Lernentwicklung und Beratung - Anleitung

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2) Schwierigkeiten in der Sprache (Aussprache, Sprachverarbeitung, Lautunterscheidung) Beide Bedingungen sind vor allem zu Beginn des Lesen- und Schreiben- lernens von großer Bedeutung. Schülerinnen und Schülern, die Schwierigkeiten bei der Unterscheidung gehörter Laute haben, wird es auch schwerfallen, die korrekte Laut-Buch- staben-Zuordnung zu verinnerlichen. Sie benötigen in der Regel sehr viel mehr Hör- und Sprachübungen zum Heraushören und Unterscheiden von Lauten sowie zur Verbesserung ihrer Aussprache (deutliches Spre- chen) als andere Schüler(innen). Oft ist es auch sinnvoll, ihnen zusätzli- che Hilfen wie z. B. Lautgebärden oder Hinweise auf die Artikulationsstel- le (Spiegel) eines Lautes anzubieten. Bei Schülerinnen und Schülern mit motorischen Schwierigkeiten (Koordi- nation, Gleichgewicht, überreagierende bzw. überschießende Motorik) ist das nicht anders. Kann z. B. die Steuerung der Handmotorik nicht ausreichend koordiniert werden, so hat dies nicht nur Einfluss auf das Schriftbild (ungelenke Schrift). In der Regel lernen Kinder in den ersten Schuljahren, ihre Schreibmotorik zu automatisieren. Die Steuerung der Handmotorik wird dann vom Kleinhirn übernommen. Schüler(innen) mit zentralmotorischen Schwierigkeiten gelingt diese Automatisierung nicht. Hier ist das Großhirn ständig mit der Steuerung der Schreibmotorik be- schäftigt. Diese Belastung des Gehirns führt dazu, dass ein Schüler beim Schreiben nicht gleichzeitig auch noch darüber nachdenken kann, wie ein Wort geschrieben werden muss. Das führt dann zu Rechtschreib- schwierigkeiten. Schüler(innen) mit motorischen Schwierigkeiten benöti- gen sehr viel mehr Übungen zur Automatisierung der Schreibbewegung. Sie benötigen darüber hinaus auch eine Vereinfachung der Schrift (Ver- einfachte Druckschrift, 10-Finger-Schreiben am Computer, keine verbun- dene Schrift einführen). Allgemein gilt: Wenn Schwierigkeiten auftreten, muss zunächst beob- achtet werden, was genau einer Schülerin oder einem Schüler Schwie- rigkeiten bereitet. Dies ist dann mit der Schülerin oder dem Schüler zu besprechen. Bei sehr vielen Schüler(inne)n genügt es, die effizienten fachspezifischen Methoden zu intensivieren (z. B. zur Automatisierung der Schreibbewegung oder zum Heraushören von Lauten). Einigen we- nigen Schüler(inne)n wird man zusätzliche Übungen anbieten, mit denen sich die beobachteten Schwierigkeiten umgehen lassen oder der Lernweg weiter vereinfacht werden kann. Reicht dies immer noch nicht aus, ist es sinnvoll, die Unterstützung von Fachleuten hinzuzuziehen (z. B. Sonder- pädagogen, Schulpsychologen). Für allgemeine Schwierigkeiten beim Lernen gilt Ähnliches: Auch hier müssen mit der Schülerin oder dem Schüler zunächst die Beobachtungen und schülerspezifische Lösungen besprochen werden. Bei einem über- aktiven Schüler wird man z. B. besprechen, wie er sich selbst vor einer Reizüberflutung schützen kann (z. B. Ohrstöpsel, Lernbox) und was er unternehmen kann, um seinen motorischen Drang zum Zuge kommen zu lassen, ohne dass die Mitschüler(innen) gestört werden (z. B. Sitzball oder kurze Auszeiten, kurze Entspannungsphasen oder auch zehn Lie- gestütze). Es ist zudem wichtig, allgemeine Lernschwierigkeiten mit der Lerngruppe zu besprechen, um Stigmatisierungen vorzubeugen. Neben den unterrichtsspezifischen Lösungen sind in der Regel auch grundlegen- de Trainings sinnvoll (z. B. Psychomotorik, Training zur Strukturierung und Organisation des eigenen selbstständigen Arbeitens).

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