Blickpunkt Schule 5 2025
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Titelthema
» Kinder und Jugendliche brauchen Anleitung, Erklärungen, Motivation, Feedback – die pädagogische Beziehung zwischen Lehrkraft und Lernenden bleibt zentral.
Die digitale Herausforderung: Schule zwischen menschlicher Beziehung und digitaler Technik S chon in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Jahrtausendwende hat sich von STEFAN DÜLL Präsident des Deutschen Lehrerverbandes
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werden muss, weil qualifizierte Lehr kräfte fehlen. Medienbildung – das Verständnis darüber, wie digitale Medien und soziale Netzwerke funk tionieren, wie Nachrichten entstehen und sich verbreiten, wo Gefahren von Desinformation liegen und wie KI- generierte Inhalte eingeordnet wer den können – ist eine Querschnitts aufgabe aller Schulfächer und eine Voraussetzung dafür, Kinder und Jugendliche zu mündigen Bürgerin nen und Bürgern unserer Demokratie zu erziehen. Neben diesen tiefgreifenden Verän derungen gibt es jedoch grundlegen de Aspekte, die vor fünfzig Jahren ge nauso wichtig waren wie heute und die auch in Zukunft gelten werden: Ohne Lehrkräfte geht es nicht. Die Vorstellung, dass alle Schüle rinnen und Schüler ausschließlich frei oder rein digital unterstützt lernen können, ist unrealistisch. Kinder und Jugendliche brauchen Anleitung, Erklärungen, Motiva tion, Feedback – kurz: Pädagogik und Didaktik. Ob mit Kreide und Tafel oder mit Smartboard, Tablet und KI: Die pädagogische Bezie- →
Schule und Schulbildung stärker ver ändert als in den Jahrhunderten da vor. Der immer schneller werdende technische Fortschritt, Demokratisie rung der Gesellschaft sowie das Infra gestellen autoritärer Strukturen führ ten zu modernen pädagogischen und didaktischen Ansätzen, neuen Unter richtskonzepten, einer veränderten Lernatmosphäre und neuen Werkzeu gen zur Vermittlung und Veranschau lichung von Inhalten. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich dieser Wandel noch einmal deutlich beschleunigt. In einer zuneh mend digitalisierten Welt tragen wir den Zugang zum Internet jederzeit bei uns; die Organisation des Alltags ist eng mit Chats und Apps verknüpft, und seit einigen Jahren ergänzt die Nutzung künstlicher Intelligenz – bewusst oder im Hintergrund vieler Anwendungen – unseren Alltag um weitere Dimensionen. Diese Entwick lung wird voraussichtlich weiter an Tempo gewinnen. Daher ist davon auszugehen, dass die Kinder und Jugendlichen, die wir heute unter
© Andreas Gebert
richten, in ihrem Leben noch zahl- reiche tiefgreifende digitale Um- brüche erleben werden. Deshalb ist es notwendig, Schüle rinnen und Schülern nicht nur den Einstieg in aktuelle digitale Werkzeu ge zu ermöglichen, sondern ihnen auch ein grundlegendes Verständnis dafür zu vermitteln, wie die digitalen Ebenen ihres Alltags funktionieren und wie sie neue Technologien kri tisch und aktiv erschließen können. Dazu gehören Inhalte des Informatik unterrichts – von der Funktionsweise von Computern, Algorithmen und Programmen bis hin zu Konzepten wie Large Language Models und an deren KI-Anwendungen. Doch dieses Thema darf nicht allein dem Informa tikunterricht überlassen werden, der vielerorts nicht flächendeckend an geboten wird oder fachfremd erteilt
SCHULE 5|2025
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