LSV-Sportforum

AUS DEN VEREINEN UND VERBÄNDEN

KÖPFE · KLUBS · IDEEN

Was macht eigentlich … die Sportart Squash? VOM AUSSTERBEN BEDROHT?

Neumünster – Es ist rund 30 Jahre her, da stellten sich die Deutschen mit Leidenschaft in einen teilverglasten Käfig, schmetterten sich einen 24 Gramm schweren Gummiball mit bis zu 200 km/h um die Ohren und bestellten im Anschluss eine Mischung aus Bitter Lemon und Mineralwasser. Oder so ähnlich. Im Kieler Schloss spielte der pakistanische Megastar Jansher Khan um 100.000 Dollar Siegprämie, und Kiel war ohnehin für eine kurze Zeit so etwas wie der Nabel der deutschen Squash-Welt. Heute fristet eine ganze Sportart ein Schattendasein wie die Vinyl-Schallplatte vor ihrer Renaissance. Gerade einmal 209 aktive Squasherinnen und Squasher in Schleswig-Holstein sind geblieben. Ihre Hoffnung liegt in Los Angeles.

„Wir wollen unseren Sport wieder sichtbarer machen.“ Diese Losung kommt von Christian Oswald. Seit 2016 ist der Neumünsteraner Präsident des Squash Verbandes Schleswig- Holstein. Oswald ist gerade einmal 33 Jahre alt. Wenn man den dunkelhaarigen Produktmanager trifft und sich ins Gespräch vertieft, wenn er seinen Schläger auspackt, dann hat man schnell wieder die weiß getünchten Courtwände vor Augen und das Quiet schen der Sohlen und Knallen des Balles, wenn er von der Stirnwand abprallt, im Ohr. Oswald schwärmt: „Squash ist intensiv, man powert sich aus, es ist eng im Court, man muss strategisch denken.“ Würde man ihn nicht bremsen, die Liste würde ewig weitergehen. Und jedem, der mit dem

Vorurteil um die Ecke kommt, Squash führe unweigerlich zu Knieproblemen, würde Oswald eine Studie des „Forbes“-Magazins entgegenhalten, das Squash Anfang des Jahrtausends zur gesündesten Sportart überhaupt kürte – vor Rudern, Klettern und Schwimmen. Aber der Reihe nach: Dieser Rück schlag-Käfigkampf auf einem Spielfeld von 9,75 und 6,40 Metern (Decken höhe 6,00 Meter) war Anfang der 90er Jahre Zeitgeist. Rund zehn Jahre nach Gründung des schleswig-holsteinischen Landesverbandes im Jahr 1980 mit anfangs rund 500 Mitgliedern und nur 18 Anlagen im Land boomte die Sport art plötzlich auch als Lifestyle. Wer erinnert sich nicht an die vielen

Foto: Tamo Schwarz Foto: SVSH

Seit 2016 ist Christian Oswald (33) Präsident des Squash Verbandes Schleswig-Holstein (SVSH).

Squash Center, die wie Pilze aus dem Boden schossen, nach Feierabend aus allen Nähten platzten und das Squash Wasser (siehe oben) zum Kultgetränk stilisierten. 1991 befand sich Squash in Schleswig-Holstein mit 27 Vereinen, 1.200 Mitgliedern, 93 Mannschaften und 43 Anlagen mitten in einer schillernden Hochzeit. Die Boastars um den Kieler Ausnahmekönner Simon Frenz wurden zum ersten von vier Malen bis 1998 deutscher Mannschaftsmeister, holten 1991 mit Weltklasse-Mann Chris Walker und Frenz auch den Europapokal.

Foto: Silke Stühmer Im April richtete der SVSH in Klein Rönnau die Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaf ten aus. MIt dabei vom SVSH Jörg Kraft, Yannick Bork, Kai Rixen, Janina Jasper (Er wachsene von links) sowie die Jugendspieler Jasper Bieber, Moritz Bieber und Vincent Silvestrim vom Bargteheider Squash Club.

Der ehemalige Deutsche Meister Simon Frenz mit Sabine Schöne, der erfolgreichsten deutschen Squasherin aller Zeiten.

26

SPORTFORUM NR. 210 | JUNI 2024

Made with FlippingBook. PDF to flipbook with ease