Blickpunkt Schule 3/2020

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18 BLICKPUNKT Schule Lehrerausbildung

Junge Philologen im DPhV: Lehrerausbildung akut gefährdet!

»Die 2. Phase der Lehrerausbildung muss vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie neu gedacht werden, da ein geregelter Fort- gang des Referendariats für zukünftige Lehrkräfte in den Krisenzei- ten nicht möglich ist«, fordern die Jungen Philologen im Deutschen Philologenverband. Denn durch den Wegfall der unterrichtsprakti- schen Bestandteile des Referendariats fehlen elementare Grundla- gen des Vorbereitungsdienstes, die für den späteren Berufsalltag essenziell sind. Z war gibt es bundesweit Über- legungen, die fehlenden un- terrichtspraktischen Anteile deutlich. »Unter diesen Bedingungen können die in der Ordnung des Vorbe- reitungsdienstes und der 2. Staats- prüfung für Lehrämter Schulen fest- gelegten Ziele des Vorbereitungs-

Anteile des selbstständigen Unter- richts unbedingt zugunsten des Un- terrichts unter Anleitung gekürzt wer- den: »Referendare befinden sich in ei- ner Ausbildungssituation und sind nicht dafür da, die Unterrichtsversor- gung abzudecken«, so Hoffmann. Da ein erheblicher Teil der Lehrkräf- te zur Risikogruppe zählt, muss jetzt von den Bildungs- und Finanzminis- tern eine Stellenreserve für die Unter- richtsversorgung planerisch umge- setzt werden, um ad hoc in dieser Si- tuation auch den Fortgang des Unter- richts- und Ausbildungsbetriebes si- cherzustellen. Auf diese Weise werden Perspektiven für die jungen Lehrkräf- te in jedem Fach geschaffen. Langfristig entstehe dadurch konti- nuierlich eine Stellenreserve, um strukturellem und fachbezogenem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken. »Da das Referendariat in vielen Bun- desländern bereits verkürzt worden ist, muss eine Verlängerung des Vor- bereitungsdienstes unter Fortzahlung der Bezüge und unter Beibehaltung der Beihilfeansprüche nach Prüfung und Ausschöpfung aller Möglichkei- ten ebenfalls in Betracht gezogen werden, um die wichtigen Qualitäts- standards im Referendariat sicherzu- stellen und gute Ausbildungsbedin- gungen für alle Referendare zu er- möglichen«, sagte Georg Hoffmann. Arbeits- und Gesundheitsschutz sind bei allen Erwägungen nicht verhan- delbar und haben stets oberste Priori- tät. Pressemitteilung vom 20. Mai 2020

mithilfe von Videokonferenzen zu kompensieren, jedoch kann dieses Vorgehen aus Sicht der Jungen Philo- logen kein adäquater Ersatz für un- terrichtspraktische Erfahrungen im Präsenzunterricht sein. »Aktuell gibt es hierfür weder umfassende didakti- sche Konzepte noch curriculare Vor- gaben und gezielte Anleitungen durch hierfür qualifizierte Lehrkräfte«, be- tonte Georg Hoffmann, Vorsitzender der Jungen Philologen. »Aber vor al- lem fehlt ein rechtssicherer Rahmen zum Einsatz von Videokonferenztools, der Datenschutz und Datensicherheit gewährleistet und für eine Nutzung im Schulbetrieb ausgelegt ist.« Eine angemessene Ausstattung der Schüler, Referendare und aller an der Lehrerausbildung Beteiligten sind ebenso wenig flächendeckend vor- handen wie hierfür qualifizierte Fach- leiter und Lehrkräfte. »Auf diese Wei- se erhalten die Referendare höchs- tens eine eingeschränkte Vorberei- tung auf den späteren beruflichen Alltag«, macht Georg Hoffmann

dienstes nicht erreicht werden und die Qualität der Lehrerausbildung ist akut gefährdet«, ergänzt Hoffmann. Auch nach den Sommerferien ist ein geregelter Unterrichts- und Semi- narbetrieb noch fraglich, daher müs- sen die Bildungsminister der einzel- nen Bundesländer unbedingt jetzt Konzepte für die Aufrechterhaltung der Lehrerausbildung neu denken und bereithalten. Ausbildungsunterricht per Videokonferenz ist unter aktuellen Bedingungen ein Sparmodell und kein adäquates Mittel, um rechtssichere und vergleichbare Bedingungen im Referendariat zu gewährleisten und Qualitätsstandards sicherzustellen. »Um die unterrichtspraktischen Defizite imVorbereitungsdienst zu kompensieren, fordern die Jungen Philologen im DPhV insbesondere die Ausbildungsbedingungen der Refe- rendare bei schrittweiser Öffnung der Schulen für den Unterrichtseinsatz zu berücksichtigen.« Hierbei müssen die

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