Blickpunkt Schule 5 2025
Lernen ist nicht primär Tun, Lernen ist ein Horizont 1 Von der unverlierbaren Gewissheit des Lernens im Gymnasium der Zukunft
Titelthema
Foto: Aliaksandr Marko|AdobeStock
Einleitung Ein Vormittag im Frühsommer. Die noch leere Aula zeigt sich mindestens so herausgeputzt wie die angekündigte Gästeschar, die in wenigen Stunden gleicher maßen wehmütig ob des tatsächlichen Endes, wie dankbar darüber, dass es nun endlich geschafft ist, auf den Stühlen Platz nehmen wird. Alle Abläufe sind durchgesprochen, die geladenen Ehrengäste haben ihr Kommen zugesagt und gleichzeitig zugesichert, sich auf Grußworte zu beschränken, keine langwierigen Reden zu halten oder gar in Anekdoten aus der eigenen Schulzeit zu verfallen, das Orchester, der Chor und die Schulband haben ein letztes Mal geprobt, die Jahrgangsrede steht, alle Buchpreise und Mitgliedschaften zu Ehren der besten Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler sind gerade noch recht zeitig eingetroffen, die Technik-AG, die Hausmeister und das Sekretariat haben auch in diesem Jahr wieder Fantastisches geleistet, die den Studienleiter bzw. die Studienleiterin seit Wochen umgebende Aura der Anspannung löst sich er kennbar und bereits seit Tagen durchwehen Vorfreude und eine gespannte Er wartungshaltung das gesamte Schulhaus. Eine weitere Abiturfeier wird sich in die jeweilige Chronik der Schule einreihen, ein nächster Abiturjahrgang wird mit dem Zeugnis der Hochschulreife die Schule verlassen, das ein oder andere Trän chen wird sicherlich auch in diesem Jahr fließen, einige werden mit dem Ergeb nis hadern, andere hochzu
herausfordernde Phasen gemeistert, Momente der Traurigkeit ausgehalten, Freuden und Fröhlichkeit geteilt, einen Alltag gut gestaltet und ab schließend mit den Abiturprüfungen an den ersten großen akademischen Prüfungen unmittelbar teilgehabt und mitgefiebert zu haben. Mit der Verleihung der Allgemeinen Hoch schulreife als dem höchstmöglichen schulischen Bildungsabschluss, den es in Deutschland zu erreichen gibt, wird am Tag der akademischen Abi turfeier die bisherige Schulzeit zur Vergangenheit und öffnet sich mit der erworbenen Berechtigung, fortan an jeder deutschen Hochschule, Fach hochschule und Universität die eigene akademische bzw. berufliche Biografie fortschreiben zu dürfen, die Zukunft. Doch welche Zukunft wartet auf die mit der Verleihung der Abiturzeug nisse bestätigt gereiften jungen Menschen? Auf welche Kenntnisse und Fähigkeiten sollten junge Men schen im Anschluss an ihre Schulzeit bauen und damit vertrauen können, um die nunmehr jeweils vor ihnen liegenden Zukünfte selbstbestimmt gestalten zu können? Welche Heraus forderungen muss Schule jungen Menschen im besten pädagogischen Sinne zugemutet haben, um auf die individuell und gesellschaftlich zu meisternden Herausforderungen gut vorbereitet zu sein? Welche akademi schen Erfolge müssen Schülerinnen und Schüler während ihrer Schulzeit erlebt und damit für sich verbucht
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frieden sein, man wird einander versprechen, auch weiterhin Kon takt zu halten und freut sich schon heute auf das erste Ehema- ligentreffen im nächsten Jahr …
So oder so ähnlich kann man sich die Szenerie am Tag einer akademischen Feier mit Verleihung der Allgemeinen Hochschulreife vorstellen. Allen viel fach erprobten, über Jahre einge- übten und wohltuenden Abläufen und Routinen zum Trotz – für alle Beteilig ten nimmt der Tag der akademischen Abiturfeier einen besonderen Stellen
wert im Kalender ein und ist alles andere als »the same procedure as every year« noch »business as usual«. Vielmehr macht eine akademischen Abiturfeier in besonderer Weise sicht-, greif- und spürbar, worum es im Sinne der Schule geht: Schülerinnen und Schüler einen wichtigen Abschnitt ihres Weges begleitet, mit ihnen
SCHULE 5|2025
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