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SCHWEIZER GEMEINDE 9 l 2016

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DIVERSES

Im Zentrum steht der Mensch

Sollen Menschen sich wohlfühlen, müssen sie in die Entwicklung ihrer

Gemeinde, Stadt oder Region miteinbezogen werden. Der Verein «Plattform

GSR – Forum für Gemeinde-, Stadt- und Regionalentwicklung» hilft dabei.

Der Verein «Plattform GSR» richtet sich

an staatliche und private Akteure aus

den Bereichen Planung, Politik, Soziale

Arbeit und Wirtschaft. Er setzt keine ei-

genen Projekte um, sondern dient als

Plattform und bietet schweizweit in Fra-

gen rund um das Thema Gemeinde-,

Stadt-und Regionalentwicklung interdis-

ziplinäre Unterstützung. Bereits seit

2007 betreibt er dafür eine Geschäfts-

stelle. Die Aktivitäten hielten sich aber

aus zeitlichen und finanziellen Gründen

bislang in einem eher bescheidenen

Rahmen.

«Insbesondere die Vorstandsmitglieder

investierten viel private Zeit in die Platt-

form», erklärt Präsidentin Sabina Ruff,

die hauptberuflich als Leiterin der Abtei-

lung Gemeinden und Netzwerke imAmt

für Gesundheitsvorsorge des Kantons

St. Gallen arbeitet. Viel private Zeit in-

vestieren wird der GSR-Vorstand zwar

auch weiterhin, künftig aber klarer posi-

tioniert, besser organisiert und, so der

Wunsch von Sabina Ruff, in engerer Zu-

sammenarbeit mit Hochschulen, die in

den Bereichen Regionalentwicklung und

Zukunftsforschung aktiv sind. Zu diesen

gehören die FHS St. Gallen, die Hoch-

schule Luzern, die ZHAW und die Fach-

hochschule Nordwestschweiz. Ein erster

Schritt soll 2017 an einer gemeinsamen

Fachtagung getan werden.

Nicht an den Betroffenen vorbeiplanen

Gemeinde-, Stadt- und Regionalent-

wicklung ist eine sehr komplexe Ange-

legenheit, weil dabei eine Vielzahl ver-

schiedener Ansprüche und Bedürfnisse

berücksichtigt werden muss. «Zuweilen

sind solche Projekte leider sehr stark

planerisch geprägt und gehen zu wenig

auf die Menschen ein, die dort leben»,

sagt Sabina Ruff. «Zu Lösungen, die

allen etwas bringen, kommt man aber

erst, wenn man mit den Menschen vor

Ort spricht und die verschiedenen Opti-

ken gleichwertig behandelt.» Dieses par-

tizipative Vorgehen trägt nicht nur dazu

bei, dass sich Menschen in ihrer Ge-

meinde ernst genommen fühlen und

Sorge zu ihrer mitgestalteten Umge-

bung tragen, sondern kann auch dazu

führen, dass Projekte weniger kosten

als vorgesehen. Denn die Verantwortli-

chen haben im Idealfall nicht an der

Zielgruppe vorbeigeplant, sondern im

Vorfeld Wissen und Bedürfnisse der di-

rekt Betroffenen abgeklärt.

Finanziell unterstützen kann der Verein

solche Projekte zwar nicht, aber er kann

etwa mit Best-Practice-Beispielen auf-

zeigen, wie sich solche Vorhaben finan-

zieren lassen. Weitere Anliegen des

Vereins Plattform GSR sind die Förde-

rung der Zusammenarbeit der verschie-

denen Disziplinen sowie die Aus- und

Weiterbildung der Gemeindepräsiden-

tinnen und -präsidenten. «Wir stellen

fest, dass Gemeindepräsidentinnen und

Gemeindepräsidenten, die eine GSR-

Ausbildung gemacht haben, im Allge-

meinen sehr gute Voraussetzungen mit-

bringen», sagt Sabina Ruff.

Zum Beispiel Lichtensteig

Das kann Mathias Müller, Stadtpräsi-

dent von Lichtensteig SG, bestätigen. Er

hat an der Hochschule Luzern den Mas-

ter of Advanced Studies in Gemeinde-,

Stadt- und Regionalentwicklung absol-

viert und sagt: «Viele Instrumente und

Methoden kann ich heute in meiner Tä-

tigkeit direkt einsetzen. So haben wir

beispielsweise bereits einen grossen

partizipativen Prozess durchgeführt und

daraus unsere Gemeindestrategie abge-

leitet. Geschärft wurde zudem das Ver-

ständnis für die verschiedenen Diszipli-

nen in solchen Prozessen, was dieArbeit

sehr erleichtert. Zudem erhielt ich Ein-

blick in verschiedene erfolgreiche Pro-

jekte in anderen Regionen der Schweiz.

Das machte Mut, in Lichtensteig die Ge-

meindeentwicklung ebenfalls voranzu-

treiben.»

Es geht voran

Mithilfe eines Vierjahresplanes will auch

der Verein vorwärtsgehen. Aktuell befas-

sen sich Arbeitsgruppen mit den The-

men Familienzentren und Quartierarbeit,

und es soll eine Stelle geschaffen wer-

den, die Interessierte berät und sie bei

der Vernetzung unterstützt. Nicht zuletzt

soll dieVereinswebsite erneuert werden.

Ruff sagt: «Im Zentrum steht bei uns im-

mer der Mensch, tatsächlich sind aber

auf der Website kaum Menschen zu se-

hen.» Um möglichst kostengünstig zu

einem zeitgemässen Onlineauftritt zu

kommen, führt der Verein unter Grafi-

kerklassen der Berufsschule St. Gallen

einen Wettbewerb durch und lädt sie ein,

Gestaltungsvorschläge einzureichen.

Patrick Stämpfli

Informationen:

www.plattform-gsr.ch

Das Planen dürfe nicht den Planern

überlassen werden, sagt Sabina Ruff.

Bild: zvg