Blickpunkt Schule 5 2025

Schüler zur Verfügung steht und sie unabhängig werden lässt? Dieses Unverlierbare liegt, so die Fortführung meiner These, in der tief verwurzelten Gewissheit, Lernen zu können. Ja, Sie lesen richtig. Statt an dieser Stelle zum Beispiel von Kompetenzen zu schreiben, die sich aus der Charak terisierung von Zukunft ergeben müssten, erhält die in ihrer hoffentlich kraftvollen Schlichtheit daherkom menden Forderung, »Lernen als un verlierbare Gewissheit« in der Diskus

sion um das ‘Gymnasium der Zukunft’ eine besondere Bedeutung 4 . Gerade wenn ‘Zukunft’ so ist und womöglich bleiben wird, wie zuvor skizziert, näm lich immer unvorhersehbarer und unplanbarer, eher mit Unsicherheiten und dabei mit dem Wunsch nach ein fachen Antworten verbunden und gleichzeitig immer häufiger bereits ein Teil der eigenen und gemeinschaft- lichen Gegenwart von Schülerinnen und Schülern, dann kann die Gewiss heit ob der eigenen Fähigkeiten des

Lernens eine ungemein stärkende, Mut schenkende und damit befreien de Bedeutung haben. Doch was kann man sich unter dem hier bemühten Abstraktum »Lernen, verstanden als innere Gewissheit« in der schulischen Praxis des ‘Gymnasi ums der Zukunft’ vorstellen? Ohne jeglichen Anspruch auf Vollständig keit sollen folgende Stichworte das konkretisieren, was mit »Lernen als unverlierbare Gewissheit« gemeint ist bzw. gemeint sein kann [s. Tabelle 1] .

Titelthema

Tabelle 1 Merkmal von Lernen Konkretisierung (exemplarisch) Lernen als Wert/Wertigkeit von Lernen

Jede Schülerin und jeder Schüler ist eine Persönlichkeit, die in das Gymnasium geht, um im akademischen Sinne zu lernen und lernen zu dürfen. Schülerinnen und Schüler erleben schulisches akademisches Lernen in besonderer Weise wertvoll, wirkmächtig und bedeutungsvoll. Begeisterungsfähigkeit für neue Inhalte und dabei zu gehenden Wege Lernen, verstanden als aktive, selbstständige, mit Anstrengung verbundene und von der jeweiligen Person ausgehende Aneignung stößt auf entsprechende Rahmungen und Rahmenbedingungen in der jeweiligen Schule. In der Schulform Gymnasium orientiert sich Lernen in besonderer Weise an Prinzipien wissenschaftlichen Arbeitens, die sich bereits in der Schule abbilden lassen (unter anderem forschendes Lernen; wissenschaftspropädeutisches Lernen als Vorbereitung einer späteren Wissenschaftsfähigkeit; Lernphasen, die mit Anstrengung und Widerständen verbunden sein können). Lernen ist nicht ‘Mittel zum Zweck’ auf dem Weg zur Prüfung als dem eigentlichen Ziel, sondern hat einen eigenen Wert und ist somit von eigener Relevanz. Denkbare Möglichkeiten einer begabungsgerechten Individualisierung des Lernens bei gleichzeitigen schulischen Rahmenbedingungen, die primär ein zeitliches und räumliches gemeinsames Lernen abbilden, werden immer wieder gemeinsam austariert und in der Praxis erprobt. Die Auseinandersetzung um lernförderliche Settings hat in der jeweiligen Schule einen festen und von der Bedeutung her nicht zu diskutierenden Stellenwert und ist Teil des inner schulischen Diskurses. Gemeinsames, gemeinschaftliches und individuelles Lernen stellt den Mittelpunkt im schulischen Tagesgeschehen dar. Die von der Schule festgelegte organisatorische Rahmung in Form von Stunden-, Wochen- oder möglicherweise auch ganz anderen Zeitplänen lässt Lernen zu. Die jeweiligen Aufgabenstellungen, unterrichtlichen Settings und Arrangements lassen Lernen als eine aktive, selbsttätige, situativ anstrengende und von co-produzierenden Medien (zum Beispiel KI-Chatbots) unterstützte selbstständige Aneignung zu. Klausuren und andere Formen und Formate von Leistungsnachweisen sind Teil des Lernens, somit relevanter Bestandteil des Prozesses und keine Lernunterbrechungen. Diagnostische Herangehensweisen (zum Beispiel Lernstanderhebungen) sind sowohl individuell, für die jeweilige Lerngruppe als auch genauso für den gemeinsamen Blick relevant. Selbstverständlichkeit von Formaten, die ‘feed back’, ‘feed up’ und ‘feed forward’ in institutionalisierter Form ermöglichen

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Lernförderliche Anforderungen, Notwendigkeiten und Möglichkeiten

SCHULE 5|2025