Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 4/2018

ANJA KECK / CHRISTINE WEBER

TABELLE 3: Praktisches Beispiel – Pharmazeutische Betreuung von Patienten mit Asth- ma bronchiale und COPD

versiegen. Die Teilnehmer haben neben der Vertiefung der curricular geforderten Kompetenzen A, B und C auch gelernt wie ein Austausch im Zirkel organisiert und begleitet wird. In der Folge bilden sich aus den Weiterbildungszirkeln entweder un- abhängige Qualitätszirkel, die die Treffen mit Themen aus ihrer Arbeit in der öffent- lichen Apotheke weiter führen, oder die Weitergebildeten nehmen weiter an den Zirkeln gemeinsam mit den Weiterzubil- denden teil. Ein solches Netzwerk für interessierte Apotheker zu gründen, ist jederzeit leicht möglich. Dass es dafür nur wenig Start- hilfe braucht, zeigt das Beispiel der Quali- tätszirkel Filiale. Für Filialleiter, angestellte Apotheker, die Filialleiter werden wollen, sowie Apothe- ker mit vergleichbarem Aufgabenfeld hat die AKWL die „Qualitätszirkel Filiale“ geschaffen. Eine Übersicht über die Weiterbil- dungszirkel und Qualitätszirkel Filiale im Kammergebiet Westfalen-Lippe zeigt Ta- belle 4. Die Themenauswahl und die Zielset- zung erfolgen durch die Gruppe selbst. Die Moderation dieser Treffen stellt sicher, dass der Austausch ausgewogen, fair und ergebnisorientiert verläuft. Die Rolle des Moderators sieht außerdem vor, die Grup- pe bei der Arbeit zu unterstützen, bei- spielsweise durch die Auswahl geeigneter Arbeitsmethoden. Er ist nicht der Lieferant von Lösungen oder des fachlichen Inputs. Die Kammer sorgt für die Ausbildung der Moderatoren, die ihrerseits neben der Moderation auch das Organisato- rische übernehmen. Insgesamt 63 Teil- nehmer verteilt auf drei Zirkel (Bielefeld, Bochum, Münster) tauschen sich aktuell über für sie relevante Themen aus allen Bereichen der Apothekenpraxis regelmä- ßig aus (Beispiele: Personalführung, Kon- fliktmanagement, Kommunikation mit dem Chef, Recht, BWL, DSGVO, Cannabis, Apothekenumbau oder -umzug). Wenden sich Kammermitglieder mit Fragen zum Thema Filialleitung an die Kammergeschäftsstelle, stehen die Qua- litätszirkel als „erfahrene Ressource“ zur Beantwortung von individuellen Fra- gen zur Verfügung. Außerdem werden Qualitätszirkel Filiale

Der Fachapotheker kann

Kompetenzbe- reich

Lernort

· die Krankheitsbilder Asthma bronchiale und COPD erläutern und voneinander abgrenzen · die leitliniengerechte Therapie des Asthma bronchiale und der COPD sowie die eingesetzten Wirkstoffgruppen und Arzneistoffe erläutern

A

Fortbildung, Seminar, Apotheke

„Warum hat der Arzt das Medikament abgesetzt, das mir so gut geholfen hat?“ Wissen muss aktuell gehalten werden. Hier setzt nach der Weiterbildung die weitere Fortbildung (CE) oder auch CDP-Maßnahme an – bei jeder Leitlinienanpassung sollte die Leitlinie studiert oder eine Fortbildung besucht werden, da sonst veraltetes Wissen an den Patienten vermittelt wird oder das Verhalten des Arztes, wenn er beispielsweise bei einem Paradigmenwechsel leitlinienkonform handelt, nicht richtig nachvollzogen werden kann.

· typische arzneimittelbezogene Probleme von Asthma – und COPD-Patienten erkennen und Strategien zur Lösung entwickeln

A, B, C

Arbeitsplatz, Apotheke, Ermäch- tigter, Zirkel

„Der Inhalator ist kaputt! (!!!!!)“ Der Tonfall des Patienten liefert bereits erste Hinweise auf den Hintergrund des Problems. Dass Sie in dieser Situation nicht nur fachliches Wissen brauchen liegt auf der Hand, Kommunikation ebnet den Weg und schafft die Voraussetzung fachliches Können überhaupt anwenden zu können. Aus Bereich C stammt das Wissen, dass die innere Haltung für den Kommunikationserfolg entscheidend ist. Aufrichtiges Interesse am Patienten und das Vermögen dies auszudrücken bilden den Anfang. Die Situation wird sachlicher und der Patient wird von selbst alle Informationen liefern, die notwendig sind um ihn zu einer Lösung des Problems zu geleiten. „Zeigen Sie mir bitte einmal, wie Sie inhalieren.“ Vielfältige Szenarien: Der Inhalator wurde nur selten benutzt und konnte verstopfen (warmes Wasser wirkt bisweilen Wunder), das Atemzugvolumen reicht nicht aus, die Inhalation wurde zwar oft gezeigt aber noch nie hat einer der beteiligten Heilberufenen tatsächlich gesehen, wie der Patient es macht… Für die Kompetenz in diesem Bereich ist aktives Lernen in der Interaktion mit Kollegen entscheidend. Hier bietet sich als zusätzlicher Lernort die Teamsitzung an, wo man wiederum selbst aktiv die Handhabung schulen und schon einmal an vorgebildeten und vertrauten Menschen in geschütztem Raum „üben“ kann. Die Hemmschwelle, ein Device tatsächlich selbst zu benutzen ist hoch, den Patient zu bitten dies zu tun in der Regel noch höher. Die Ergebnisse sind nicht vorauszusehen und Aha-Effekte garantiert. Ein Punkt von allerhöchster Wichtigkeit, schließlich ist die erfolgreiche Anwendung sehr häufig der Knackpunkt in der (unzureichenden) Therapie. · den Patienten über Instrumente des Selbstmonitoring (Peak flow-Messung, Asthma Tagebuch) beraten A, B, C Arbeitsplatz, Apotheke, Ermäch- tigter, Zirkel „Ein Infekt ist das schlimmste für mich!“ „Wissen Sie, wie sie einen Infekt frühzeitig erkennen können?“ Ein dankbares Gebiet für die praktische Umsetzung von Kompetenzen aus Bereich B, denn nicht nur die genaue Kenntnis der Darreichungsfor- men, Inhalationstechnik und Dokumentation ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Patientenschulung. Für die Implementierung in der Apotheke ist Wissen aus der Projektplanung einzusetzen, für die Beobach- tung und Gestaltung im Berufsalltag Wissen über QMS. Wichtige Fragen: Wie ist sichergestellt, dass allen Mitarbeitern die Bedeutung der Beratung bewusst ist? Wie wird das Anschauungsmaterial organisiert/ aktuell gehalten? Welche Interaktionen sind besonders wichtig und wie könnte ein softwaregestütztes Vorgehen für mehr Arzneimitteltherapiesicherheit aussehen? Hier kommen die praktischen Aufgaben oder sogar eine Projektarbeit ins Spiel sowie natürlich der Erfahrungsaustausch unter den Apotheken (Weiterbildungs- oder Qualitätszirkel). Erfolgsrezepte zumWohle des Patienten sind zum Teilen da. Bei wem ich welche Demogeräte bekomme, sollte keine Information sein, die allen Apotheken im Land wertvolle Arbeitszeit stiehlt. · die psychologischen Probleme und Aspekte der Arzneimit- A, C · die unterschiedlichen Darreichungsformen und deren Handhabung erläutern, die Handhabung durch den Patienten beurteilen und den Patienten bei Bedarf schulen A, B, C Arbeitsplatz, Apotheke, Ermäch- tigter, Zirkel „Der Arzt meint, dass ich mit dem Rauchen aufhören soll.“, „CORTISON?“ Angst und Sucht sind auf der Basis der fachlichen Fortbildung (A) das perfekte Anwendungsgebiet für die Kompetenzen aus der motivierenden Gesprächsführung (C) und einer Hilfestellung für den Patienten im geleitenden Stil. Anmerkung: Die Zuordnung der Kompetenzbereiche und Lernorte ist nicht abschließend, sondern beispielhaft. Es handelt sich um die größte inhaltliche Schnittmenge und den wahrscheinlichsten Lernort, für jeden Weiterzubildenden können zu jedem Thema ein anderes Seminar und ein anderer Lernort für das Verständnis ausschlaggebend sein. teltherapie (v.a. Cortison-Angst) erkennen und durch gezielte Beratung der Patienten die Compliance fördern Arbeitsplatz, Apotheke, Ermäch- tigter, Zirkel

AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal / 9

Made with FlippingBook Learn more on our blog