CF_04_2022
KOMPETENZ
Thema Pflegenotstand Das CellitinnenForum sprach mit den Pflegedirektoren Susanne Krey, Heilig Geist-Krankenhaus, und Dominik Müller, St. Marien-Hospital, sowie mit Nicole Scholven, Stationsleiterin im Heilig Geist-Krankenhaus, und Jasmin Schneider, stellvertretende Stationsleiterin im St. Marien-Hospital, über die Situation der Pflege in den Krankenhäusern.
Dominik Müller
Nicole Scholven
Jasmin Schneider
Susanne Krey
Die erste Frage geht an die beiden Pflegedirektoren, Frau Krey, Herr Müller, wie haben die Pflegekräfte die letzten beiden Jahre in den Krankenhäusern erlebt? Müller: Während der Corona Pandemie ist die Belastung deutlich gestiegen. 2020 ging es noch, da wir auf vielen Stati onen nur wenige Patienten hat ten. Seit 2021 normalisiert sich die Situation wieder, aber: Alle Patienten müssen getestet wer den und wir müssen die Ängste auffangen, sich im Krankenhaus mit Corona zu infizieren. Dazu kommt ein verschärfterer Perso nalmangel. Krey: 2020 herrschte unter den Kollegen im ganzen Haus ein stationsübergreifender Team
beim Hausarzt genügt‘ ist die Hemmschwelle, sich krank zu melden, deutlich gesunken. Scholven: Mehr als zuvor sind wir auf die Kooperation mit Zeit arbeitsfirmen angewiesen. Das bringt Unruhe in die Teams. Dank des Fachkräftemangels in der Pflege setzen diese Unter nehmen Forderungen durch, die wir unseren Mitarbeitern nicht erfüllen können: zum Beispiel die freie Auswahl der Arbeitszeiten und –schichten. Aus der Not he raus müssen wir uns den Wün schen oft anpassen, was be deutet, dass eigene Mitarbeiter die nicht attraktiven Dienstzeiten übernehmen. Das ist kein Vor wurf, sondern eine Feststellung. Schneider: Die sehr attraktiven Gehälter der Zeitarbeitsfirmen
geist. Dazu erfuhren wir eine bis dato unbekannte gesellschaft liche Wertschätzung. Doch in der Folgezeit gab es viele Ver letzungen, besonders durch die Politik. Wöchentlich kam eine neue Verordnung, Sonderboni wurden angekündigt, dann ka men sie doch nicht oder nicht für alle. Als dann die Test- und Impfzentren eröffneten, wech selten viele Mitarbeiter dorthin: Der Verdienst war besser und es gab keine Nachtdienste. Das heißt, die Personalnot hat sich noch verschärft? Krey: Ja, hat sie. Hinzu kommt, dass vielen die Motivation ab handengekommen ist. Das mer ken wir an den Krankmeldun gen. Durch die Regelung ‚Anruf
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CellitinnenForum 04 | 2022
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