Blickpunkt Schule 5 2025
mit dem Effekt, dass am Gymnasium mehr gelernt wird. Nur wer Schülerin nen und Schüler viel zutraut und sie deshalb auch stark fordert, fördert sie und ihren Bildungsweg. Nicht zuletzt zielt gymnasiale Bil dung mit der Verleihung des Abiturs auf die Studierfähigkeit ab, und zwar wegen der im Vergleich zu anderen Ländern fehlenden Spezialisierung in der Oberstufe auf die allgemeine Studierfähigkeit. Der große Pädagoge Heinz-Joachim
zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft unverzichtbar ist. Wenn man heute trotz dieser be eindruckenden Erfolgsgeschichte mit einigen Sorgenfalten auf die Zukunft des Gymnasiums blicken muss, dann hat dies folgende Ursachen: 1. In einem gegliederten Schulsystem ist jede Schulart nur so stark, wie das schwächste Glied des Bildungs- wesens. Die Abschaffung der Haupt schule und die neue Zweigliedrigkeit haben in vielen Bundesländern nicht zu einer Stabili sierung der Schul struktur, sondern zu
3.Eine grundständige gymnasiale Lehrkräftebildung bildet das qua litative Rückgrat anspruchsvollen Gymnasialunterrichts. Vereinheit lichungen, Nivellierungen und Kür zungen im Bereich der gymnasialen Lehrkräftebildung höhlen den Qua litätsanspruch des Gymnasiums dauerhaft von innen aus. 4.Die unzureichende Nachqualifizie rung einer hohen Anzahl von Quer einsteigerinnen und Quereinstei gern mindert nach Fächern und Regionen unterschiedlich zusätzlich die Unterrichtsqualität. 5.In den letzten Jahren hat sich auch der Trend zur Gründung von elitären Privatgymnasien deutlich verstärkt, weil manchen Eltern die Unter richtsangebote von staatlichen Gymnasien nicht mehr ausreichen. 6.Dazu kommt, dass es nach wie vor Landesregierungen gibt, die Gym nasien bei Unterrichtsversorgung und Klassenteilern schlechter stel len als andere Schularten. Anders als noch vor einigen Jahrzehn ten ist das Gymnasium heute weniger von außen als mehr von innen be droht. Das Gymnasium kann aber sein Aufstiegsversprechen nur einlösen, wenn dieses mit Leistung hinterlegt wird und der humanistische Bildungs auftrag umfassend ernst genommen wird.
Titelthema
Heydorn war vor sechs Jahrzehnten einer der aktivsten Verfechter der Gesamtschule, aber gleichzeitig ein großer Fan der gymnasialen Bildungsidee, die er in die neu konzipierte
»Das Gymnasium täte gut daran, sich unein geschränkt zu seinem Bildungsauftrag zu bekennen; es repräsen tiert ein Stück bester deutscher Geschichte!« Heinz-Joachim Heydorn
einem vermehrten Zustrom nicht geeig neter Kinder an die Gymnasien geführt. Dass es auch anders geht, zeigen Bundeslän der wie Bayern, die eine klare Profilierung aller
Gesamtschule im plantieren wollte. Als dies scheiterte,
schrieb er verbittert, das Humboldt sche Gymnasium habe Revolutionäre hervorgebracht, die fehlkonstruierte Gesamtschule werde Duckmäuser produzieren. Aus dem humanistischen Bildungs auftrag ergibt sich übrigens auch die Verpflichtung des Gymnasiums, der Werte- und Demokratieerziehung einen besonders hohen Stellenwert einzuräumen, was angesichts der
Schularten mit eindeutigen Eig nungskriterien kennen. 2. Die Leistungsergebnisse der letzten Bildungsstudien zeigen, dass das Gymnasium als bislang sozial hete rogenste, aber leistungsmäßig homogenste Schulart in einigen Bundesländern von zunehmenden Leistungsdefiziten geprägt ist. Nicht mehr in jeder Schule, die Gymnasium heißt, ist auch Gymnasium drin.
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