CellitinnenForum 1_2019

Glauben | Leben

Orden vor Ort Missionsschwestern ‚Unserer Lieben Frau von Afrika‘

französischen Kolonialsystems im Fernen und Nahen Osten. 1861 wurde Lavigerie als promovierter Kirchenrechtler zum Dienst an das päpstliche Gericht nach Rom be- rufen, was ihm aber keine Erfüllung brachte. So wurde er wenig später zum Bischof von Nancy in Lothringen ernannt und nach nur vier Jahren 1867 zum Erzbischof von Algier. Dort konnte er seine Vorstellungen von christlichem Apostolat und ca- ritativer Zuwendung verwirklichen. Nach einer schrecklichen Cholera- epidemie galt seine Sorge vor allem den Waisenkindern. Erstaunlich of- fen betrachtete er deren religiöse Erziehung: „Ich will, dass sie in jeder Hinsicht die volle Freiheit behalten. Wenn sie im Alter die Entscheidung vorziehen, Mohammedaner zu wer- den, so werde ich ihnen deshalb nicht minder meine väterliche Lie- be schenken.“ So formulierte er es auch gegen erhebliche Wider- stände. Zur Verwirklichung seiner an der Würde aller Menschen orientierten Ideen christlicher Liebe gründete er dann die beiden Missionsgesell- schaften der Weißen Väter und der Weißen Schwestern. Es ging ihm darum, dass die Ordensleute das Leben mit der einheimischen Bevöl- kerung zu teilen bereit waren, um im Miteinander Wege aus ungerechten Der Ordensgründer

Der Schwesternkonvent im Seniorenhaus Heilige Drei Könige

„Wir haben allen Grund zum Fei- ern“ – so lautet eine Überschrift im jüngsten ‚Freundesbrief‘, den die deutsche Region der Missions- schwestern ‚Unserer Lieben Frau von Afrika‘, auch ‚Weiße Schwes- tern‘ genannt, zum Jahreswech- sel 2018/2019 veröffentlichte. Die Ordensfrauen haben in der Tat ein beeindruckendes Jubiläum zu feiern. Am 8. September 2019 – dem Fest Mariä Geburt – begeht die mittlerweile in drei Erdteilen tä- tige Kongregation ihren 150-jähri- gen Gründungstag im Gedenken an den Beginn der Schwestern im Jahr 1869. Gerade neun Monate zuvor hatte damals die ebenfalls neu errichtete Missionsgesellschaft der Afrikamissionare (‚Weiße Vä- ter‘) ihr Werk aufgenommen. Aus diesem Grund konnte also schon

am 8. Dezember 2018 mit einem Jubeljahr beider Ordensinstitute begonnen werden. Was liegt all dem zugrunde? Wie beim Entstehen der meisten Kon- gregationen verband sich auch bei der Afrikamission ein epochales Er- fordernis mit der Vision und der Tat- kraft einer charismatischen Grün- dergestalt. Der 1825 als Sohn eines Zollbeamten im südwestfranzösi- schen Bayonne geborene Charles Martial Allemand Lavigerie wurde bereits mit 23 Jahren zum Priester geweiht. Für den Hochbegabten schien sich dann eine akademi- sche Karriere abzuzeichnen. Durch verschiedene Umstände entdeck- te er sein besonderes Interesse an der christlichen Missionsarbeit unter den Voraussetzungen des

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