Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 4/2017

CHRISTINE WEBER / CHRISTIAN SCHULZ

ABBILDUNG 4: Medikationsprozesse gelingen am ehesten, wenn Patienten sich aus freien Stücken und auf Basis ihrer eigenen Wertvorstellungen und Wünsche ( → DARN ) für eine Verhaltensänderung entscheiden. Apotheker können Patienten durch den gelei- tenden Gesprächsstil, basierend auf den vier RULE -Methoden, bei der Entwicklung von Veränderungsmotivation ( → Change-Talk und Selbstverpflichtung) unterstützen. Resul- tat: Patienten mit überwundenen Ambivalenzen haben ein offeneres Ohr für konkrete Argumente und Beratung bzw. Information zum jeweiligen Medikament.

dem Patienten die Diskrepanz zwischen seinen Wünschen und seinem Verhalten auf, die ihn im Ergebnis von seinen Zielen weg führt (Wie könnte Ihr Leben ausse- hen, wenn...? Was ist alles möglich, nach- dem ? Was spricht dafür, XYZ zu tun/ probieren/wieder aufzunehmen?). Dann erwecke ich seine Aufmerksamkeit für die ihm gegebenen Möglichkeiten aufs Neue und kann ihm bei der Zielsetzung helfen. Wenn er überhaupt noch Hilfe nötig hat und nicht schon selbst aufgrund von ge- gebenen Informationen Ziele stecken und verfolgen kann. Auch hier ist das Maß an Zurückhaltung bzw. aktiver Hilfestellung abhängig von der gelebten Selbständig- keit des Patienten, seinen zugänglichen Fähigkeiten und seiner aktuelle Phase im Prozess der Entwicklung. Bildlich gespro- chen: Wir wollen niemandem über die Straße helfen, der dazu selbst in der Lage ist oder aus aktuell guten Gründen nicht hinüber möchte. Wenn der Patient in den Widerstand geht, gehen wir mit. Was soll das heißen? Wiederkehrende Widerstände auf Seiten des Patienten zeigen an, dass es eine von uns noch nicht wahrgenommene oder nicht ausreichend bearbeitete „Baustel- le“ gibt. Die gute Nachricht ist dabei, dass Widerstand immer ein „Therapeutenpro- blem“ und damit unser Problem ist und dass es zahlreiche Lösungsansätze gibt. Im Zweifel besinnen Sie sich als erstes dar- auf, dass sie den Ist-Zustand des Patienten würdigen, Respekt vor seiner Autonomie haben und keinen Zwang ausüben wollen. DREI ZENTRALE KOMMUNIKATIONSSTILE: • Folgen • Geleiten • Lenken DREI ZENTRALE KOMMUNIKATIONSFERTIGKEITEN: • Zuhören • Fragen • Informieren

Leid des Patienten erkennen / erahnen

Medikationsprozess

Gespräch suchen: kollaborativ, evokativ, Autonomie respektierend

U nderstand

L isten

E mpower

R esist!

zuhören

fragen

informieren

respektieren

geleitendes Gespräch

Selbstver- pflichtung des Patienten

Change Talk

Motive pro Veränderung

Schritte einleiten

Wunsch

Bedürfnis

Fähigkeit

Grund

D esire

N eed

A bility

R eason

Fortschritte im Medikationsprozess

ABBILDUNG 5: Individuelle Wege finden, statt mit ungeeigneten Patentrezepten früh- zeitig zu scheitern. Kontinuität und geleitendes Nachjustieren ermöglicht die situations- gerechte Annäherung an die eigenen Ziele.

ZIELEN näher kommen

Folgen: ungelöste Widerstände, persistente Ambivalenz oder gar Auslebung der Contra-Position Fehlende Begleitung beschädigt den Therapiezugang oder die Adhärenz, lässt ABP unlösbar erscheinen - erzeugt Vertrauensverluste und belastete Kommunikation

MI individueller Weg, eigenes Tempo, gehen aus innerem Antrieb

Die 1. Enttäuschung

Universallösung ohne individuelle Anpassung Kraftsparendes Patentrezept

gelöste Widerstände konstruktiver Umgang mit der eigenen Ambivalenz wachsende Offenheit für eine Intervention Tendenz in Richtung der Pro-Seite Adhärenz wird entwickelt / stabilisiert

unheilsame Entwicklung

Patient in Ambivalenz, mit Leidensdruck, noch grundmotiviert STARTEN

Entwicklung von Change Talk in zwei Stufen

Als Vorbereitung sensibilisieren wir un- sere Ohren für die Äußerungen des Pati- enten über seine Träume und Ziele und

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