Blickpunkt Schule 5/2020

10 Berichte aus der Praxis SCHULE

reisen, etc. sind als unabdingbare Bestandteile der deut- schen Lehrpläne zu sehen. Man kann in den Lehrplänen der Bildungsministerien dies auch erkennen, jedoch haben Yoga und Entspannungstechniken bisher als ernstzuneh- mendes Fach keinen Stellenwert in der Rhythmisierung des Stundenplans an deutschen Schulen gefunden. Das ist auch (hier noch) nicht das Ziel. Wir stehen hingegen vor der Herausforderung, Konzepte zu entwickeln, die die Integration von Entspannungsleisten in den Schulalltag vorsehen. Auch in der Lehramtsausbil- dung sollten bereits Elemente von Entspannungstechniken vorhanden sein, welche zukünftige Lehrerinnen und Lehrer dazu befähigen, kleinere Elemente der Entspannung in den Klassen zu kultivieren, und zwar nicht nur aus eigenem An- trieb heraus, sondern als ’ordentlicher’ Teil des modernen Unterrichts und des offiziellen bundesweiten Curriculums für alle Schulformen. Bisher werden diese Formen der Ent- spannung an den Sportunterricht geknüpft. Dabei kann Entspannungsfähigkeit doch als eigene allgemein fachli- che Kompetenz bezeichnet werden. Sie ist letztendlich Teil sogenannter ’Life Skills’, die in der Bewältigung der zukünf- tigen Lebens- und Berufswelt ununterbrochen benötigt werden. 2 Moderne Lehrpläne können nicht umhin, Entspan- nungstechniken einen Stellenwert beizumessen, der einen entsprechend gestalteten Schulalltag ermöglichen sollte. Yoga in den Schulalltag zu bringen, sollte ein Ziel imVor- haben sein, Schulkonzepte mit Yogaeinheiten zu versehen. Fakt ist allerdings, dass kaum eine Schule einen Yoga- oder Ruheraum hat; wenn überhaupt, dann findet man einen solchen immerhin in vielen Kindergärten oder in Grund- schulen. Deshalb bietet es sich meines Erachtens an, Ent- spannungssequenzen in den Unterricht von weiterführen- den Schulen einzubauen, für die nicht unbedingt ein eige- ner Unterrichtsraum zur Verfügung stehen muss. Es gibt Fachpersonal, das Yogafortbildungen für Lehrer anbietet,

entsprechende Konzepte entwickelt hat und Lehrkräfte da- zu ermutigt, mit den Schulleitungen vertrauensvoll zusam- menzuarbeiten. Yoga bedeutet in erster Linie auch, ein fei- nes Gespür für sich selbst zu entwickeln. Mit diesem kann man als Lehrkraft umso eher ein entsprechendes Gespür für seine Schüler aufbringen und ihnen dabei helfen, in der modernen Leistungsgesellschaft zurechtzukommen. Werfen wir einen Blick auf entsprechende wissenschaft- liche Aspekte angeregt von Gurlitt (3) und Stück (4) . Der Umgang mit Stressoren Kinder sind ebenso wie Erwachsene in ihrem Umfeld einer Vielzahl von Stressoren ausgesetzt. Erwachsene suchen und finden ihre Möglichkeiten, diesem Stress durch Medi- tationstechniken und Yoga sowie durch Sport und gute Er- nährung zu begegnen. Kinder und Jugendliche können sich aufgrund ihres Alters noch nicht entsprechend selbst regu- lieren. Sie begegnen im Alltag verschiedenen Herausforde- rungen und erleben hierbei nicht selten seelische Belas- tungen durch: • Schule (zu große Klassenstärken, wenig differenzierende Leistungsanforderungen, mangelnde Rückzugsmöglich- keiten und Lärm) • Leistungs- und Wettbewerbsdruck (Lernkontrollen, Wettbewerb um Lehrstellen oder Studienplätze) • persönliche Entwicklung (Pubertät, Identitätsprobleme) • soziale Entwicklung (Gruppenkonflikte, Auseinanderset- zung mit Gleichaltrigen) • Elternhaus (Kontrolle und Leistungserwartungen durch die Eltern, Konflikte innerhalb der Familie) Wenn Beanspruchungen zu Belastungen werden, wie es heute stark beobachtet werden kann, können sich daraus unangemessene Folgen für unsere Kinder und damit die kommende Erwachsenengeneration ergeben:

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