Blickpunkt Schule 2/2024

es sei wichtig, dass die Anwender über strukturiertes Wissen verfügten, um zwischen eigener Leistung und Fremdleistung unterscheiden zu kön nen. Diese Unterscheidung sei ent scheidend für die Förderung von ei genständigem Denken und kritischem Urteilsvermögen. In diesem Zusammenhang sah er die ‘Technikgläubigkeit’ als proble matisch an, da sie dazu neige, die Be deutung einer fundierten gymnasia len Bildung zu unterschätzen. Er un terstrich, dass eine solide Basis an Wissen und Fähigkeiten nach wie vor unverzichtbar sei und dass die Inte gration von Technologie in Bildungs prozesse sorgfältig und kritisch erfol gen müsse, um die Bildungsqualität nicht zu gefährden. Darüber hinaus wies Volker Wei gand auf weitere aktuelle Diskussi onsfelder im Kontext der Digitalisie rung hin. Insbesondere werde die Fra ge nach einer verbindlichen Regelung für die Nutzung von Handys bzw. Smartphones in Schulen erneut auf geworfen. Diese Diskussion habe neu en Schwung erhalten, nachdem die Niederlande und Großbritannien ein vollständiges Verbot in Bildungsein richtungen eingeführt hatten. Dabei wurde deutlich, dass nach Einschät zung von Volker Weigand eine diffe renzierte Herangehensweise erforder lich sei, um die Chancen digitaler Technologien zu nutzen und gleich

zeitig die damit verbundenen Heraus forderungen zu bewältigen. Leadership in der Digitalen Transformation:

Personalisiertes Lernen mit Unter stützung durch digitale Medien Der Umgang mit digitalen Systemen fördere, so Herr Fugmann, drei Ent wicklungen: den Arbeitsplatz Schule innovativ, kollaborativ und achtsam gestalten, hochwertige, aktuelle und inklusive Daten gewinnen und nutzen, Daten zur Kompetenz- und Lern standsanalyse erheben und zur Steuerung von Prozessen nutzbar machen. Die Schülerinnen und Schüler müssten heute verstärkt transversale Kompetenzen aufweisen, um sich in der wandelnden und digitaler werden den Berufswelt behaupten zu können. Dabei seien insbesondere die Selbst management-Kompetenzen (effi zientes Arbeiten, proaktive Herange hensweise, Resilienz und Lernbereit schaft) von großer Bedeutung. Leis tungsstarke Schülerinnen und Schüler brächten Selbstmanagement und ko gnitive Kompetenzen mit. Dies habe sich auch während der Corona-Pan demie gezeigt, in der vor allem jene Schüler profitiert hätten, die diese Kompetenzen aufwiesen. Um einer immer heterogeneren Schülerschaft, in der ein beträchtlicher Anteil nicht deutscher Herkunftssprache sei, ge recht zu werden, wäre eine Personali sierung des Lernens besonders sinn voll. Dabei sei es vor allem wichtig, dass Wissen im Team erarbeitet wer de, dass dieses Wissen angewendet werde und vor allem das selbstregu lierte Lernen gefördert werde. Perso nalisiertes Lernen mithilfe digitaler Medien sei wichtig, um auch die un terschiedlichen Herausforderungen einer Industrienation zu bewältigen. Voraussetzungen in den Schulen Schulen müssten, so der Referent, die Bedürfnisse der Schülerschaft erken nen, Methoden der Wissensvermitt lung überdenken und gegebenenfalls Strukturen anpassen. Dabei verwies er auf Schulen, die mit dem deutschen Schulpreis ausgezeichnet wurden. »Nicht alle Regler am Mischpult müs sen verändert werden, um eine neue Symphonie zu hören.« Schulen sollten sich jedoch auf den Weg machen, um

Bericht

Wirksames Führen für Innovative Schul- und Unterrichtsentwicklung

Der erste Referent war Martin Fug mann , Schulleiter am Evangelisch Stiftischen Gymnasium (ESG) in Gü tersloh und Mitglied des Vorstands der Heraeus-Bildungsstiftung Hessen, der zu dem Thema ‘Leadership in der Di gitalen Transformation: wirksames Führen für innovative Schul- und Un terrichtsentwicklung’ sprach. Erfahrungen in den USA Zu Beginn seines Vortrags skizzierte Martin Fugmann zunächst anhand seiner beruflichen Vita die Entwick lung der Digitalität. Insbesondere ha be sein Aufenthalt von 2010 bis 2016 als Schulleiter an der German Inter national School of Silicon Valley den eigenen Transformationsprozess be günstigt. »Wirkung wird durch Hal tung generiert«: Auch wenn die Rah menbedingungen zu Beginn seines Aufenthaltes in den USA nicht auf die Digitalisierung des Lernens ausge richtet waren, so bestand dennoch der Glaube an den Veränderungspro zess. Der Referent verglich den Trans formationsprozess in der Bildung mit einer Wattwanderung. Für ihn persön lich sei diese Form der Freizeitgestal tung etwas Gewinnbringendes und Entspannendes. Dies treffe jedoch nicht auf alle Menschen zu. Durch den Glauben an den Veränderungsprozess und das Aushalten von Widerständen könne Entwicklung erfolgen. Schließ lich könne man auch andere Personen für das ‘Wattwandern’ begeistern. Während seines Aufenthalts in den USA habe sich sein Team nicht von der ‘German Angst’ lähmen lassen. Durch die Entwicklung eines Lernmanage mentsystems, in dem Software-Inge nieure und Lehrer zusammenarbeiten konnten, um Lerninhalte und Platt formprozesse zu verknüpfen, konnte auch der Schulstandort im Silicon Val ley weiterentwickelt werden.

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» v.l.n.r.: Tanya Gotta-Leger, Julia Schubert Förster und Martin Fugmann

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