highlights | Das Magazin der Leonardo Hotels München | Ausgabe 9

Während sich bei der Art des Ver- zehrs die Geis- t e r s che i den , i s t man sich bezüglich des Zeitpunkts im Volksmund vollkom- men einig: »Die Weißwurst darf das Zwölf-Uhr-Läuten nicht mehr hören«, die Würste müssen also traditionell vor 12 Uhr mittags gegessen worden sein. Da diese Vorschrift aber aus einer Zeit herrührt, in der die Weißwürste zu einer späteren Stunde schlicht und einfach nicht mehr gut gewesen wären, ist sie heute nicht mehr so eng zu sehen. Moderne Kühlmöglichkei- ten und das Brühen der Würste sor- gen dafür, dass man sie zu jeder Zeit bedenkenlos genießen kann. Frisch schmecken sie allerdings am aller- besten, weswegen Weißwürste klassi- scherweise immer noch hauptsäch- lich am Vormittag verzehrt werden. Locations für einen deftigen Früh- schoppen gibt es in München genug. Direkt in der Innenstadt werden im Tra- ditionswirtshaus »Zum Spöckmeier« in der Rosenstraße frische Weißwürste in der hauseigenen Metzgerei täglich kesselfrisch produziert. Ein paar hun-

genüber dem Rathaus, erinnert ein Aufsteller an diese Entstehungsge- schichte und den angeblichen »Birth- place of Weißwurst«. Der Wahrheitsge- halt dieser Legende darf freilich bezweifelt werden, zumal sich die Weiß- wurst in ganz Bayern und auch weit über seine Grenzen hinaus größter Beliebtheit erfreut. Der Münchner Historiker Richard Bauer zum Beispiel sieht dieWeißwurst als eine Variante der Münchner »Maibock- wurst«, die schon lange vor besag- tem Schicksalssonntag 1857 existierte. Nichtsdestotrotz ist und bleibt die Weiß- wurst eine für München typische Spe- zialität, die jeder Tourist mindestens ein- mal während seines Besuchs in der Stadt probiert haben muss. Dabei outet man sich jedoch schnell als Nicht- Bayer, denn ganz so einfach ist es mit dem Weißwurstessen nicht. Traditionen und Vorschrien regeln das richtige »Handling«: Die Zubereitungsweise, die Wahl der Beilagen, die Art und sogar der Zeitpunkt des Verzehrs sind fest re- glementiert. Nachdem sie einige Minu- ten ziehen dure – jedoch niemals ko- chen! – , wird die Weißwurst traditionell mit Weißbier, Brezen und Senf auf den Tisch gebracht. Doch Achtung: Alles außer süßem Senf ist hier ein absolu- tes No-Go! Und auch bei der Ver- zehr-Technik gibt es einiges zu beachten: Traditionalisten bevorzugen das »Zu- zeln«. Dabei wird die Wurst an einem Ende eingeschnitten, in die Hand ge- nommen und das Brät mit dem Mund aus der Pelle heraus »gezuzelt«. Wem das nicht ganz geheuer ist, der kann fachmännisch auf den »Längsschnitt« ausweichen, die Haut einmal seitlich einschneiden und die Wurst mit Messer und Gabel daraus befreien. Praktischer Veranlagte schneiden jeweils nur ein Stück der Wurst ab und pellen dieses aus der Haut – so bleibt jeder Bissen warm. Nicht jedermanns Sache ist die vierte Möglichkeit: Man beißt schlicht und einfach von der Weißwurst ab und isst sie so sogar samt Hülle.

dert Meter weiter beim Franziskaner in der Residenzstraße schmecken die Weißwürste ebenso hervorragend. Als absoluter Geheimtipp fürs Weiß- wurstfrühstück gilt unter Münchnern aber das Schlachthofviertel in der Isarvorstadt. Aus gutem Grund: Fri- schere Würste als in unmittelbarer Nähe des kommunalen Schlachthofs kann man andernorts kaum produzie- ren. Für viele Münchner gibt es hier die beste Weißwurst überhaupt! Egal, wo man seine persönliche Lieb- lingswurst auch findet, Hauptsache es schmeckt! All das strenge Regelwerk wird zunehmend aufgeweicht. Und auch für innovative Varianten ist Mün- chen mittlerweile zu haben: Gourmet- Papst Alfons Schuhbeck zum Beispiel kreierte sogar Rezepte für gebratene Weißwurst oder einen Weißwurst-Salat.

Na dann: »An Guadn!«

Fuchsenstube

Munich's favourite sausage Weißwurst is as much a part of Munich as the Oktoberfest. The legend goes that it was in- vented purely by accident, but regardless, it quickly became a top seller and is Munich's favourite sausage – one that every tourist should try. It needs to be prepared correctly – simmered (never boiled!) for a few minutes, and served with Weissbier, a pretzel and sweet mustard. There are several ways to cut and peel the sausage before eating it, or just sim- ply take a bite, skin and all. Traditionally, they should be eaten before 12 pm; modern refrigeration has rendered this rule less important, but they are still best eaten fresh. There are lots of places to buy them in the morning, but the best is the Schlachthofviertel in the Isarvorstadt. Wherever you get it, though, the key is that it should be delicious!

Fotos:Fuchsenstube,karepa,photocrew-Fotolia.com

München 23

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