MattPost-Nov 2024

fokus

mal im Internet, um Ersatzteile zu finden. Also immer anschauen, bevor man wegwirft. «Für mich sind diese Arbeiten entspannend und spannend zugleich. Insbesondere, wenn eine Repa ratur herausfordernd ist und ich eine Lösung suchen muss.» Doch Juan Suarez gibt zu, dass es auch mal frustrierend sein kann, wenn es nicht wunschgemäss klappt. «Ich bin zufrieden, wenn ich anderen helfen und sie glücklich machen kann.» Und das gelang und gelingt ihm immer wieder. So erzählt er, wie er seinem Schwiegervater, der Schneider war, immer wieder die Nähmaschine reparierte. Und als er die Nadeln nicht mehr vom Boden aufheben konnte, konstru ierte er ihm kurzerhand einen magnetischen Stab. Oder die flackernden Armaturen im Mercedes eines Freundes, welche die Garage ratlos machte, er aber die Ursache fand. Wer etwas zum Flicken hat oder eine handwerkliche Dienstleistung braucht, darf sich also ruhig bei Juan Suarez melden. Man belastet ihn damit nicht, sondern macht ihm im Gegenteil eine Freude. «Ich will damit auch kein Geld verdienen, Preise sind fürs Material und nach Absprache.» Und eben, es gibt fast nichts, was Juan Suarez nicht anpackt – vom Loch bohren für ein Bild über Möbel zusammensetzen bis zu Re paraturen von Elektrogeräten oder Computern und Netzwerken.

Wegen Rückenproblemen gab er 1987 den Beruf Automechaniker auf und ging in die Informatikbran che. 1996 landete er nach verschiedenen Stationen beim Kanton Luzern, wo er für Netzwerke zuständig war. Ende der 1990er Jahre kam noch ein Nachdi plomstudium als Netzwerkspezialist dazu. 17 Jahre später ging es weiter zur NZZ in Luzern, wo er nun pensioniert wird. Sein Reich: eine bestens ausgerüstete Werkstatt Mieter in der BG Matt sind Juan Suarez und seine Frau Irene, die zwei erwachsene Kinder haben, seit 1985. Zuerst wohnten sie an der Luzernerstrasse 144. Schon dort hatte er einen Hobbyraum, in dem er unter anderem eine Eisenbahn-Modellanlage betrieb. Und in diesem Hobbyraum entstand auch ein grosser Teil seiner Diplomarbeit für die Technikerschule. Das Thema: Steuerung der Armaturenbretter für digitale Anzeigen der Automarke Smart. Im April 2003 zogen sie in den Neuhushof 3 und im Februar 2006 konnte er dort seinen Hobbyraum be ziehen. Auf rund 30 Quadratmetern hat er sich eine Werkstatt aufgebaut, die mit unzähligen Maschinen und Werkzeugen aller Art eingerichtet ist. Einige da von hat er gar selber gebaut, so zum Beispiel eine automatische Absauganlage für die Kreissäge, für die er zwei Staubsaugermotoren verbaut hat. Oder eine Maschine zum Verschweissen von Akkus. Stolz ist er auch auf eine selber entwickelte und gebaute Maschine, mit der er Aludosen flachpressen kann. «Ich werke halt immer gern, deshalb ist mir der Hob byraum so wichtig», erzählt Juan Suarez. Und seine Frau ergänzt: «Ich sage immer, er sollte eigentlich ein «Budeli» eröffnen.» Als Verkaufsplattformen wie Ebay aufkamen, kaufte Juan dort defekte Geräte, reparierte sie und verkaufte sie wieder. Mitte der 90er Jahre übernahm er von einer grossen Elektro nikfirma gar ein ganzes Lager an defekten Geräten, reparierte sie und erzielte beim Wiederverkauf einen guten Erlös. «Meine ganze Garage war bis zur Decke voll. Nach etwa 8 bis 9 Monaten war alles weg. Die meisten hatten nur kleine Schäden.» Und das ist einer der Gründe, die Juan Suarez antreiben. Zuviel wer de heute zu schnell weggeworfen. Verschwendung von wertvollen Rohstoffen. «Ich finde es nicht gut, wie viele Geräte bewusst so konstruiert sind, dass man sie nicht reparieren kann.» Doch immerhin sieht er, wie ganz langsam ein Umdenken einsetzt. Uns Konsumenten rät er, nicht so schnell aufgeben. Aus Erfahrung weiss Juan Suarez, dass etwa die Hälfte aller Schäden an Geräten Bagatellen sind, die er leicht reparieren kann. Wenn nötig recherchiert er auch

Juan Suarez: Telefon 079 742 10 15, chuanlee@bluewin.ch

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