Blickpunkt Schule 3/2022
Die besondere Bedeutung
Editorial
Bild: pict-rider/AdobeStock
von kultureller
Bildung
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Bildungsanspruch zunehmend an der widrigen Realität stößt, die allzu oft durch grundlegende erzieherische Aufgaben in den Klassen, Belastun- gen durch Integration und Inklusion, aber auch durch Administration ge- kennzeichnet ist. In der heutigen Zeit erleben wir ’In- szenierungen‘ irrationaler Akteure, die sich als ’Anti-Kultur’ gerieren; immer wieder werden wir mit neuen Irrsin- nigkeiten konfrontiert, die nicht sel- ten auf ideologischer Verblendung beruhen. Umso wichtiger ist es dann, dass wir uns – im Zuge einer kulturel- len Bildung – entschlossen und einig auf kulturelle Entwicklung und deren Errungenschaften besinnen. Wir können uns in den Schulen nicht nur mit den zum Überleben nötigen Ressourcen begnügen, sondern wir brauchen Zeit und Muße für solche bildende Prozesse, die sich in Wissen, Kultur und daraus resultierenden Hal- tungen niederschlagen. Ich wünsche Ihnen viel Freude an der neu aufblühenden kulturellen Reg- samkeit und verbleibe mit kollegialen Grüßen Ihr Reinhard Schwab
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von REINHARD SCHWAB Vorsitzender des Hessischen Philologenverbandes
ein weiteres Themenheft liegt vor, es setzt ein Ausrufezeichen in Sachen kultureller Bildung und Kultur – »ein weites Feld«, um mit Fontanes Briest zu sprechen. Diesbezügliche Unter- nehmungen wie beispielsweise Theateraufführungen, Museumsbe- suche sowie Darbietungen im Be- reich von Kunst und Musik erlebten im Laufe der Pandemie eine Durst- strecke, die gerade hoffentlich ein Ende findet. Denn die Bedeutung der kulturellen Bildung steht außer Frage. So weist denn auch das Hessische Schulgesetz die kulturelle Praxis als besondere Bil- dungs- und Erziehungsaufgabe aus. Und in eigens zertifizierten ’Profil- schulen Kulturelle Bildung’ werden in unterschiedlichen Sparten entspre- chende Schulentwicklungsprozesse gefördert. Diese Form der Bildung trägt dazu bei, dass auch Kinder und Jugendliche sich intensiver mit Kultur – etwa Lite- ratur, Kunst, Musik – beschäftigen und auseinandersetzen, was in eine
gesteigerte Erfahrung und Bewälti- gung der Gegenwart münden kann. Bei der Bildung gehe es – so ein Dik- tum des Schweizer Philosophen Peter Bieri – »um alles«, eine kulturell ver- ankerte Bildung schaffe eine »seeli- sche Identität«. Nicht unerwähnt lassen sollte man den Hinweis, dass auch wir Lehrkräfte in unserem Um- feld Träger von Kultur sind und kultu- relle Bildung eines unserer Marken- zeichen ist. Schulische Inhalte beziehen ihre Legi- timation dadurch, dass sie einen Bei- trag zumWelt- und Selbstverständnis der jungen Menschen leisten. Was aber Schule völlig überfordert, ist, wenn sie gesellschaftliche Fehlent- wicklungen und Probleme kompen- sieren soll. Das kann nicht genug be- tont werden. Ebenfalls bedenklich ist die Tatsache, dass sich der schulische
SCHULE
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