![Show Menu](styles/mobile-menu.png)
![Page Background](./../common/page-substrates/page0028.jpg)
28
GOLF TIME
|
5-2017
www.golftime.deCOVER |
JOE MILLER
ins Gespräch. Doch mal ganz ehrlich, The
Rock hätte keine Chance. Ich habe Schläge
von ihm gesehen und sein Schwung ist
furchtbar. Zugegeben, mit seiner Statur und
seinen Muskeln könnte er verhältnismäßig
lange Bälle schlagen, aber ich denke nicht,
dass ich mir Sorgen machen muss. Ich würde
eine Herausforderung jederzeit annehmen.
Wie weit würde ein Durchschnittsgolfer den
Ball schlagen, der über deinen Körper mit
all den speziell auf Long Drive trainierten
Muskeln verfügen würde?
Mit Sicherheit sehr viel weiter, als er es
jemals zuvor getan hätte, das ist klar.
Doch letztlich muss auch die richtige geneti-
sche Veranlagung vorhanden sein. Es ist
nicht allein der Körper, es ist auch die Fähig-
keit, die Bewegungsabfolge mit maximaler
Effizienz zu einem funktionellen Schwung
zusammensetzen zu können. Man kann so
groß und muskulös sein wie man will, wenn
dieses Puzzlestück nicht vorhanden ist, wird
man im Long Drive nie etwas erreichen.
Wie viel Zeit verbringst du in der Muckibude?
Ich mache jeden Tag, sieben Tage
die Woche ca. zwei Stunden intensives
Workout. Mein Programm besteht aus
schnellen, kraftvollen Übungen, viele Sätze,
viel Gewicht. In meinem Sport dreht sich
alles um Kraft. Entsprechend gehaltvoll ist
auch meine Ernährung. Ich esse achtmal
am Tag sehr proteinhaltige Nahrung.
Da kommen leicht 8.000 bis 10.000 Kalorien
zusammen.
Wie unterscheidet sich deine Ausrüstung
von dem Driver eines Tourspielers wie bspw.
Dustin Johnson?
Tourspieler benutzen meist Driver, die
ca. acht bis neun Grad Loft aufweisen.
Amateure benötigen eher zehn bis zwölf
Grad. Meine Driver hingegen haben nur ein
bis zwei Grad Loft, das ist ein Hauptunter-
schied. Dann ist mein Schlägerschaft etwa
1,22 Meter lang mit einem XXX-Stiff-Flex.
Der normale Driver bei Profis oder Amateu-
ren ist meist zehn Zentimeter kürzer und
deutlich flexibler. Erst wenn man Schwung-
geschwindigkeit von 230 bis 240 km/h
generieren kann, mutiert mein Driver zur
Waffe. Doch Tourspieler wie Dustin Johnson,
die knapp 200 km/h erreichen, würden mit
meinem Driver sogar deutlich kürzer bleiben
als mit ihren Standardschlägern. Der Ball
würde viel zu flach wegfliegen.
Wenn du normales Golf spielst, benutzt du
dann normales Equipment?
Ja klar, in meiner Golftasche stecken
normale Schläger, wenn auch mit relativ
steifen Schäften. Golf ist ein ganz anderer
Sport als Long Driving. Es ist im Grunde
auch ein anderer Schwung. Mit meinem
normalen Driver erreiche ich ca. 330 bis
350 Meter, doch auf einer Golfrunde, auf der
ich einen guten Score spielen will, bleibt der
Driver ohnehin meist stecken. Dann nehme
ein langes Eisen. Mit dem Eisen 2 erreiche
ich relativ sicher 270 Meter. Wenn der Driver
rauskommt, dann nur, wenn rechts und links
viel Platz ist.
Warum bist du kein sehr guter PGA Tour-
Spieler, wenn du an einem Loch ein Eisen
nehmen kannst, das Rory McIlroy oder Bubba
Watson mit dem Driver spielen müssen?
Nur, weil man den Ball über 350 Meter
weit schlagen kann, heißt das nicht zwin-
gend, dass man auch der beste Golfer ist. Ich
glaube auch nicht, dass jemand, der auf jedem
Grün nur einen Putt braucht, zwangsläufig
Weltklasse wäre. Denn zuvor muss man das
Grün erst einmal erreichen. Ich spiele
Handicap –4, das ist gut, aber weit weg von
Weltklasse. Wenn ich auf Sicherheit spiele,
komme ich zwar mit dem Eisen an die Posi-
tionen, an denen die Weltspitze mit dem
Holz zu finden ist. Doch anschließend muss
auch ich die Folgeschläge spielen und ich
bin weder im Kurzspiel noch im Putten
Weltklasse. Nur beim Texas Scramble, das
garantiere ich, gewinnt in 99,9 Prozent der
Fälle die Gruppe, in der ein Long-Drive-
Athlet mitmischt. Denn bei den meisten
Par-5-Löchern liege ich nach dem Abschlag
um die 100 Meter vom Grünanfang entfernt.
Zollen die Golfstars dir für deine Leistungen
Respekt oder bist du für sie eine Freakshow?
Jeder Tourspieler, den ich bislang
getroffen habe, war restlos begeistert.
Denn er kann mehr als jeder andere Golfer
unsere sportliche Leistung würdigen. Diese
Jungs lieben uns, was vielleicht anders wäre,
wenn ich bei einer Open Championship
antreten und jeden Drive 370 Meter das Fair-
way runterknallen würde. Aber die Gefahr
besteht derzeit noch nicht.
GT
Überlange Driving Range – so sieht eine Long Drive Championship Arena von oben aus
Das „Total Package“ drischt mit 245 km/h
Schwunggeschwindigkeit auf den Ball