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GOLF TIME
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2-2016
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GOLFREGELN TEIL 2
DON JALY
UND
DER AUSZAUN
D
ies ist eine wahre Geschichte.
Sie ereignete sich in diesem
Frühjahr auf einer Professional
Tour. Namen und Handlungs
ort wurden geändert. Es war an einem
sonnigen Dienstagmorgen. Die Uhr zeigte
9.50, als der Spieler Don Jaly zum Abschlag
schritt. Sein Drive, der in der Mitte des
Fairways landen sollte, flog dank des
ausgeprägten Quick Hooks in Richtung
Auszaun. Ein Start wie im Bilderbuch…
Ein provisorischer Ball musste her. Der
landete genau Mitte Fairway. Wo sonst?
„Mit dem zweiten kann’s ja jeder“, dachte
nicht nur der spanische Referee. Endlich
war er gefragt. Der Regelexperte erwachte
aus seiner vermeintlichen Lethargie und
fuhr mit dem Cart in Richtung Auszaun.
Dort lag der Ball nun – tot am Zaun. Da
die innere Linie der Zaunpfosten die Aus
linie bildet, ermittelte er anhand seiner
schleunigst gespannten Schnur, dass der
Ball „in bounds“ war: der Ball berührte
noch einen Teil des Platzes. Glück gehabt!
Doch Don Jaly hatte keine Chance, den
Ball zu spielen. Jedenfalls nicht so, wie er
lag. Denn er befand sich schlicht und ein
fach zu nah am Zaunpfosten. Nun wandte
er sich an den Referee: „Was kann ich
tun?“ Damit stellte er die beste Frage, die
man einem Referee stellen kann. Denn der
hat die Optionen aufzuzählen.
Da der Ball unspielbar erschien, kam
Regel 28 ins Spiel. Die erste Option konnte
lauten, den Ball so zu spielen, wie er lag.
Da es jedoch unmöglich war, ihn rechts
herum zu schlagen, hätte der Spieler den
Ball lediglich linksherum bewegen kön
nen. Die zweite Möglichkeit hätte einen
Strafschlag gekostet und den Unglücks
raben zurück zum Abschlag geführt, ent
sprechend Regel 28a. Denkbare Varianten:
innerhalb von zwei Schlägerlängen drop
pen (Regel 28c) bzw. den Ball in direkter
Linie zur Fahne droppen (Regel 28b).
Es blieb nur die Chance, innerhalb von
zwei Schlägerlängen zu droppen. Dazu
präsentierte sich der Hang jedoch als so
steil, dass der Ball ins Aus springen würde.
Da der bedauernswerte Don Jaly mitt
lerweile völlig verunsichert war, fragte er
den Regelfachmann: „Was passiert, wenn
mein Ball beim Droppen ins Aus springt?“
Ortiz Ortega, der spanische Referee,
staunte nicht schlecht ob der mangelhaf
ten Regelkenntnis des Pros. Er antwortete:
„Dann musst du noch einmal droppen.
Rollt der Ball dann wieder ins Aus, hast
du ihn zu platzieren“ – entsprechend
Regel 202c, „Wann erneut fallen lassen?“
Endlich droppte Jaly seinen Ball, der
prompt ins Aus sprang – beim ersten wie
beim zweiten Anlauf. Daraufhin platzierte
der Spieler den Ball an der Stelle, auf die
der Ball beim zweiten Drop auf einen Teil
des Platzes getroffen war. Der Untergrund
erwies sich als derart steil, dass er einige
Mühe darauf verwenden musste, um sei
nen Ball hinzulegen.
Dann unterlief Jaly ein fataler Fehler. Er
überlegte zu lange, welchen Schläger er
spielen sollte. Just in dem Augenblick, als
er schlagen wollte, fing der Ball an zu rol
len und bewegte sich ins Aus (Regel 20
2c/3.5). Höchststrafe! Der Ball befand sich
nun im Aus – und war bereits im Spiel.
Also hieß die Devise: zurück zum Ab
schlag. Der nächste Schlag war nun schon
der vierte – absolute Höchststrafe!
GT
DR. ULRIKE GARTZ UND
HOLGER GARTZ
veranstalten und organisieren seit 1997
über 250 Turniere und Turnierserien im
Profi- und Amateurbereich. Als Spielleiter
sind beide seit 2005 im Golfverband Nieder-
sachsen-Bremen tätig. Dr. Ulrike Gartz hat
die Prüfung zum R&A Referee 2011 mit
Erfolg bestanden.
REGELFRAGE
Was
passiert, wenn der
Ball beim Droppen
ins Aus springt?