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74

GOLF TIME

|

7-2016

www.golftime.de

W

enn ich so auf die PGA

Championship 2016 im

Baltusrol Golf Club zu-

rückblicke, fällt mir direkt

die zehn Minuten dauernde Regelaus-

legung von Jordan Spieth ein.

Sein Abschlag am Loch 7 landet rechts

auf einem Cartweg und kommt in einer

Pfütze zum Liegen. Welch ein Glück – zeit-

weiliges Wasser auf einem unbeweglichen

Hemmnis.

Jeder Amateur, fast jeder Amateur, würde

sich freuen, dass er Erleichterung vom

zeitweiligen Wasser und vom Cartweg

bekommt. Er würde den Ball vom Gras so

gut wie möglich spielen. Auch der gerufene

Referee zeigt Jordan Spieth diese Option

auf. Aber der Spieler denkt weiter. Da

nämlich ein großer Kiefernast den Schlag

in Richtung Grün stark behindern würde,

möchte Jordan Spieth nur Erleichterung

vom zeitweiligen Wasser.

Um eine andere Option gebeten bestimmt

der Referee den nächsten Punkt der Er-

leichterung von der Pfütze (zeitweiliges

Wasser und nächster Punkt der Erleichte-

rung – siehe Erklärungen) nach

Regel 25-1

„Ungewöhnlich beschaffener Boden“

,

aber auf dem unbeweglichen Hemmnis.

Nun hat Jordan Spieth eine Schlägerlänge

nicht näher zur Fahne, um seinen Ball fal-

len zu lassen. Der Caddie zückt den Driver.

Beim ersten Versuch steht Spieth noch im

Wasser, das ist aber nicht möglich, da er

volle Erleichterung nehmen muss, also den

Ball so fallen lassen muss, dass er nicht in

eine Lage rollt, wo Behinderung durch den

Umstand (das zeitweilige Wasser) gegeben

ist =

Regel 20-2c „Wann erneut fallen las-

sen“.

Also Driver etwas nach hinten. Jor-

dan Spieth simuliert seinen Stand, diesmal

nicht im Wasser, und markiert das Ende

des Driverschaftes mit einem Tee. Er lässt

den Ball fallen und dieser springt nach

vorne, sodass er wieder im Wasser stehen

würde, also muss er ihn nochmal fallen las-

sen. Jetzt springt der Ball ins Wasser. Das

bedeutet, der Ball wird an der Stelle hinge-

legt, an der er beim zweiten Mal auf dem

Platz auftraf. Bei erneuter Simulation des

Schwunges steht Spieth wieder im Wasser,

der Ball liegt zu nah an der Pfütze. Wieder

Ball fallen lassen, wieder zu nah. Also das

gleiche Procedere noch einmal, Drop – Re-

drop – hinlegen. Nun endlich sagt der

Referee „Ball in play“, das bedeutet, der

Ball ist wieder im Spiel und es kann weiter-

gehen. Beim Schlag in Richtung Grün stellt

sich Spieth zum Draw anstatt zum geraden

Schlag und somit berührt die Schuhspitze

doch wieder das Wasser. Das ist aber kein

Problem, denn der

Referee hatte seine Zu-

stimmung gegeben (Regel 34-2).

Jordan

Spieth schlägt den Ball links neben das

Grün und spielt noch ein Bogey.

GT

Hier können Sie es sich selbst anschauen:

https://www.youtube.com/

watch?v=rK_5Hoz1JHA

Dr. Ulrike GarTz UnD

HolGer GarTz

haben seit 1997 über 250 Turniere und

Turnierserien im Profi- und Amateurbereich

veranstaltet und organisiert. Als Spielleiter

sind beide seit 2005 im Golfverband Nieder-

sachsen-Bremen tätig. Dr. Ulrike Gartz hat

die Prüfung zum R&A Referee 2011 mit

Erfolg bestanden.

»Hab’ ich im TV gesehen«

ANSCHAUUNGSUNTERRICHT

Jordan Spieth bei der PGA Championship in Baltusrol: Drop, Redrop – Erleichterung vom zeitweiligen Wasser

1

A

B

C

2

1:

ursprüngliche Lage des Balls

2:

nächster Punkt der Erleichterung

a, b, c:

jeweils eine Driverlänge

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GOLFREGELN TEIL 6