BayernDach Magazin 5-2019

Neue Gesichter KPZ

GUTE AUSBILDER SIND IM DACHDECKERHANDWERK NICHT LEICHT ZU FINDEN. UND NOCH SCHWERER WIRD ES, WENN DIESE AUSBILDER AUCH NOCH AL- TERSMäSSIG PRAKTISCH „AUF AUGENHöHE“ MIT DEN AUSZUBILDENDEN SEIN SOLLEN. Dem Kompetenzzentrum Dachtechnik Waldkirchen e. V. (KPZ) ist aber genau dies gelungen. Die fast bei- läufige Frage an die Teilnehmer des Meistervorbe- reitungskurses 2019, ob denn vielleicht jemand spä- ter mal Interesse hätte, Ausbilder am KPZ zu werden, wurde von einem ganz klar mit „Ja“ beantwortet. Der 27-jährige Ulmer Meisterschüler Akis Liam Pieper ist genau der Leib-und-Seele-Dachdecker, den Aus- zubildene brauchen: Voller Begeisterung für das „Handwerk ganz oben“, für die frische Luft am Ar- beitsplatz und die täglich neue Herausforderung auf immer anderen Baustellen. Da war es eigentlich nur noch Formsache, dass Pieper seine Frau fragte, was sie von der Idee halte. Die Antwort war der Umzug nach Waldkirchen zusammen mit den drei Kids. „Irgendwie dachte ich mir schon im Meisterkurs: Das muss schon gut sein, hier in Waldkirchen zu arbei- ten“, erinnert sich der Familienvater. Den „Grund- stein“ für seine Dachdecker-Karriere hatte er gleich nach der Realschule gelegt. Die Zusage zu einem Ausbildungsplatz als Kfz-Mechatroniker lehnte er kurz vor dem Ausbildungsstart dankend ab zuguns- ten einer Dachdecker-Ausbildung. Die besagte fri- sche Luft hatte er bereits in Praktika gerochen. Um ganz sicher zu gehen, dass Dachdecker sein Ding ist, legte er an der BOS nach der Freisprechung noch das Fachabitur im Psychologie-Zweig ab. Und um wirklich sicher zu gehen, startete er anschließend eine Ausbildung als Versicherungskaufmann. Doch die frische Luft ganz oben reizte Pieper letztendlich einfach mehr, und noch im ersten Ausbildungsjahr brach er den Schreibtisch-Job ab. Zwei Gesellenjahre auf dem Dach folgten, bevor er sich für das Bauin- genieur-Studium in Biberach immatrikulierte. Doch die Praxis auf der Baustelle liebte er nun mal mehr als die graue Theorie in Hörsälen, und so meldete er sich in Biberach ab und in Waldkirchen zum Meister- vorbereitungskurs an. Den Schritt zum Meister und nun zum Ausbilder hat er nicht bereut: „Ich habe jetzt 12 Kinder – die Auszubildenden“, so Piepers klare Aussage. „Und die kann ich – selbst noch ganz frisch vertraut vom Meisterkurs – mit meiner Begeis- terung anstecken“. Dass Begeisterung sehr anste- ckend sein kann, erlebte er selbst am KPZ: „Die anderen Ausbilder haben mich sofort ins Team auf- genommen und mir die besten Tipps für den Alltag mitgegeben“. Hätte er nicht doch lieber einen Beruf mit mehr Digitalisierung? „Das einzige, was mir spontan bei Dachdecker und Digitalisierung einfällt, wäre ein Schieferhammer aus dem 3-D-Drucker“, lacht Akis Liam Pieper. „Digitale Dächer halten nicht dicht – nur reale Dächer. Und die bauen wir“, so der junge Ausbilder ganz stolz. Auf Kurs Ausbildung Foto: HF.Redaktion

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