sic! 06/2017

«Vergütungsberechnung» – Kantonsgericht Luzern vom 14. November 2016

2. Urheberrecht | Droit d’auteur

2.4 Verwertungsrecht | Gestion des droits

«Vergütungsberechnung» Kantonsgericht Luzern vom 14. November 2016 Berücksichtigung der gesamten Belegschaft für die Festlegung der Vergütung

URG 10, 19 I c, 20 II, IV. Bei der Festle- gung der Vergütung für die be- triebsinterne Nutzung von urheber- und leistungsschutzrechtlich ge- schützten Werken ist für die «Anzahl Angestellten» nicht die Art der Ar- beitsverhältnisse massgebend; daher ist der im Betrieb tätige Firmeninha- ber mitzuzählen (E. 4.4.3). URG 46, 59 III. Tarifansätze beruhen auf Annahmen über durchschnitt­ liche Mengen vergütungspflichtiger Kopien, welche zwischen den Ver- wertungsgesellschaften und Nutzer- verbänden ausgehandelt und von der ESchK als sachgerecht und angemes- sen anerkannt worden sind; Abwei- chungen imEinzelfall bleiben bei der Anwendung des Tarifs ausser Be- tracht (E. 4.4.4). LDA 10, 19 I c, 20 II, IV. Afin de fixer le montant de la rémunération pour l’usage interne à une entreprise d’œuvres protégées par les règles du droit d’auteur et des droits voisins, le type de rapports de travail n’est pas décisif pour déterminer le «nombre de collaborateurs»; ainsi, les proprié- taires de l’entreprise actifs au sein de celle-ci doivent être inclus dans le décompte (consid. 4.4.3). LDA 46, 59 III. Les tarifs sont fixés en fonction du nombre moyen de copies soumises à rémunération qui est négocié entre les sociétés de gestion et les associations d’utilisateurs et qui a été qualifié par la CAF de rai- sonnable et approprié; les diver- gences constatées dans un cas parti-

Vergütungen vor, die nach der Anzahl der Angestellten pro Nutzer abgestuft sind. Die Klägerin ging bei der Rech- nungsstellung jeweils von zwei An­ gestellten aus. Streitpunkt zwischen den Parteien bildet die Frage, ob der Beklagte selbst als selbständiger Rechts- anwalt neben seiner Sekretärin eben- falls als «Angestellter» gilt oder nicht. 4.4.2  Ziff. 3.4 GT 8 VI und Ziff. 2.9 GT 9 VI definieren die für die Berech- nung massgebende «Anzahl Ange- stellte» als die Anzahl aller Mitarbei- tenden in Stellenprozenten (Gesamt- total der Stellenprozente) inklusive des Firmeninhabers eines Nutzers, un- abhängig von der rechtlichen Art des Arbeitsverhältnisses. 4.4.3  Dem Beklagten ist zuzugeste- hen, dass das Gesetz nicht auf eine bestimmte Rechtsform oder auf die formelle Rechtspersönlichkeit eines Nutzers abstellt. Nach Lehre und Rechtsprechung gehört zum be- triebsinternen Bereich eines Nutzers indes die gesamte Belegschaft, d.h., dazu gehören alle Personen, die auf- grund eines Angestellten- oder Mit- gliedschaftsverhältnisses, verstanden in einem weiteren Sinne, mit der Einrichtung im Sinne von Art. 19 Abs. 1 lit. c URG verbunden sind. Dar- unter werden Arbeitgeber und Arbeit- nehmer, Beamte sowie öffentlich- rechtliche Angestellte gezählt, wobei auch Mitarbeitende von Zweignieder- lassungen und selbst juristische Per­ sonen wie Mitglieder von Wirtschafts- verbänden Angehörige sein können. Besteht die Berechtigung zum Eigen-

culier n’entraînent aucune consé- quence sur l’application du tarif (consid. 4.4.4).

Gutheissung der Klage; Geschäfts-Nr. 1A 16 8

Aus den Erwägungen: 4.3 Die Klägerin [eine konzessio- nierte Verwertungsgesellschaft] stützt ihre Forderung auf die Gemeinsamen Tarife (nachfolgend GT) 8 VI und 9 VI. Hierbei handelt es sich um von der ESchK genehmigte und damit ver­ bindliche Tarife bzw. um auf gesetz­ licher Grundlage (gesetzliche Lizenz) beruhende, zivilrechtlicheVergütungs­ forderungen (vgl. C. Gasser, in: B. K. Müller /R. Oertli [Hg.], Urheber- rechtsgesetz [URG], 2. Aufl., Bern 2012, URG 20 N 3 und 11). GT 8 VI befasst sich für den Dienst- leistungsbereich mit dem Herstellen von Vervielfältigungen auf Papier mit- tels dazu geeigneter Geräte (Foto­ kopiergeräte, Telefaxgeräte, Multifunk- tionsgeräte, Drucker usw.) ab einer Papier- oder einer digitalen Vorlage. Unter GT 9 VI fällt demgegenüber das digitale Vervielfältigen und Verbreiten in betriebsinternen Netzwerken mittels dazu geeigneter technischer Einrich- tungen (Terminals, Workstations, Com- puterbildschirme, Scannern oder ähn- lichen Geräten). […] 4.4 4.4.1  Ziff. 6.3.3 GT 8 VI und GT 9 VI sehen für Rechtsanwälte, Notariate, Wirtschafts- und Unternehmensbera- tung, Immobilienverwaltungen, Treu- hand, Revision und Inkasso pauschale

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