Blickpunkt Schule 5 2025
von mir organisierten Konferenz im Jahr 2023 von linken Aktivisten dazu provoziert wurde, das Wort »Neger« auszusprechen. Er hatte zwar explizit darauf hingewiesen, dass er dies nur in historischem Kontext mit Literaturen tun würde, in denen dieses Wort ver endet wird, und dass er niemals jemanden damit beschimpfen würde – doch dies hatte nichts genützt. Er wurde als unverbesserlicher Rassist gebrandmarkt, und mir wurde der Vorwurf gemacht, ich hätte Studenten durch die Einladung Palmers rassistisch beleidigt und die Goethe Universität als »weltoffene, diskrimi nierungsfreie, international ausge richtete Universität schwer beschä digt.« Außerdem hätte ich »das inter kulturelle Zusammenleben an der Goethe-Universität gefährdet, wenn nicht verunmöglicht«. Die Zitate stammen aus dem offenen Brief einer im Senat vertretenen Hochschulgruppe. In anderen Stellungnahmen von Studenten, aber auch von Professoren und wissenschaftlichen Vereinigungen wurde der gleiche Ton angeschlagen. Das Signal war klar: Wer sich nicht an eine bestimmte Sprachregelungen hält, wird als Menschenfeind aus der sozialen Gemeinschaft exkludiert und in die gleiche Ecke gestellt wie Neo nazis. Der Abschreckungseffekt ist enorm. Und dabei geht es längst nicht mehr nur um das ‘N-Wort’. Die Liste der Wörter, die nicht mehr sagbar sind oder nur noch durch ihre Anfangs buchstaben benannt werden können, wird nämlich immer länger. Allerdings frage ich mich, wie man unter diesen Voraussetzungen mit his torischen Texten umgeht, in denen die verfemten Begriffe vorkommen? Selbst in den Büchern antikolonialer antiras sistischer Vordenker tauchen sie ja auf. Soll alles umgeschrieben werden? Ich rate zu einer Rückkehr zur Ver nunft. Selbstverständlich ändert sich Sprache, und es ist auch richtig, Be griffe zu verändern, wenn man sie aus einsehbaren Gründen für diskriminie rend hält. Deshalb müssen wir aber keine historischen Texte zensieren. Es sollte doch klar sein, dass diese weder sprachlich noch inhaltlich die Ge
offen trägt. Es wird Druck auf musli mische Mädchen ausgeübt, sich zu verschleiern, wenn diese ihre Ehre nicht aufs Spiel setzen wollen. Ich habe bei meinen Forschungen erlebt, dass der Druck auch von der Peer Gruppe, sogar von anderen Mädchen ausgeht. Muslimische Frauenrechtsaktivis tinnen haben wiederholt darauf hin gewiesen, dass sogenannte ‘ehrlose’ Mädchen verstärkt sexuellen Über griffen ausgesetzt sind. Gewalt gegen nicht kopftuchtra gende Mädchen wird auch damit ge rechtfertigt, dass sie sich gegen Gott versündigen, der das Kopftuch vor geschrieben habe. In diesem Zusam menhang werden kopftuchtragende Lehrerinnen als Bestätigung einer islamistischen Agenda angesehen. Dazu kommt, dass kopftuchtragende Lehrerinnen oftmals islamistischen Vereinigungen angehören oder zu mindest enge Beziehungen zu diesen Gruppierungen unterhalten und selbst der Ansicht sind, dass das Kopftuch religiös geboten ist. Kopf tuchtragende Lehrerinnen sind häufig nicht neutral wie sie es als staatliche Angestellte oder Beamtinnen sein sollten, oder sie werden nicht als neu tral wahrgenommen. Grundsätzlich sollte im Schuldienst die Neutralität des Staates an erster Stelle stehen. Das gilt umso mehr, wenn diese Neutralität von Islamisten heraus- gefordert wird. ? Viele Schülerinnen und Schüler sowie auch Lehrkräfte sprechen vom ‘N-Wort’ oder verzichten gar in Gänze – auch zum Beispiel beim Rezitieren historischer Quellen oder Texte – darauf, das Wort »Neger« auszusprechen. Ist das aus Ihrer Sicht der richtige Umgang mit die sem Begriff, den wir heute als rassis tisch einordnen? Polemisch gefragt: »Was tun mit dem N-Wort?« Sprachpolitik ist momentan in einem extremen Maß hysterisch aufgeladen. Es besteht die berechtigte Angst, etwas Falsches zu sagen und dadurch ultimativ diskreditiert zu werden. Ein Beispiel ist Boris Palmer, der auf einer
Foto: AliFuat|AdobeStock
Titelthema
Toleranz unserer Gesellschaft für Ziele instrumentalisiert, die ganz und gar nicht tolerant sind. Im Kontext der Schule realisiert man nur einige Aspekte dieser isla mistischen Geschlechterordnung, dass Mädchen nicht mit auf Klassen fahrten gehen dürfen, dass Ge schlechtertrennung beim Schwimm- und Sportunterricht gefordert wird und eben auch, dass Mädchen ein Kopftuch tragen. Dass die Anzahl kopftuchtragender Mädchen seit eini ger Zeit zunimmt, ist ein unverkenn bares Zeichen des Erstarkens eines politisierten Islams. ? Lehrerinnen mit Kopftuch sind bisher eher die Ausnahme. Wie sehen Sie die aktuelle Regelung, dass die Schulen selbst entscheiden sollen, ob das Tragen eines Kopf- tuches durch eine Lehrkraft den Schulfrieden stört oder nicht? Kopftuchtragende Mädchen kommen in der Regel aus fundamentalistisch religiösen Familien, in denen die Ver hüllung von Kopf und Körper nicht nur religiös begründet wird, sondern auch zum vorherrschenden Ehrkodex ge hört. Man glaubt, dass ein ehrbares Mädchen sich verhüllt, ein nicht ehr bares Mädchen jedoch die Haare
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