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Petrosphäre

Nr. 4 / Dezember 2014

Treibstoffhorizont 2020: Well-to-Wheels-

Treibhausgasemissionen und Energieverbrauch

Eine Well-to-Wheels-(WTW-)Analyse

1

zu verschiedenen Treibstoffen und PW-

Antriebssystemen zeigt mit Horizont

2020 und darüber hinaus Entwicklungen

zu Energieverbrauch und Treibhausgas-

(THG-)Emissionen auf.

S

eit 2003 veröffentlichen EUCAR,

CONCAWE und JRC periodischWTW-

Analysen zu Treibstoffen und PW-

Antriebssystemen im europäischen Kon-

text. Dazu werden die Treibstoffherstel-

lung sowie der Einsatz im PW betrachtet

und der resultierende WTW-Energiever-

brauch sowie die THG-Emissionen quan-

tifiziert. Die vorliegende Aktualisierung

vergleicht verschiedene Treibstoffe bezüg-

lich möglicher Primärenergiequellen, Pro-

duktionsverfahren und Antriebssysteme

mit Horizont 2020 und darüber hinaus.

Benzin und Diesel: Fortschritte dank

verbesserter Verbrauchseffizienz

Abbildungen A und B: Auch künftig wer-

denWeiterentwicklungen des Benzin- und

Dieselmotors die Verbrauchseffizienz ver-

bessern und damit zur Reduktion sowohl

der THG-Emissionen als auch des Gesamt-

energieverbrauchs beitragen. Die Ände-

rungen der Zahlenwerte zwischen 2010

und 2020 illustrieren dies deutlich. Zu-

sätzliche Einsparungen lassen sich durch

Hybridisierung realisieren, wobei sich

Benzin und Diesel annähern.

Biotreibstoffe: tiefere THG-Emissionen,

höherer Energieverbrauch

Abbildung A: Ethanol wird dem Benzin zu

unterschiedlichen Anteilen beigemischt.

Je nach Rohstoff und Produktionsverfah-

ren sinken die THG-Emissionen gegenüber

Benzin. Während die Herstellung ausWei-

zen eher geringfügigeVorteile bietet, weist

Ethanol aus Weizenstroh tiefe THG-Werte

auf. Generell führt die Ethanolherstellung

zu höherem WTW-Energieverbrauch.

Abbildung B: Für Biodiesel (FAME =

Fettsäuremethylester) zeigt sich ein ähn-

liches Bild wie bei Ethanol, wobei der

Energieverbrauch tendenziell tiefer ist.

Als besonders vorteilhaft gegenüber der

Dieselreferenz erweist sich FAME aus ge-

brauchtem Frittieröl. Während höheren

FAME-Beimischungen zu Diesel motoren-

technische Grenzen gesetzt sind, können

synthetische Diesel, wie HVO (Hydrotrea-

ted Vegetable Oil) oder BTL, CTL, GTL (Bio-

mass, Coal, Gas to Liquids), aufgrund ihrer

chemischen Ähnlichkeit mit dem Erdöl-

produkt zu fast beliebigen Anteilen beige-

mischt werden. Auch für HVO ist Biomas-

se (bzw. Reststoffe davon) von Vorteil.

Vergleichbare THG-Emissionsreduktio-

nen ergaben sich auch für BTL, allerdings

bei deutlich höherem Energieverbrauch.

Während aus Erdgas hergestelltes GTL

nahe bei der Referenz liegt, verursacht

kohlebasiertes CTL wesentlich höhere

Emissionen.

Flüssig- und Erdgas, Biogas – wenig

bis deutliche Vorteile

Abbildung C: Für Flüssiggas (LPG = Lique-

fied Petroleum Gas) und Erdgas (CNG =

Compressed Natural Gas) liegen dieWTW-

Ergebnisse im Bereich von Diesel. Aus

europäischem Schiefergas gewonnenes

Erdgas unterscheidet sich kaum vom EU-

Erdgasmix, während verflüssigtes Erd-

gas (LNG = Liquefied Natural Gas) leicht

höhere THG-Emissionen verursacht und

mehr Energie benötigt.

Eine gegenüber Benzin und Diesel

vorteilhafte THG-Bilanz haben Biogas

(CBG = Compressed Biogas) und syntheti-

sches Erdgas (CSG = Compressed Synthe-

tic Natural Gas), bei allerdings höherem

Gesamtenergieverbrauch. CSG wird in ei-

nemPower-to-Gas-Prozess aus überschüs-

sigem Windstrom und CO

2

hergestellt.

Strom und Wasserstoff – tiefere

THG-Emissionen, geringerer

Energieverbrauch

Abbildung D: Elektromotorisch betriebe-

ne PWs, sei es als Plug-in (PHEV = Plug-

In Hybrid Electric Vehicle), REEV (Range

Extended Electric Vehicle) oder BEV

(Battery Electric Vehicle), haben einen

geringeren Energieverbrauch und tiefere

THG-Emissionen als die Benzinreferenz.

Während bei Verwendung von Kohle-

strom oder des EU-Mix keine bzw. nur

mässige Vorteile gegenüber Diesel resul-

tieren, verursachen Nuklear- oder Wind-

strom praktisch keine THG-Emissionen.

Ein Elektromotor, kombiniert mit einer

wasserstoffbetriebenen Brennstoffzelle

(FC = Fuel Cell), verursacht ebenfalls

kaum THG-Emissionen, sofern der Was-

serstoff mit Windstrom produziert wurde.

Fazit

Die Studie zeigt, dass sich mit benzin-

und dieselbetriebenen PWs auch künftig

noch grosse THG-Emissionsreduktionen

realisieren lassen. Zudem bieten nicht

alle alternativen Treibstoffe und An-

triebssysteme Vorteile. Letztere hängen

stark von der Bereitstellung des Energie-

trägers ab.

Quelle: JRC, EUCAR, CONCAWE (2014): Well-to-wheels, Appendix 1 – Version 4.a, Summary of WTW Energy and GHG balances;

http://iet.jrc.ec.europa.eu/about-jec

WTW-Treibhausgasemissionen und Gesamtenergieverbrauch für verschiedene Treibstoffe und Antriebssysteme mit Horizont 2020 (MJ/100 km)

1 JRC, EUCAR, CONCAWE (2014): Well-to-wheels analysis of future automotive fuels and powertrains in the European context; WTW Report – Version 4.a;

http://iet.jrc.ec.europa.eu/about-jec

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Benzin

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Diesel

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CNG, EU

CNG, Schiefergas

CBG, organ. Siedlungsabfall

CSG, Power to Gas

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FC, Wasserstoff, Wind

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EU-­‐Mix

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Ethanol, Zuckerrohr

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Ethanol, Zuckerrübe

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(2020)

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CNG, EU

CNG, Schiefergas

CBG, organ. Siedlungsabfall

CSG, Power to Gas

Benzin

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BEV, Wind

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BEV, nuklear

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EU-­‐Mix

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Ethanol, Weizen

Ethanol, Zuckerrohr

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Diesel, hybrid

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Ethanol, Zuckerrübe

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(2020)

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CNG, EU

CNG, Schiefergas

CBG, organ. Siedlungsabfall

CSG, Power to Gas

Benzin

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WTW Gesamtenergieverbrauch

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BEV, Wind

FC, Wasserstoff, Wind

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(2010)

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Benzin, hybrid

Ethanol, Stroh

Ethanol, eizen

Ethanol, Zucker ohr

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(2010)

Diesel

(2020)

Diesel, hybrid

FA E, Raps

FAME, gebr. FriBer

öl

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BTL

Ethanol, Zucker übe

Benzin

(2020)

Diesel

(2020)

LPG

LNG

CNG, EU

CNG, Schiefergas

CBG, organ. Siedlungsabfall

CSG, Power to Gas

Benzin

(2020)

RE V

T G samten rgi v rbr ch

(MJ/100 km)

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(2020)

BEV, Kohle

BEV, ind

FC, as erstoff, ind

BEV, nuklear

PHEV,

EU-­‐Mix

BEV, EU-­‐Mix

Benzin und reines Ethanol aus

verschiedenen Rohstoffen zur

Beimischung; Ottomotor mit

Direkteinspritzung, Vollhybrid.

Diesel sowie reiner Biodiesel (FAME),

synthetische Diesel (HVO, BTL, CTL und

GTL) aus jeweils verschiedenen Roh-

stoffen zur Beimischung; Dieselmotor

mit Direkteinspritzung, Vollhybrid.

Gasförmige Treibstoffe (LPG, CNG,

CBG und CSG); Ottomotor mit

Direkteinspritzung.

Elektroantriebe mit Hybridisierung

(PHEV, REEV), mit Batterie (BEV) und

Strom verschiedener Herkunft sowie

Brennstoffzelle (FC) mit Wasserstoff.

WTW-Treibhausgasemissionen

(g CO

2eq

/km)