Vitamin K 2-2021
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tenzial zum Glücklichsein haben. Dafür ist vermutlich unter anderem ein Gen mit dem Namen SLC6A4 verantwortlich. Dieses Gen gibt es in zwei Varianten: einer längeren und einer kürzeren. Wem die „Langfassung“ vererbt wurde, hat bessere Chancen aufs Glück, weil durch SLC6A4 Serotonin an die Zellen weitergegeben wird – bei der langen Version mehr als bei der kurzen. Die Annahme, dass die Fähigkeit zum Glücklichsein zumindest zum Teil erblich ist, wird auch durch die Zwillingsforschung gestützt: Eineiige Zwillinge sind in der Regel ähnlich glücklich – unabhängig von ihrer Lebenssituation. Jeder ist seines Glückes Schmied? Ohne Genanalyse lässt sich natürlich nicht herausfinden, ob jemand ein größeres Potenzial fürs Glücklichsein hat als andere. Das ist jedoch auch nicht bedeutend. Denn wenn alle Grundbedürfnisse gedeckt sind (Essen, Trinken, Woh- nung, Gesundheit, eine ausreichende Schulbildung und ein ausreichendes Einkommen) können wir selbst einiges dafür tun, um glücklich zu sein. Dieser Ansicht ist jedenfalls die Glücksforschung. Das Sprichwort „Jeder ist seines Glückes Schmied“ hat somit in einem gewissen Maß durchaus Wahrheitswert. Zu einem glücklichen Leben, zur Lebens- zufriedenheit oder zum subjektiven Wohlbefinden tragen nämlich eine ganze Reihe weiterer Faktoren bei. Das zeigen jedenfalls zahlreiche Langzeitstudien, unter anderem von der renommierten Harvard-Universität. Beziehungen zu anderen: Das A und O fürs Glück Zum Glücklichsein gehören der Wissenschaft zufolge vor allem stabile, befriedigende soziale Beziehungen. Es ist dabei unerheblich, ob es sich um eine Partnerschaft handelt oder Beziehungen zu Familienangehörigen und Freunden. Menschen, die das Gefühl haben, sich bei und mit anderen aufgehoben zu fühlen, die die Fähigkeit haben, Bindungen zu anderen einzugehen, und eine Verbundenheit zu anderen spüren, sind – so die Forschung – glücklicher. Das zeigt sich im Umkehrschluss leider auch daran, dass durch die Coro- na-Pandemie und den damit verbundenen gesellschaftlichen Einschränkungen der Bedarf an psychotherapeutischen Erstberatungen in Deutschland um 40 Prozent gestiegen ist. Mehr Menschen brauchen Hilfe – auch, weil sie sich allein fühlen. Das Fazit: Menschen brauchen andere Menschen, um glücklich zu sein. Erfüllung in den eigenen Aufgaben finden Erfüllende Tätigkeiten tragen ebenfalls zum persönlichen Glück bei. Jemand, der sich im Job an der richtigen Stelle fühlt und am besten noch einen Sinn in der eigenen Arbeit sieht, ist in der Regel zufriedener. Auch das Gefühl, etwas bewirken zu können, ist wichtig für das subjektive Wohlbe- finden. Das gilt nicht nur für den Broterwerb, sondern auch für ehrenamtliche Tätigkeiten.
Foto: © lograstudio/pixabay.com
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Glück ist ein weiter Begriff. Für manche Menschen liegt das Glück bereits in einer heißen Tasse Kaffee und einem guten Buch, für die Glücksforschung bedeutet es im weitesten Sinne Lebenszufriedenheit oder ein subjektives Wohlbefinden, das jeder Mensch anders wahrnimmt und für das es unterschiedliche Auslöser gibt. Glück: Wenn das Leben tanzt Gibt es Patentrezepte fürs Glücklichsein?
Schicksalsschläge und das Glück Freud und Leid liegen nahe beieinander – auch dieses Zitat können vermutlich viele glückliche Menschen unterschrei- ben. Die Studie der Universität Harvard etwa zeigte, dass Menschen glücklicher waren, die aus Schicksalsschlägen lernten, ihre Gefühle über das, was ihnen widerfuhr, nicht verleugneten und ihre Emotionen zudem positiv kanalisier- ten. Zum Beispiel durch Sport, Meditation oder gezielte (therapeutische) Verarbeitung. Diese Erfahrung hat auch Sabine Eichhorst gemacht, die für ihr Buch mit Menschen in ganz Deutschland sprach, die sich als glücklich bezeich- neten. Viele der Interviewten hatten es geschafft, selbst wid- rigen Umständen etwas Gutes abzugewinnen, sie meisterten schwierige Situationen so, dass sie dabei nicht in die Knie gingen. Eine Gesprächspartnerin erwähnte zudem, dass Glück auch eine Entscheidung sei: sich zum Beispiel für einen Menschen zu entscheiden und nicht zu warten, ob es hinter der nächsten Ecke nicht doch etwas Besseres gebe.
Buchtipp
sozialen Umfeld und tiefen Bindungen. Und natürlich müs- sen auch die Grundbedürfnisse – ein Dach über dem Kopf und genug Geld, um davon leben zu können – gedeckt sein. Hormone, Gene und das Glück Wenn wir uns wohl fühlen, schüttet unser Körper eine Reihe von Hormonen aus: bei Umarmungen etwa das „Kuschelhormon“ Oxytocin, das zur Entspannung beiträgt. Auch Dopamin, das Motivation und Antrieb steigert, gilt als Glückshormon, ebenso Serotonin, das Entspannung und gute Laune fördert. Die Forschung fand heraus, dass manche Menschen scheinbar von Haus aus ein größeres Po-
Sabine Eichhorst, Journalistin und Autorin des Buchs „German Glück: Reise durch ein unerwartet glückliches Land“, bedauert, dass die deutsche Sprache im Gegensatz zur französischen keinen Unterschied macht zwischen dem Zufallsglück (französisch: chance) und dem Glück, das aus dem Inneren, aus der Tiefe kommt (bonheur). „Schlagsahne auf dem Kuchen, ein Lottogewinn und die große Liebe – all das fällt im Deutschen unter den Begriff Glück“, sagt Sabine Eichhorst. „Deshalb ist es auch so schwierig festzumachen, was Glück wirklich ist.“ Die Glücksforschung geht davon aus, dass Glück unter anderem genetisch bedingt ist, aber auch durch äußere Faktoren bestimmt wird, etwa einem stabilen
Sabine Eichhorst, Autorin des Buchs "German Glück: Reise durch ein unerwartet glück liches Land", Ludwig Verlag (ISBN-13: 978-3453280892)
Foto: © Paul Schirmweg/Whitehall
Vitamin K – Das Gesundheitsmagazin für Köln – Ausgabe 2.2021
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