Blickpunkt Schule 5 2025

hung zwischen Lehrkraft und Lernenden bleibt zentral. Ohne Motivation und Anstren gung geht es nicht. Manche mo derne Bildungsvisionen gleichen einem Schlaraffenland: Ohne jede Anstrengung und Arbeit flie gen in diesen Vorstellungen den Kindern und Jugendlichen Wis sen und Fähigkeiten und Kompe tenzen zu, ohne dass Verständ nisarbeit und Lernfleiß aufge- wendet werden müsste – weil alles Spaß macht! Übung und Wiederholung und gar Über- prüfung haben in diesen Visionen auch keinen Platz. Doch die Rea lität sieht so aus, dass für ein breites Allgemeinwissen auch Inhalte gelernt werden müssen, die für die Einzelnen, je nach Interessenlage, zäh und schwer verständlich sein können. Ohne Übung und Wiederholung geht es nicht. Auch in Zeiten von Suchmaschinen und KI-Chatbots braucht es Lernarbeit, Übung und Wiederholung, um ein breites All gemeinwissen aufzubauen – nicht zuletzt, um digitale Informationen beurteilen zu können. Hausauf-

gaben sind daher weiterhin ein wichtiges Vertiefungsinstrument. Wenn Lernende jedoch heimlich KI nutzen, um Hausaufgaben zu erledigen, bedeutet das nicht, dass das Konzept Hausaufgaben überholt ist – vielmehr müssen Aufgabenformen dann unter die sen neuen Lern- und Lehrbedin gungen anders gestellt werden, damit sie den Lernprozess sinnvoll unterstützen. Ohne faire Bewertung geht es nicht. Regelmäßige Leistungs bewertungen geben allen Betei ligten Rückmeldung: Lehrkräfte sehen, ob Lerninhalte verstanden wurden, Schülerinnen und Schüler erkennen ihren Lernstand, und Eltern erhalten Orientierung über die Bildungsbiografie ihrer Kinder. Gleichzeitig muss gewährleistet sein, dass Noten aussagekräftig bleiben. Inflation guter Noten führt dazu, dass Auswahlprozesse ver schoben und verschärft werden – etwa beim Zugang zu Ausbildung und Studium. Faire, vergleichbare Bewertungen sind daher ein wich tiger Baustein für Bildungsge rechtigkeit.

Ohne gemeinschaftliches Ler nen geht es nicht. Im von Lehr kraft geleiteten fragend-entwi ckelnden Unterrichtsgespräch beflügeln Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig im Lern prozess. Dafür braucht es Schul klassen und Lerngruppen, die nicht zu heterogen in ihren Leis tungen sind. Die Erfahrung zeigt, dass der Trend zum individuali sierten, selbstgesteuerten Lernen nicht immer zu den besten Lern ergebnissen für alle Kinder und Jugendlichen führt. Individuelle Lerneinheiten und Gruppenarbei ten können ergänzen, vor allem bei der Förderung, aber sie kön nen den Unterrichtsprozess nicht ersetzen. Es ist entscheidend, dass wir uns den Herausforderungen einer digitalen und KI-geprägten Welt stellen und unsere Schülerinnen und Schüler da rauf vorbereiten – auch auf Entwick lungen, die wir heute noch nicht abse hen können. Ebenso entscheidend bleibt jedoch die pädagogische Bezie hung als Grundlage für Motivation, Lernfortschritte und einen gelingen den Bildungsprozess. →

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Foto: Belinda Fewings|unsplash

SCHULE 5|2025

» Schulmöblierung und Schul- medien früherer Jahrzehnte finden sich heute nur noch in Museen

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