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Karsten Tiedemann und Sönke-Peter Hansen – Wachablösung im Kreissportverband Pinneberg DIE SACHE MIT GEORGE ORWELL ODER: DAS ENDE EINER ÄRA

Elmshorn – Tastentelefone waren der letzte Schrei, die Wahlwiederholung gerade erst erfunden. Kopiert wurde mit einem Matrizendrucker. Welche Schülerin, welcher Schüler erinnert sich nicht an den Geruch? Damals begann im Kreissportverband Pinneberg eine Ära. Und diese Ära endet nun, wenn KSV-Geschäftsführer Karsten Tiedemann (62) am 30. Juni in den Ruhestand geht und Sönke-Peter Hansen (71) am 15. Mai sein Amt als KSV-Vorsitzender abgibt. Und fast wäre an George Orwell alles gescheitert. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

des Großvereins VfL Pinneberg und blieb es bis 2012. 1989 rückte er in den (ehrenamtlichen) Vorstand des KSV, war von 1992 bis 1995 Vorsitzender der Pinneberger Sportjugend und wurde – nach einigen anderen Ämtern – 2012 KSV-Vorsitzender. Hansen engagierte sich im LSV-Vorstand, war sechs Jahre lang Vorsitzender des Breitensportaus schusses (dem Tiedemann 33 Jahre lang angehörte), war Mitgründer der „Holstei ner Runde“ der Großvereine im Land und engagiert sich im Freiburger Kreis. Da kamen also zwei aus verschiedenen Richtungen und trafen immer wieder aufeinander. „Wir haben gewusst, was der andere kann, haben uns befruchtet“, sagt Hansen. „Viele Dinge gingen uns nicht schnell genug“, so Tiedemann. Sie waren Vorreiter, die schon ab 1993 die institutionelle Sportförderung ver traglich mit dem Kreis absicherten, in Fünf-Jahres-Schritten fortschrieben. Ein Novum im Land. „Bis 2028 ist alles voll abgesichert. Wir hinterlassen ein bestelltes Feld. Das war vielleicht der schönste Moment“, so Hansen, der sich als „Hauptamtlicher mit ehren amtlicher Gesinnung“ bezeichnet. Bis 2028 ist alles voll abgesichert. Wir hinter lassen ein bestelltes Feld. Das war vielleicht der schönste Moment. Sönke-Peter Hansen 960.000 Euro fließen in diesem Jahr im Kreis Pinneberg in den Sport – eine 2,5-Prozent-Dynamisierung inklusive. „Wir waren die ersten. Heute wird das in jedem KSV so gehandhabt und auch in anderen Institutionen wie der AWO“, sagt Tiedemann.

Aber der Reihe nach. Orwells „Animal Farm“ hätte Tiedemann fast einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn der Pennäler hatte die Fabel nicht gelesen und bekam eine Fünf in Englisch. In der Bismarckschule in der Beselerstraße in Elmshorn, also genau dort, wo heute der KSV seinen Sitz hat und das Gymnasium nebenan noch immer beheimatet ist. Tiedemann machte seine Ausbildung in der Kreis verwaltung Pinneberg, wirkte in der Jugendgerichtshilfe, Jugendpflege, beim Jugendamt, war früh Truppführer beim Katastrophenschutz. Beim Kreis wurde der damalige Vize-Vorsitzende des KSV, Helmut Schultz, auf den jungen Burschen mit den Macherqualitäten aufmerksam. Er bot ihm den Job beim KSV an. Schwimmer Tiedemann dachte: „Was soll ich beim Kreisschwimmverband?“ Doch das Missverständnis war schnell aufgeklärt, und am 15. Juli 1983 wurde der 21-jährige Karsten Tiedemann als Nachfolger von Helmut Thiel zum ersten hauptamtlichen Geschäftsführer eines Kreissportverbandes in Schleswig Holstein – Matrizendrucker, Tasten telefon und Faxgerät inklusive. Fortan organisierte Tiedemann den Verleih der Sportmobil-Busse, die KSV-Zeitung, Lehrgänge und Feriencamps. Er packte an. In seinem Element. Es dauerte genau zwei Jahre, bis sich Tiedemanns und Hansens Wege zum ersten Mal kreuzten. Denn der Nord friese Hansen wurde 1985 Vorsitzender

Foto: Tamo Schwarz

Es ist das Ende einer Ära: Geschäftsführer Karsten Tiedemann (links) und der Vorsitzende Sönke-Peter Hansen legen in diesem Jahr ihre Ämter im Kreissportverband Pinneberg nieder.

Karsten Tiedemann redet. Sönke-Peter Hansen hört erst einmal zu. So war es oft. Beide grinsen bei dem Vergleich, sie seien ein wenig wie Bud Spencer und Terence Hill oder etwa Waldorf und Statler des KSV Pinneberg gewesen. Dabei liegt der Gedanke nicht fern: Wenn es nötig war, haben sie (verbal) ganz schön den Lukas gehauen, haben den KSV vorangebracht, bunt und farbenfroh ausgestaltet. Und sie haben die Dinge mit Humor genommen. „Karsten hat zu viel gesabbelt“, sagt Hansen und lacht. Die beiden haben nicht selten eine Phalanx gebildet gegen andere Player des Sports. Gegen den Kreis oder ja, auch den LSV.

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SPORTFORUM NR. 208 | APRIL 2024

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