sic! 06/2017

3. Persönlichkeits- und Datenschutzrecht  |  Protection de la personnalité et protection des données

LPD 9 I, I a, II b, II d, V, 8, 8 II b, 4, 25; LCart 9 I et II en rel. avec 25 I, 25 I. Plus l’intérêt de protéger les données per- sonnelles est élevé et plus l’intérêt à leur accès est important, plus sévères seront également les exigences en matière de restriction à l’accès aux données. Même si une demande d’ac- cès concrète se réfère à la décision de sanction et non aux pièces de la pro- cédure, il existe un intérêt légitime à contrôler le traitement des données personnelles. L’effet suspensif d’un moyen de droit soulevé contre la décision de publication qui a pour objet la publication d’une sanction prononcée par la COMCO, ne justifie pas de reporter le droit à l’accès. Le report du droit à l’accès aux données personnelles ne constitue pas le moyen adéquat pour sauvegarder l’intérêt au maintien du secret des entreprises parties à la procédure. Des mesures immédiates propres à maintenir le secret doivent être au contraire prises (consid. 5). In einer am 13. Februar 2006 betreffend Abreden über Zuschläge im Bereich Luftfracht gegen mehrere Luftfahrt­ unternehmungen eröffneten Untersu- chung wurden mit Sanktionsverfügung vom 2. Dezember 2013 elf Parteien wegen Beteiligung an einer unzulässi- gen Preisabrede mit Sanktionen in un- terschiedlicher Höhe belegt. Beschwer- den gegen diese Sanktionsverfügung sind beim BVGer hängig. Die Frage der Veröffentlichung der Sanktionsverfü- gung ist Gegenstand einer eigenen sog. Publikationsverfügung vom 8. Septem- ber 2014. Gegen diese Verfügung sind ebenfalls Beschwerden hängig. Die nicht verfahrensbeteiligte Be- schwerdeführerin verlangte von der WEKO im Hinblick auf die erwartete Publikation der Sanktionsverfügung eine Bestätigung, dass sie in der Sank- Abteilung II; Gutheissung der Beschwerde; Akten-Nr. B-6850/2014

tionsverfügung nicht erwähnt werde und auch keine direkten oder indirekten Hinweise auf sie in der Verfügung ent- halten sind bzw. sie nicht auf andere Weise bei einer Lektüre der Sanktions- verfügung mit den untersuchten Preis- abreden in Verbindung gebracht werde. Eventualiter solle dieWEKO bestätigen, dass alle Hinweise und Andeutungen auf sie in der Sanktionsverfügung bei der veröffentlichten Fassung gelöscht würden. Zuletzt verlangte die Be- schwerdeführerin, dass die zur Veröf- fentlichung bestimmte Sanktionsverfü- gung vor der Publikation zur Prüfung an sie offengelegt werde. Das Sekretariat der WEKO verweigerte die Abgabe der gewünschten Bestätigung. Die Frage der Publikation sei Gegenstand einer hängi- gen Beschwerde. Die Beschwerdeführe- rin stützte daraufhin ihre Forderung auf den datenschutzrechtlichen Auskunfts- anspruch, welcher vom Sekretariat der WEKO mit Einschreibebrief wegen der weiterhin strittigen Frage der Publika- tion vorläufig abgelehnt wurde. Gegen diese von ihr als Verfügung qualifizierte Mitteilung erhob die Beschwerdeführe- rin am 24. November 2014 Beschwerde beim BVGer. Aus den Erwägungen: 1.2 Die WEKO ist Vorinstanz i.S.v. Art. 33 lit. f VGG (vgl. Art. 18 Abs. 3 und 39 KG; BVGer vom 6. Dezember 2010, B-7084/2010, E. 1.2). Nicht zu hören ist der Einwand der WEKO, die angefochtene Mitteilung stamme nicht von ihr, sondern vom Se- kretariat der WEKO, sowie die Andeu- tung, dieses könnte seine Kompetenzen überschritten haben. Zwar ist das Sekretariat neben der WEKO eine eigen- ständigeWettbewerbsbehörde (S. Ban- gerter, Basler Kommentar zumKartell- gesetz, Basel 2010, KG 23 N 8 und 10). In der Kompetenzabgrenzung zwischen diesen Behörden kommt die subsidiäre Generalkompetenz der WEKO zu (Art. 18 Abs. 3 KG; Art. 10 Abs. 1 des Geschäftsreglements der Wettbewerbs-

kommission vom 15. Juni 2015 [SR 251.1 GR-WEKO] resp. Art. 4 Abs. 1 des 2014 in Kraft stehenden Geschäfts­ reglements der Wettbewerbskommis- sion vom 30. September 1996 [AS 1996 2870]; Bangerter, KG 23 N 11; V. Mar- tenet, in: V. Martenet /C. Bovet / ​P. Ter- cier [Hg.], Commentaire Romand, Droit de la concurrence, 2. Aufl., Zürich 2013, LCart 13 N 21). Aus einer Aussen- sicht bildenWEKO und Sekretariat eine Einheit, sodass Entscheide des Sekreta- riats, insbesondere auch solche, welche dessen Kompetenz überschreiten, der WEKO zuzurechnen sind (Martenet, LCart 23 N 21; BVGer vom 2. September 2013, B-4363/2013, E. 1.2). Vorliegend adressierte die Be- schwerdeführerin ihre Auskunftsbe­ gehren zwar an das Sekretariat. Daraus folgt jedoch nichts zu ihren Ungunsten. Zum einen ist dies die offizielle Kontakt- adresse der Vorinstanz (siehe , besucht am 23. November 2016). Zum andern rich- tete die Beschwerdeführerin ihr Be­ gehren eben nicht an das Sekretariat, sondern ausdrücklich an die WEKO (vgl. insbesondere Schreiben vom 17. Oktober 2014, al. 3 und 4: «Soweit die Weko Personendaten […] bearbei- tet […], verlangt […], dass die Weko […]», «[…] akzeptiert daher, dass die Weko ihre Einsichtnahme […] ein- schränkt, etwa indem die Weko […]»). Es stand sodann ausserhalb des Einflus- ses der Beschwerdeführerin, dass intern im Verhältnis zwischen WEKO und Se- kretariat dieses das formelle Auskunfts­ begehren – in welcher Form auch im- mer – beantwortete. Dies kann der Be- schwerdeführerin denn auch nicht entgegengehalten werden, sie kann sich auf die Einheit vonWEKO und Sekreta- riat berufen. […] 1.4.1  [Das BVGer fasst die Lehre und Rechtsprechung zum Begriff der Ver- fügung im Sinne von Art. 5 VwVG zu- sammen und hält insbesondere fest,

376

sic!  6 | 2017

Made with FlippingBook - Online magazine maker