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GOLF TIME
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3-2017
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OUT
D
as gibt es in keiner anderen Sportart: Zuschauer greifen in ein Turnier ein,
indem sie Regelverstöße melden. Auf der Couch vor dem Fernseher hockend.
Konkret: Bei der ANA Inspiration in Kalifornien wurden der Führenden Lexi
Thompson am Schlusstag (informiert an Loch 12) Strafschläge aufgebrummt,
weil sie den Ball am Tag zuvor einen Zentimeter neben dem Ballmarker platziert hatte.
Ein pfiffiger, selbsternannter Schiedsrichter fühlte sich verpflichtet, dies den Turnier-
veranstaltern zu melden. Ergebnis: vier Strafschläge, zwei für den Regelverstoß, zwei für
die am Vortag falsch unterschriebene Scorekarte. Womit sich der für Lexi Thompson
greifbar nahe Major-Sieg in endlose Diskussionen auflöste.
Es geht hier nicht um Regelkunde oder Etikette, es geht schlicht um die Frage, wer und
wie lange nach einem Verstoß in ein Sportereignis eingegriffen werden kann? Ein anderes
Beispiel: Im Fußball-Derby zwischen Dortmund und Schalke begeht in der Schlussminute
(1:1) der Borussia-Verteidiger Marc Bartra ein Handspiel, das vom Schiedsrichter nicht
geahndet wird. Nach dem Spiel räumt der Referee ein, dass dies kein eindeutiges Handspiel
gewesen sei, aber man freilich schon einen Elfmeter hätte geben können.
Angenommen, ein TV-Zuschauer ruft beim Fußballbund an und weist auf einen
Regelverstoß hin. Würde darauf reagiert werden? Völlig undenkbar. Die Reaktion der
Fußball-Gewaltigen wäre neben einem müden Lächeln die klare Ansage: Schiedsrichter-
entscheidungen sind Tatsachenentscheidungen.
Bei Golf-Turnieren sind schon mehrfach Regelverstöße von
Zuschauern vor dem TV-Gerät aufgedeckt worden und in
Folge auch berücksichtigt worden. Zuletzt Dustin Johnson
bei der U.S. Open (Ball beim Ansprechen bewegt) oder Craig
Stadler 1985 in Crans Montana (kniete auf einem Handtuch,
ungerechtfertigter Vorteil, Regel 13-2).
Wie lange nach einem Turnier können Regelverstöße
geahndet werden? Ab sofort so gut wie nicht mehr. Die USGA
und R & A haben auf den wachsenden Druck der Entrüstung
reagiert und mit einer neuen Regeländerung den Video-Beweis
weitestgehend abgeschafft. Ab sofort entscheidet der Flight-
partner hoheitlich über Regelverstöße. Nur in strittigen Situa-
tionen soll der Video-Beweis zur Anwendung kommen. Gut so.
DIE COUCH-
REFEREES
OSKAR BRUNNTHALER
ob@golftime.deLEIDTRAGENDE
Lexi Thompson beim 1. Major der Saison,
der ANA Inspiration: Von einem Zuschauer „verpfiffen“
Die nächste erscheint am 12. Juni 2017
Foto: GettyImages