Background Image
Previous Page  131 / 160 Next Page
Basic version Information
Show Menu
Previous Page 131 / 160 Next Page
Page Background

EuroWire – März 2009

129

technischer artikel

PVC-Verbesserung:

eine neue Auswahl an

Öko-Mischungen

von Claudia Attanasio und Laura Colloca, B&B Compounds, Italien

Übersicht

Dieser Artikel befasst sich mit einer neuen

Auswahl an Mischungen unter Verwendung

von Nano-Zusatzstoffen, die einen geringeren

Einfluss auf die Umwelt haben, sowohl

bei deren Herstellung wie entlang deren

Lebenszyklus.

Diese

Mischungen

sind

flammbeständig, zeigen eine Reduzierung

der Rauchdichte und der Emissionen

von Chlorwasserstoff auf sowie optimale

elektrische Eigenschaften (wie z. B. hoheWerte

des spezifischen Durchgangswiderstands)

und eine hohe Wärmebeständigkeit mit

einer beträchtlichen Reduzierung der Dichte

und demzufolge des Gewichts. Die Produkte

sind frei von gefährlichen Stoffen, wie z. B.

phosphorhaltigen Weichmachern, DEHP oder

Schwermetallen.

1 Einleitung

Mit einer derartig großen Auswahl an

Einsatzbereichen haben die Kabel sehr

spezifische Anforderungen zu erfüllen.

Viele verschiedene Polymere wurden in

den letzten Jahrzehnten entwickelt, um

den

Bedürfnissen

der

verschiedenen

Anwendungen

zu

entsprechen.

Diese

Polymere können grob in Thermoplasten,

thermoplastische Elastomeren, Elastomeren,

vernetzte Thermoplasten und vernetzte

Elastomeren

unterteilt

werden.

Die

Auswahl des geeigneten Polymers hängt

von den physikalischen und chemischen

Eigenschaften der Mischung ab, die im

Kabelstandard bestimmt ist.

Dank seiner hervorragenden elektrischen

und mechanischen Eigenschaften eignet

sich PVC ideal als Werkstoff für die

Ummantelung, die Isolierung und den Schutz

von Kabeln. PVC-abgedeckte Kabel haben

eine jahrzehntelange Nutzungsdauer, d.h.

eine viel länger Dauer als jene, die andere

Materialientypen garantieren können. Der

mechanische Widerstand und die Robustheit

der Werkstoffe sind bei jeglicher Installation

wichtig, ob es sich um unterirdische

Verlegungen bzw. Verlegungen in Gebäuden

oder in Fußböden handelt. Dank der

elektrischen Merkmale von PVC eignet

sich dieser Werkstoff ideal für Nieder- und

Mittelspannungskabel bis zu 5kV.

Der normale Betriebstemperaturbereich liegt

bei bis zu 70°C, werden jedoch spezifische

Formulierungen eingesetzt, kann dieser

Bereich bis auf 105°C erhöht werden.

PVC bleibt bis unter –40°C stabil und ist

feuchtigkeitsdicht. Die in Industrieanlagen,

Kraftwerken,

Einkaufszentren,

Hotels,

U-Bahn-Tunneln,

Straßentunneln

oder

in

Fahrzeugkonstruktionen

eingesetzten

Kabel haben nicht nur gemäß den

Werkstoffmerkmalen die elektrischen und

mechanischen Normen zu erfüllen sondern

auch den anspruchsvollen Normen der

Flammwidrigkeit zu entsprechen. ImBrandfall

haben die eingesetzten Materialien auch eine

Reduzierung der Dichte, der Toxizität und der

Korrosivität des Feuerrauchs zu zeigen.

In mehreren Studien wurde gezeigt, daß

der Ausbruch und die Entwicklung eines

Brands ein komplexes Thema darstellen.

Viele Faktoren sind bei der Festsetzung der

Beteiligung jedes einzelnen Werkstoffs in

einem Brandfall zu berücksichtigen. Die

verschiedenen

Kunststoffwerkstoffe,

die

in der Bau- und Konstruktionsindustrie

eingesetzt werden, weisen unterschiedliche

Brandverhalten auf. Im Vergleich zu anderen

Kunststoffen, verringert der hohe Chlorgehalt

beim PVC-Polymer dessen Entzündbarkeit

und reduziert die Wärme, die zu einem

Brandfall beiträgt. Wird das Grundpolymer

mit Additiven verdünnt, so verändern sich die

Feuerleistungen.

Hohe Konzentrationen an organischen

Werkstoffen erhöhen die Entflammbarkeit;

während hohe Konzentrationen an unorgani-

schen Materialien die Entflammbarkeit

reduzieren.

PVC-Formulierungen,

sowie

andere

natürliche

und

synthetische

Werkstoffe, setzen Rauch und giftige

Gase frei wenn sie brennen. Beträchtliche

Reduzierungen bei der Entwicklung von

Rauch und Chlorwasserstoff könnten durch

den Einsatz von Sonderadditiven erzielt

werden. Unabhängige Studien ergaben, daß

PVC-Brandgase nicht wesentlich giftiger

sind als andere aus gängigen Baumaterialien

freigesetzten Gase.

In verschiedenen Studien wurde erkannt,

daß

das

Ersetzen

von

traditionellen

Baumaterialien durch PVC keine bedeutende

Änderung der Gefahr eines Brands in

Gebäuden bewirkt.

In einer detaillierten Beurteilung der

gesamten Feuerleistungen eines Werkstoffs

sind viele Faktoren zu berücksichtigen:

Zündung

PVC ist widerstandsfähig gegen Zündung.

Um Hart-PVC zu entzünden wird eine

Temperatur benötigt, die 150°C höher

ist, als die zum Entzünden von Holz. Die

Widerstandsfähigkeit gegen Zündung von

gängigen Weich-PVC-Formulierungen ist

zwar niedrig, doch kann sie mit spezifischen

Formulierungen wesentlich erhöht werden.

Entflammbarkeit

Wenn

ein

Werkstoff

erst

einmal

entzündet ist, bezieht sich die damit

zusammenhängende Gefahr direkt auf

die

Entflammbarkeit

des

Werkstoffs.

Einer der zuverlässigsten, quantitativen

Entflammbarkeits-Modellversuche

ist

der „Limiting Oxygen Index test“, der die

Sauerstoffgrenzkonzentration

in

einem

Sauerstoff-Stickstoff-Gemisch misst, die nötig

ist, um eine Verbrennung zu unterhalten. Ein

Werkstoff mit einem LOI-Wert über 21 (Luft

enthält 21% Sauerstoff) sollte nicht in der

Luft bei Raumtemperatur brennen, und ein

Wert über 25-27 bedeutet, daß der Werkstoff

nur brennen wird, wenn eine sehr große

Wärme zugeführt wird.

Hart-PVC weist einen Sauerstoffindex von

45-50 auf, im Vergleich zu 21-22 für Holz

und 17-18 für die meisten Thermoplasten.

Sauerstoffindexwerte über 27 können leicht

mitWeich-PVC erreicht werden. Das bedeutet,

daß die meisten Hart- und Weich-PVC nicht

von selbst brennen werden, ohne das Wärme

von anderen Quellen zugeführt wird.

Rauchdichte

Reduzierte Sicht ist ein ernstes Problem

im Brandfall, da sowohl die Orientierung

zu den Fluchtwegen wie auch die Rettung

durch die Feuerwehr erschwert werden.

Feuer reduziert die Sicht vor allem durch

den freigesetzten Rauch. Rreduzierte Sicht

ist jedoch das Ergebnis einer Kombination

von zwei Faktoren: die im Feuer verbrannte

Materialmenge (je höher die Feuerleistungen

des Werkstoffs sind desto geringer wird

der Anteil sein) und die je verbrannte

Materialeinheit freigesetzte Rauchmenge.

Verschiedene empirische Parameter wurden

vorgeschlagen, um den unvollständigen