Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 4/2018

AUF DEM WEG ZUR MEISTERSCHAFT

von Nutzen. Durch die Erweiterung des Fachwissens wird ein Unternehmen kon- kurrenzfähiger und kann neue Tätigkeits- felder erschließen. Durch die Interaktion mit dem Lernenden kann der Mentor sein Wissen auffrischen und vertiefen sowie seine persönliche Entwicklung voranbrin- gen. Der Weitergebildete profitiert u. a. durch den Wissenszuwachs, die Wertstei- gerung am Arbeitsmarkt und die Erweite- rung des Verantwortungsbereiches. Das motiviert ihn und stärkt gleichzeitig seine Bindung an das Unternehmen. Fortbildung und Weiterbildung Für jeden Apotheker ist die „ständige Auf- frischung und Anpassung des Wissens an die laufende Entwicklung“ eine Selbstver- ständlichkeit, wie es zum Thema Fortbil- dung auf der Webseite der ABDA heißt und hierüber ist sich der Berufsstand einig. Es sollte im Selbstverständnis des Heilbe- rufes verankert sein, dass jeder Apotheker eine kontinuierliche berufliche Kompe- tenzerweiterung verfolgt. Dieses Streben wird aktuell von Seiten der Kammern vorausgesetzt, aber auch in der Eigenver- antwortung des Einzelnen belassen (siehe auch Diskussion in der DAZ Nr. 28/2018 „Pro und Kontra – Von der Fortbildungs- pflicht zur Pflichtfortbildung“). 2 Wenn man die Definition dieses Prozesses von Kompetenz-Weiterent- wicklung (CPD= Continuing Professional Kompetenzerweiterung in der Praxis

Development), den die FIP (International Pharmaceutical Federation) formuliert hat, 3 genauer betrachtet, wird deutlich, dass Fortbildung (CE = Continuing Educa- tion), wie wir sie üblicherweise verstehen, nur ein kleiner Teil dieses Prozesses ist (Abb. 2). Diese zertifizierten – das heißt von der Kammer nach bestimmten Leitsätzen in ihrer Qualität bestätigten – Fortbil- dungsveranstaltungen (CE) beschränken sich in der Regel auf die Vermittlung von Wissen mittels Artikel oder Vortrag. Sie sind somit einerseits ein wertvoller Bau- stein der Kompetenzerweiterung, führen aber auf der anderen Seite nicht notwen- digerweise zu positiven Veränderungen in der beruflichen Praxis. Praxisbezogene Kompetenzerweite- rung (CPD) beinhaltet mehr und findet ihre Entsprechung in Formaten wie • den Zertifikatsfortbildungen (prakti- sche Elemente und Erfolgskontrolle) • dem AMTS-Manager (Seminare und praktische Aufgaben), • Angeboten des Campus Pharmazie (In- teraktive Gruppenaufgaben und Ab- schlussprüfung) oder • dem Wochenendworkshop Pharma- zeutische Betreuung (Seminar). Bei all diesen Beispielen liegt der Fokus auf einzelnen Themen oder bestimmten Patientengruppen. Weitergehend ist das Format der Weiterbildung, die eine pra- xisbezogene Spezialisierung auf einen

um nützliche Ressourcen für den Lern- prozess aufzudecken. Als Interventionen können wertschätzendes Zuhören und Gegenfragen die Entwicklung eigener Lö- sungen fördern. Zum Beispiel können bei der Übertra- gung von komplexen Aufgaben an den Weiterzubildenden Fragen auftreten. Sucht er bei der Umsetzung Hilfe, bietet es sich an, bei der Problembeschreibung aufmerksam zuzuhören, auf eigene Lö- sungsvorschläge zu verzichten und die wichtigen Punkte zu wiederholen. Die reine Wiederholung der wichtigsten Argu- mente erscheint einem erst zu profan, sie unterstützt aber den Gedankenfluss des Weiterzubildenden und die Lösung ent- wickelt sich meist wie von selbst. Ist das nicht der Fall, können Gegenfragen nütz- lich sein, wie „Was fehlt Ihnen, um das Problem lösen zu können?“, „Haben Sie schon eine Idee dazu?“, „Haben Sie schon mal ein ähnliches Problem gelöst?“, „Was würden Sie tun, wenn Sie mich nicht errei- chen könnten?“. Der Perspektivwechsel ist das Kernele- ment vieler Methoden, u. a. der Blick in die erfolgreiche Zukunft, wie bei der folgen- den Bitte: „Das klingt jetzt etwas merk- würdig, aber tun Sie bitte mal so, als ob wir schon am Ziel wären. Was ist jetzt an- ders und wie sind Sie dahin gekommen?“. Oftmals werden auf diese Art Lösungswe- ge gefunden, die im Vorfeld gar nicht in Betracht gezogen wurden. Die Aufmerksamkeit des Ermächtig- ten sollte sich auch auf die „blinden Fle- cken“ des Lernenden richten. Am Beginn eines Lernprozesses ist uns unser Nicht- wissen oft nicht bewusst. Allerdings ist es dem Mentor möglich darauf hinzuweisen. Durch eine gemeinsam etablierte Reflek- tions- und Rückmeldekultur wird auch in diesen Bereichen die Weiterbildung gesichert. Da das Lernen von Netzwerkpartnern immer relevanter wird, kann der Mentor darauf achten, dass der Lernende seine soziale Netzwerkstruktur festigt, pflegt und erweitert, denn diese gibt ihm später einen schnelleren Zugang zu weitreichen- dem Wissen. Während des Lernprozesses sollte deswegen immer wieder die Frage im Raum stehen: „Welcher Kontakt könn- te uns bei dieser Aufgabe weiterhelfen?“. Die Weiterentwicklung eines Mitar- beiters ist zumeist für alle Beteiligten

ABBILDUNG 2: Die fünf Schritte im Zyklus kontinuierlicher Kompetenzentwicklung.

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