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GOLF TIME

|

5-2017

www.golftime.de

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JOE MILLER

ins Gespräch. Doch mal ganz ehrlich, The

Rock hätte keine Chance. Ich habe Schläge

von ihm gesehen und sein Schwung ist

furchtbar. Zugegeben, mit seiner Statur und

seinen Muskeln könnte er verhältnismäßig

lange Bälle schlagen, aber ich denke nicht,

dass ich mir Sorgen machen muss. Ich würde

eine Herausforderung jederzeit annehmen.

Wie weit würde ein Durchschnittsgolfer den

Ball schlagen, der über deinen Körper mit

all den speziell auf Long Drive trainierten

Muskeln verfügen würde?

Mit Sicherheit sehr viel weiter, als er es

jemals zuvor getan hätte, das ist klar.

Doch letztlich muss auch die richtige geneti-

sche Veranlagung vorhanden sein. Es ist

nicht allein der Körper, es ist auch die Fähig-

keit, die Bewegungsabfolge mit maximaler

Effizienz zu einem funktionellen Schwung

zusammensetzen zu können. Man kann so

groß und muskulös sein wie man will, wenn

dieses Puzzlestück nicht vorhanden ist, wird

man im Long Drive nie etwas erreichen.

Wie viel Zeit verbringst du in der Muckibude?

Ich mache jeden Tag, sieben Tage

die Woche ca. zwei Stunden intensives

Workout. Mein Programm besteht aus

schnellen, kraftvollen Übungen, viele Sätze,

viel Gewicht. In meinem Sport dreht sich

alles um Kraft. Entsprechend gehaltvoll ist

auch meine Ernährung. Ich esse achtmal

am Tag sehr proteinhaltige Nahrung.

Da kommen leicht 8.000 bis 10.000 Kalorien

zusammen.

Wie unterscheidet sich deine Ausrüstung

von dem Driver eines Tourspielers wie bspw.

Dustin Johnson?

Tourspieler benutzen meist Driver, die

ca. acht bis neun Grad Loft aufweisen.

Amateure benötigen eher zehn bis zwölf

Grad. Meine Driver hingegen haben nur ein

bis zwei Grad Loft, das ist ein Hauptunter-

schied. Dann ist mein Schlägerschaft etwa

1,22 Meter lang mit einem XXX-Stiff-Flex.

Der normale Driver bei Profis oder Amateu-

ren ist meist zehn Zentimeter kürzer und

deutlich flexibler. Erst wenn man Schwung-

geschwindigkeit von 230 bis 240 km/h

generieren kann, mutiert mein Driver zur

Waffe. Doch Tourspieler wie Dustin Johnson,

die knapp 200 km/h erreichen, würden mit

meinem Driver sogar deutlich kürzer bleiben

als mit ihren Standardschlägern. Der Ball

würde viel zu flach wegfliegen.

Wenn du normales Golf spielst, benutzt du

dann normales Equipment?

Ja klar, in meiner Golftasche stecken

normale Schläger, wenn auch mit relativ

steifen Schäften. Golf ist ein ganz anderer

Sport als Long Driving. Es ist im Grunde

auch ein anderer Schwung. Mit meinem

normalen Driver erreiche ich ca. 330 bis

350 Meter, doch auf einer Golfrunde, auf der

ich einen guten Score spielen will, bleibt der

Driver ohnehin meist stecken. Dann nehme

ein langes Eisen. Mit dem Eisen 2 erreiche

ich relativ sicher 270 Meter. Wenn der Driver

rauskommt, dann nur, wenn rechts und links

viel Platz ist.

Warum bist du kein sehr guter PGA Tour-

Spieler, wenn du an einem Loch ein Eisen

nehmen kannst, das Rory McIlroy oder Bubba

Watson mit dem Driver spielen müssen?

Nur, weil man den Ball über 350 Meter

weit schlagen kann, heißt das nicht zwin-

gend, dass man auch der beste Golfer ist. Ich

glaube auch nicht, dass jemand, der auf jedem

Grün nur einen Putt braucht, zwangsläufig

Weltklasse wäre. Denn zuvor muss man das

Grün erst einmal erreichen. Ich spiele

Handicap –4, das ist gut, aber weit weg von

Weltklasse. Wenn ich auf Sicherheit spiele,

komme ich zwar mit dem Eisen an die Posi-

tionen, an denen die Weltspitze mit dem

Holz zu finden ist. Doch anschließend muss

auch ich die Folgeschläge spielen und ich

bin weder im Kurzspiel noch im Putten

Weltklasse. Nur beim Texas Scramble, das

garantiere ich, gewinnt in 99,9 Prozent der

Fälle die Gruppe, in der ein Long-Drive-

Athlet mitmischt. Denn bei den meisten

Par-5-Löchern liege ich nach dem Abschlag

um die 100 Meter vom Grünanfang entfernt.

Zollen die Golfstars dir für deine Leistungen

Respekt oder bist du für sie eine Freakshow?

Jeder Tourspieler, den ich bislang

getroffen habe, war restlos begeistert.

Denn er kann mehr als jeder andere Golfer

unsere sportliche Leistung würdigen. Diese

Jungs lieben uns, was vielleicht anders wäre,

wenn ich bei einer Open Championship

antreten und jeden Drive 370 Meter das Fair-

way runterknallen würde. Aber die Gefahr

besteht derzeit noch nicht.

GT

Überlange Driving Range – so sieht eine Long Drive Championship Arena von oben aus

Das „Total Package“ drischt mit 245 km/h

Schwunggeschwindigkeit auf den Ball