GOLF TIME 4/2023

TURNIERE | AMUNDI GERMAN MASTERS

Siegerin Krystina Napoleaova umringt von freiwilligen Helferinnen und Helfern

Bis zum Schluss dabei: Karolin Lampert belegte den T59. Platz und auch der Hole-in-one-Preis, ein EQE SUV von Mercedes-Benz, blieb bis Sonntag auf der Anlage – kein Ass war an Loch 17 gefallen

Beste Deutsche: Sophie Hausmann wurde sensationell geteilte Dritte

Deutschlands Supertalent: Chiara Noja belegte den 12. Platz

an kann ja auch einmal Glück haben! Aber gleich zweimal? Beim Amundi German Masters fehlte nicht viel und das gleiche Eine Engländerin und eine Tschechin liefern sich in Seddin ein heisses Duell um den Sieg, doch die Stars des Amundi German Masters sind die deutschen Spielerinnen. Von Reinhold Schnupp M „WAS DA PASSIERT, IST DOCH IRRE ...“ Ende gemeinsam den zweiten Platz beleg ten. Das Publikum war dennoch nachhal tig elektrisiert, weil deutsche Profigolfer den Nahkampf probten, die direkte Aus

in England aufwuchs, könnte tatsächlich so etwas wie das Pendant zu Tiger Woods werden. Bislang hat sie alle Ziele erreicht, die sie sich vorgenommen hat. Das ging schon damit los, dass sie gegen den Willen der Eltern Profigolferin geworden ist. Und mit dieser Entscheidung liegt sie offenbar richtig. In Berlin sorgte das Supertalent für Aufsehen – und belegte erneut Rang zwölf. So richtig Spaß bereitete den Zuschauern am Ende noch eine andere Spielerin, die am letzten Tag des Turniers eine bogeyfreie Runde von 64 Schlägen auf das Meisterwerk von Robert Trent Jones Jr. zauberte. Es war das beste Resultat einer Spielerin am Wo chenende. An die beiden Führenden kam Sophia Hausmann jedoch nicht mehr he ran, doch mit Platz drei entstanden schon wieder Gefühle wie beim Turnier in Ham burg: Deutsche Golferinnen und Golfer sind neuerdings in der Lage, an der Spitze mitzuspielen und internationale Turniere zu gewinnen. Seit dem British-Open-Sieg von Sophia Popov 2020 muss man aufpas sen, dass man als Golffan nichts verpasst. DEUTSCHE LEISTUNGSEXPLOSION Zurück zum Golf- und Country Club Sed diner See, dessen großartiger Golfplatz (es gibt dort noch einen zweiten sehr guten Kurs, der von Rainer Preißmann gebaut wurde) in nur einer halben Stunde vom Kudamm entfernt liegt. „Auf diese Leis tungsexplosion hatte ich gehofft“, sagt Ver anstalter Dirk Glittenberg. „Das ist einfach irre, was da passiert“, und schließt damit

auch die Erfolge von Yannik Paul, Nick Ba chem, Christopher „Hurley“ Long, Marcel Siem, Max Kieffer und Kollegen ein. Bei Frauen und Männern sei es gelungen, das Momentum zu nutzen. Bereits 2019 wurde Esther Henseleit nicht nur Rookie-of-the year auf der Ladies European Tour, son dern in Hamburg auch noch Sportlerin des Jahres – und das als Golferin. Die Wege in die Erfolgsspur sind allerdings recht unterschiedlich. Oft sind es immer noch die Eltern, die den ersten Ansporn in itiieren wie bei Chiara Noja, aber auch der DGV darf inzwischen zufrieden mit sei nem Förderprogramm sein. Vize-Präsident Achim Battermann sieht die Anstrengun gen des Verbandes bestätigt, der von seinen Beitragseingängen jeweils 4,50 Euro pro Mitglied in den Leistungssport investiert, unter anderem über das Golf Team Germa ny. „Wir finanzieren den Übergang unserer besten Amateure ins Profilager“, sagt Bat termann. Legitimiert fühlt sich der Verband auch dadurch, dass über den DGV die Olympia nominierungen laufen. „Spitze“, fügt Bat termann hinzu, „kommt nur durch Breite“. Damit könnte er Recht haben, aber ein bisschen Zeit ist schon ins Land gegangen, bis deutsche Golferinnen und Golfer nach haltig für Aufsehen sorgen konnten. Und aus der Breite einige Leuchttürme unüber sehbar wurden. GT www.amundigermanmasters.de

Polly Mack, vergangenes Jahr Vierte, war dieses Mal nicht am Start. Sie wurde über die Jahre systematisch im Berliner Golf Club Stolper Heide gefördert. Olivia Cowan wurde in Hamburg ge boren, ihr Vater Andrew stammt aus Eng land und ist passenderweise Golflehrer. Er drückte ihr schon im Alter von drei Jahren einen Schläger in die Hand, was zunächst wenig Begeisterung bei Olivia auslöste. Doch mit der Zeit erwachte der Ehrgeiz, zumal sie als Amateurin schon bald reich lich Titel sammelte. Heute lebt sie in Kai serslautern, strahlt Selbstbewusstsein aus, fast schon Überlegenheit. Im vergangenen Jahr gewann sie ihr erstes Turnier auf der Tour. Von ihr schwärmen alle deutschen Insider des Damengolfs. Sie kam nach ei nem weniger gelungenen Start und einer wechselhaften Schlussrunde immerhin noch auf den 25. Platz. Cowan, 27, steht allerdings schon jetzt im Schatten einer 17-Jährigen, die in den USA kürzlich bei ihrem ersten Start auf der LPGA Tour als „European teen golf sensation“ bezeichnet wurde: Chiara Noja belegte bei ihrer USA-Premiere gleich Platz zwölf. In Europa hatte sie bereits im Alter von 16 ihren ersten Sieg eingefahren. Drei Merkmale heben sie von der inzwischen zahlreichen Konkurrenz hervor: ihr Alter, die enorme Weite ihrer Abschläge von um die 270 Meter und ihre Ambitionen. Im Al ter von 27 will sie die Spitze der Weltrang liste erobert haben. So lautet jedenfalls ihre eigene Zielsetzung. Chiara Noja, die in Berlin geboren wurde, aber als Golferin

einandersetzung um den Erfolg bei einem Turnier der DP World Tour. Das gibt und gab es bislang nicht allzu oft zu sehen. In der Nähe von Berlin, auf dem einzi gen von Robert Trent Jones Jr. gebauten Platz in Deutschland, war die Ausgangs lage für die Veranstaltung von vorneher ein ähnlich. Denn schon im vergangenen Jahr erreichten vier deutsche Spielerinnen einen Platz unter den besten Zehn. Dieses Jahr sollte es noch besser kommen, jeden falls hoffte das der Veranstalter – mit Dirk Glittenberg von U.COM derselbe, der auch in Winsen bei Hamburg die Fäden zieht. Gleich mehrere Golferinnen durften sich Hoffnungen auf eine gute Platzierung, so gar auf den Turniersieg machen. Und wenn einheimische Spielerinnen vorne mitmi schen, steigen automatisch auch Stimmung und Interesse von Seiten des Publikums. TALENTSCHMIEDE BERLIN Berlin ist zu einer Art Ausbildungszentrale deutscher Nachwuchsgolferinnen gewor den. Von Alexandra Försterling wird in der Hauptstadt gerne gesprochen, wenn es um eine Perspektivenspielerin für die Zukunft geht. Um es vorweg zu nehmen, sie schaffte es nicht, ihr Talent vor heimischem Pub likum zu beweisen (Platz 66). Die spätere Siegerin Kristyna Napoleaova aus Tsche chien, die sich im Stechen am ersten Ext raloch gegen die Engländerin Cara Gainer durchsetzte, war ihr weit enteilt. Aber das fiel nicht ins Gewicht, sie wird noch viele Gelegenheiten bekommen, auf europäi scher Bühne Erfolge zu sammeln.

Szenario wie bei der Porsche European Open hätte sich im Golf- und Country Club Seddiner See wiederholt: Junge deutsche Golferinnen und Golfer tauchen plötzlich immer wieder an der Spitze von Turnieren auf. Langjährige Beobachter reiben sich die Augen und fragen: Was ist da los? Ist die Ära Bernhard Langers nun doch langsam vorüber? Die Schlagzeile: „Nach Langer lange nichts“ wirkt auf einmal staubig und klingt nach Vergangenheit. Beim Herren-Turnier in Winsen bei Hamburg sorgten Maximilian Kieffer und Marcel Siem für beste Unterhaltung bis zum letzten Loch, weil sie um den Sieg kämpften. Beide streckten die Hände nach dem Siegerscheck aus, auch wenn sie am

Cara Gainer musste sich im Stechen gegen Krystina Napoleaova geschlagen geben

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