fortgeschrittene AMD bzw. ein Visus von 20/32 auf Grund einer AMD in nur einem Auge. MERKMALE DER AREDS-KATEGORIEN 3 UND 4 Merkmale der AREDS-Kategorien 3 und 4, bei denen den Studienpräpara- ten entsprechende Supplemente empfohlen werden können: • ausgedehnte intermediäre Drusen (Gesamtdurchmesser > 360 μm) in mindestens einem Auge oder

Nahrungsergänzungsmittel bei AMD

Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft

Unter der Annahme, dass oxidativer Stress neben lebenslanger UV-Exposition zur

Die Schwangerschaft stellt in Bezug auf

AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal / 15

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