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Er wurde nur gerade 53 Jahre alt. Was der Engel-
berger Kunstmaler Willy Amrhein (1873–1926)
während seines viel zu kurzen Lebens für das Tal
geleistet hat, hallt heute noch nach. Ein Film-
team hat sich auf die Suche nach den Spuren des
Künstlers gemacht und dabei erstaunliche
Feststellungen gemacht.
Engelberg um die vorletzte Jahrhundert-
wende: Das Tal ist in Aufbruchsstimmung. Die
ersten Winterhotels öffnen ihre Tore und die
Dorfjugend wird vom Skivirus ergriffen. Und
mitten drin ist jener Mann, der sie für dieses
damals neumodische Fort-
bewegungsmittel im Schnee
begeistern konnte. Sein Name
– Willy Amrhein. Charakte-
ristisch für das ganze Leben
von Willy Amrhein war das
Nebeneinander von schein-
bar unzusammenhängenden Aktivitäten. Er
war Kunstmaler, Jäger, Organisator, Buchillus-
trator, Filmer, Fotograf, Bildhauer, Sammler,
Höhlenforscher, Sportler und Gründer sowohl
vom Skiclub Engelberg (1903) als auch der SAC
Sektion Engelberg (1910) in Personalunion.
Die ersten Wintersportplakate von Engelberg
stammen von ihm, der in München Kunst stu-
dierte. Als hervorragender Porträtist wandte
er sich immer mehr der Landschaftsmalerei zu.
Seine Vorliebe zu Winterlandschaften prägte
sich in seinen Werken immer stärker aus. Es
gibt wohl nur ganz wenige Künstler, welche
die verschiedenen Schneearten so eindrücklich
und naturnah auf Leinwand malen konnten.
Noch heute faszinieren seine Zeich-
nungen, Bilder und graphischen Werke. Wil-
ly Amrhein hat der Nachwelt aber viel mehr
hinterlassen. Die Filmaufnahmen zum Beispiel,
die er vor dem Ersten Weltkrieg gedreht hatte
und die sämtliche, damals in Engelberg be-
triebenen Wintersportarten dokumentieren.
Diese Aufnahmen schlummerten bis vor zehn
Jahren im Archiv vom Skiclub Engelberg dahin.
Erst die von der Kulturkommission Engelberg
veranlasste Restaurierung der vom Zerfall
bedrohten 35mm-Nitratfilme zeigte im vollen
Umfang, welches filmhistorische Dokument
Willy Amrhein der Nachwelt überlassen hat. Das
Ergebnis der in mühsamer Handarbeit erfolg-
ten Restauration gab den Anstoss, einen Doku-
mentarfilm über das Leben und Wirken dieses
Engelberger Talpioniers in Angriff zu nehmen.
Der Film folgt den Spuren von Willy Am-
rhein und setzt sein Wirken
in den Kontext des heutigen
Engelbergs. Während gut ei-
nem Jahr wurden an verschie-
denen Orten in Engelberg mit
einheimischen Laienschau-
spielern Szenen abgedreht,
wie sie sich vor gut einhundert Jahren auch
tatsächlich zugetragen haben könnten. Teile der
historischen Filmaufnahmen von Willy Am-
rhein werden in den Dokumentarfilm integriert.
Das Drehbuch ist ein Gemeinschaftswerk von
Claudia Steiner und Beat Christen, vom dem auch
die Idee für diesen Film stammt und der für die
Produktionsleitung die Verantwortung hat. Die
Luzerner Filmmacherin Claudia Steiner führte
gleichzeitig auch Regie und ist für den Schnitt
verantwortlich. Ein wesentliches Ziel haben die
beiden Hauptverantwortlichen erreicht: Der im
Kinoformat produzierte Dokumentarfilm ist ein
reines Zentralschweizer Produkt. Der Kinostart
erfolgt am 5. Dezember 2015 im Kino Engelberg.
Weitere Aufführungen in Filmlichttheatern
sind in Planung, ehe im Frühjahr 2016 eine DVD
des Engelberger Zeitdokuments «Das Erbe von
Willy Amrhein – Auf Spurensuche in Engelberg
und anderswo» auf den Markt kommen wird.
www.film-willy-amrhein.chDas Erbe eines Tal-Pioniers
The legacy of an Engelberg pioneer
Text und Fotos: Beat Christen
Willy Amrhein war Kunstmaler,
Filmer, Sportler und vieles mehr.
Für die Laienschauspieler, welche
an die heutige Skiausrüstung
gewöhnt sind, war der Dreh dieser
Szenen eine Herausforderung.
Shooting scenes with antique
ski equipment was a challenge
for the amateur actors used to
the high-tech gear of today.