Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 4/2017

CHRISTINE WEBER / CHRISTIAN SCHULZ

• Erwischt! Habe ich gerade ein geleiten- des Angebot gemacht oder in bewähr- ter Manier zu lenken versucht? • Reibungslose MI-Gespräche wahrneh- men und feiern! Die gut geglückten Momente treten schnell hinter Prob- lemen zurück, es ist wichtig Ihre gute Leistung zu würdigen. • Herzlichen Glückwunsch, Sie sind im Gespräch! Patienten, die ihre Gesundheit oder ihre Therapie durch eine Verhaltensänderung wesentlich positiv beeinflussen könn- ten, dies aber entweder nicht erkennen, nicht allein bewerkstelligen können oder schlicht und ergreifend (noch) nicht wol- len. Menschen, die aufgrund ihrer Pers- pektiven und Handlungsweisen hinter den sicher erreichbaren Möglichkeiten zu- rückbleiben und daran auch leiden. Sie können fragen: „Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Tabletten/ihrer The- rapie?“ Oder der Patient sagt: „Die Tab- letten helfen gar nicht so wie sie sollen.“ Oder: „Was würden Sie mir raten?“ Oder: „Ich möchte mit dem Rauchen aufhören!“. Letzteres sind klare Aufforderungen oder Absichtserklärungen, hier können Sie entweder leiten oder wenn es um eine Verhaltensänderung geht, besser noch geleiten. Es bietet sich an, nachzuhaken und mit weiteren Fragen Ihr Interesse zu zeigen: Woranmerkt der Patient das?Was würde er gerne tun wollen? Wie und wie lange wendet er die Medikation an? ( U n- derstand, L isten) Situationen erkennen – Was sind MI-Fälle?

• Analog zum AMTS-Einstieg: Beginnen Sie mit freundlichen Patienten, sattel- festen Indikationen und konstruktiven, offenen Ärzten. Und am besten in gu- ter Tagesform. Es geht nicht darum, dass Sie nur wenn Sie gut drauf sind gute Arbeit machen. So wie Sie nicht nur an guten Tagen gute Bera- tung leisten, wird es auch mit der MI sein, wenn die neuen Fertigkeiten verinnerlicht sind. Es geht darum, dass Sie im Zuge des Lernprozesses auch mit sich selbst so freundlich umgehen wie mit dem Patien- ten und mit Spaß und Energie neue Wege erforschen. Das geht nun mal an man- chen Tagen besser als an anderen. Was möchte ich heute üben? Konkrete Übe-Anregungen für die tägliche Praxis, sortiert nach RULE: Überprüfen Sie heute immer wieder, wie frei, unvoreingenommen und aufnahme- bereit ihr Geist ist: • Habe ich aufrichtiges Interesse am Pa- tienten oder bin ich abgelenkt und mit anderen Dingen beschäftigt? Vielleicht entdecken Sie Patienten, die im Medi- kationsprozess feststecken! • Fällt mir statt einer geschlossenen Frage eine offene Frage ein? Der Pati- ent bekommt die Gelegenheit, Ihnen Therapierelevantes zu erzählen, das Sie nicht hätten gezielt erfragen kön- nen (oder nur mit einem sehr langen Fragebogen…). • Sie haben das Ziel für den Patienten klar vor Augen, aber der Patient will nicht? Erlauben Sie ihmso zu bleiben, wie er ist und geben Sie ihm so die Gelegenheit ohne Druck zu neuen Ufern aufzubre- chen (paradoxer Veränderungswille). • Gut gemeinte Ratschläge können von den Patienten schnell als Vorwürfe wahrgenommen werden, deshalb fra- gen Sie sich zuerst, ob Sie schon so weit sind, mit dem Patienten an einem Strang zu ziehen – spiegeln Sie und sa- gen Sie dem Patienten zuerst, was Sie schon erkannt zu haben glauben. R – Rule Yourself not your client! Auf den Patienten zugehen und die eige- ne Haltung dabei betrachten

Morgen in der Apotheke – MI in kleinen Schritten

Jeder kann nur für sich selbst die Frage beantworten: Wie passt MI zu mir? Wie kann ich MI für mich und meine Arbeit an- passen und nutzbar machen? Die Metho- de sollte sich in meinen persönlichen Stil und mein Kompetenzregister einreihen lassen. Wir haben gezeigt, dass MI aus vielen kleinen Bausteinen besteht die zusam- menwirken, wenn sie mit der passenden Einstellung und Absicht eingesetzt wer- den. Glücklicherweise lassen sich diese Haltung und die Bausteine im Apotheken- alltag jederzeit hervorragend üben. Wir haben Ihnen einpaar Anregungen, genannt Mini-MI, zum einfachen Start in ihren MI-Alltag zusammengestellt. • Anfängergeist: Tun Sie nichts beim Lernen neuer Dinge, was von Beginn an nervt. Im Gegenteil: Als „Anfänger- geist“ bezeichnet man eine unbefan- gene Freude an Neugier und Entde- ckung. Lassen Sie sich zudem nicht von „Expertenwissen“ anderer Menschen irritieren. • Methode des Tages: einen Aspekt aus- wählen und ausprobieren: ÜBUNG → Variation → Verfeinerung →  selbstlau- fende Handlungsweise • In Ihrer eigenen Geschwindigkeit: Wird es doch zu viel? Setzen Sie sich hin und überlegen Sie, was Sie sich vorgenom- men haben. Manchmal schreibt man sich von vornherein zu viel auf die To- do-Liste. Zerlegen Sie es in kleinere Schritte. • Kraft tanken: Wenn doch einmal Frust aufkommt, Pausen einlegen, bevor man nur noch an die „doofe Methode“ denken kann. Lieber überlegt liegen lassen und die Energie in einen neuen, jetzt passenderen Aspekt stecken. Die im Moment (noch) unpassende Me- thode kann sich in einigen Monaten in einem ganz anderen Licht zeigen und dann zugänglicher sein. • Dran bleiben: Ganz ohne Aktivierungs- energie geht nichts, denken Sie in guter MI-Manier daran, was Sie wirklich wol- len und geben Sie sich einen ersten An- schwung anzufangen. Rund um das Üben

U – Understand: in den Patienten hinein- sehen und mitfühlend sein

Die Kommunikationsstile und -fertigkei- ten nutzen

Da Sie viel mit Patienten im Gespräch sind, haben Sie wahrscheinlich bereits ein gewisses Rezept entwickelt (ihren persönlichen Kommunikationsmix oder Cocktail) wie Sie im Allgemeinen vorge- hen. Vielleicht haben Sie sogar für man- che Kunden ein Spezialrezept. Oder Sie stellen fest, dass bestimmte Mitarbeiter

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