Blickpunkt Schule 3/2020

BLICKPUNKT Schule Klartext

Bild: gpointstudio/AdobeStock

Abordnung von Gymnasiallehrkräften an Grundschulen – allenfalls freiwillig

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Der Lehrkräftemangel an den Grundschulen ist offensichtlich und die Folgen sind beunruhigend. Aufgrund der Corona-Pandemie- Situation verschärft sich die Lage noch. K ultusminister Lorz hatte Ende April in einer Presseerklärung angekündigt, Gymnasiallehr-

Din A4-Seite gefüllt. Die Lektüre wäre wesentlich rascher erfolgt als der Er- kenntnisgewinn imWebinar über zwei Stunden. Wirth: Über die Einladung zumWebi- nar ’Personalgewinnung an Grund- schulen’ am 5. Mai 2020. ?? Was war Ihre erste Reaktion? Hartung: Mir fehlten erst die Worte. Da versuchen wir Schulleiter derzeit einen Präsenzunterricht in einer Pan- demie zu organisieren, sind auf viel Wohlwollen im Kollegium angewie- sen, um den Schülerinnen und Schü- lern in diesen Zeiten möglichst viel Bildung zuteilwerden zu lassen, und sollen nun Kolleginnen und Kollegen ggfs. sogar gegen ihren Willen abord- nen! Ganß: Ich konnte nicht nachvollzie- hen, dass diese Idee in der derzeiti- gen, mehr als angespannten Situation den Schulen zugemutet werden soll. Es ist ein Ausdruck von Verzweif-

Büchner-Schule in Darmstadt, und Claus Wirth , Schulleiter des Goethe- Gymnasiums in Frankfurt, Stellung. ?? Wie haben Sie von der angedach- ten verpflichtenden Abordnung von Gymnasiallehrkräften an Grund- schulen erfahren? Hartung: Es war schon etwas länger eine Dienstversammlung für Schullei- tungen angekündigt. Dann wurde die- ser Termin plötzlich vorverlegt, was sehr ungewöhnlich ist. Der Pandemie geschuldet fand diese Versammlung dann als Webinar statt. Im Rahmen des Webinars gab es die Detailinfor- mationen. Ganß: Wie so oft in letzter Zeit zuerst aus der Presse. Später dann durch ein Schreiben des Kultusministeriums und schließlich über ein Webinar, das allerdings nur wenig Neues beisteuer- te. Dieses Wenige hätte vielleicht eine

kräfte zwangsweise zum Unterricht in der Grundschule zu verpflichten. Die Entschärfung der Problematik darf aber nicht auf dem Rücken der Gym- nasien und Gymnasiallehrkräfte aus- getragen werden, die mit ganz ande- ren Erwartungen und Vorbereitungen den Lehrerberuf angestrebt haben. Fraglich ist überdies, woher die zu- sätzlichen Lehrkräfte kommen sollen. Die Gymnasien sind in aller Regel nicht überbesetzt und die Bewerbe- rinnen und Bewerber, die auf den Ranglisten stehen, haben nur selten die Fakultas in den benötigten Man- gelfächern. Zu der angekündigten Dienstver- pflichtung nehmen die hphv-Mitglie- der Ralph Hartung , Schulleiter der Goetheschule in Neu-Isenburg, Christof Ganß , Schulleiter der Georg-

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