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86

GOLF TIME

|

8-2016

www.golftime.de

TRAINING |

SPORTPHYSIO

Dr. Christian

haiD

Biomechaniker,

Universitätsklinik

Innsbruck

Bedürfnisse

wecken

Wintertraining

dass Golfen im schlaf zu erlernen kein Hokuspokus sein

muss, versucht hier Biomechaniker dr. Christian Haid zu veranschaulichen.

G

olfer wollen ihr Spiel verbessern,

aber dafür keinen Aufwand treiben.

Jetzt gibt es eine Lösung: Golf ver-

bessern, nahezu im Schlaf: die Er-

findung des Nürnberger Trichters in Sachen

Bewegungslernen. Sie dürfen trainingsfaul

sein, aber durchlesen müssen Sie sich die

Erklärungen schon.

erkenntnisse

Üblicherweise wird Sport ge-

lehrt, indem der Bessere es dem Schlechteren

erklärt. Dazu sind keine grundlegenden Er-

kenntnisse notwendig, einfach nur Hinweise,

die auf Eigenerfahrung beruhen. Auch wenn

es Ausbildungssysteme für Sportunterricht

gibt, ändert das wenig daran. Es werden ein-

fach nur Erfahrungen weitergegeben. Wissen-

schaftliche Erkenntnisse werden häufig nur

eingebracht, um kompetent zu wirken und

nachfolgenden Auszubildenden das Leben

schwer zu machen.

Ich erinnere mich, dass auch vor 30 Jahren

Trainer erkannt haben, wann es einem Sport-

ler zu viel wird und wann er Pause braucht.

Mit den heutigen Bluttests ändert sich an der

Praxis des Trainings wenig. Aber man muss

heute als ausgebildeter Trainer natürlich über

Lactatwerte Bescheid wissen. Sportlehrer sind

selten Mediziner, Physiologen oder Physiker.

Daher haben sie ihre eigene Betrachtungs-

weise. Manche Bewegungsdetails bleiben

dabei unentdeckt. Und falls sie entdeckt wer-

den, dann wird ihnen nicht die entsprechende

Bedeutung beigemessen.

koorDinativ

Diese Einleitung weist darauf

hin, dass es um Bewegungsdetails geht. Diese

muss man zuerst einmal erkennen. Wenn man

nicht weiß, worauf man achten soll, entdeckt

man es häufig nicht. An dieser Stelle setzt das

„Erlernen von Golf im Schlaf“ ein. Das Schöne

ist, dass das Erlernen von Bewegungen im Golf

koordinative Fähigkeiten erfordert und man

mit sehr wenig Kraft das Auslangen findet.

Somit kann man mit koordinativem Training

sein Golf extrem verbessern. Koordinatives

Training setzt voraus, dass man weiß, wie die

richtige Bewegung aussieht, dass man richtige

Bewegungen beobachtet und diese Bewe-

gungen auch übt. Koordinatives Training ist

nicht anstrengend, erfordert sehr wenig Zeit

und wirkt unter anderem auch über

Nacht. Man erlernt die richtige

Bewegung nicht auf Kommando,

sondern der Körper benötigt

Zeit, um die neuronalen Er-

fordernisse zu schaffen.

Als Beispiel sei hier ein

Sprinter erwähnt. Er

macht Krafttraining

und hofft, in der

nächsten Saison

schneller zu lau-

fen. Sagt man ihm: „Lauf schneller“, so wird

das nicht funktionieren. Er benötigt koordina-

tives Training, das er durch Steigerungsläufe

erreicht. Nie volle Geschwindigkeit, immer

darauf achten, dass der Körper von selbst er-

lernt, wie die optimale Bewegung aussieht.

Dieses Training dauert mehrere Monate.

bewegungsmuster

Im Golf sind diese

Bewegungsdetails etwas komplizierter, aber

man kann sie sehr gut üben. Man muss sie

vorgezeigt bekommen und man muss die

Geduld aufbringen, sich mit diesen Bewegun-

gen ohne Anstrengung zu beschäftigen.

Der Leistungsdruck und der Wunsch nach

großer Schlagweite muss in diesem Augen-

blick hintangestellt werden. Der Sprinter muss

ja auch sanfte Steigerungsläufe durchführen.

Seit ich Golfunterricht bewusst beobachte,

habe ich derartige Herangehensweisen noch

nie festgestellt. Daher habe ich begonnen,

diese Vorgehensweise selbst an Golfschülern

anzuwenden. Wie erwartet benötigt es etwas

Zeit, der Körper lernt jedoch mehr oder weni-

ger durch vergehende Zeit. Die Bewegungen

werden sehr schön, sehen harmonisch aus

und führen zu deutlich verbesserten Schlag-

weiten. Die häufigste Rückmeldung von Schü-

lern ist: „Das fühlt sich ja total leicht an.“

Die Ergebnisse machen Mut. Die richtige

Vorgehensweise für das eigene Training be-

ginnt mit Information über die Bewegung,

gefolgt von einfachen Übungen und der

häufigen Beobachtung richtiger Bewegungen.

Der Rest geschieht im Schlaf.

Über diese Art des Trainings informiere ich

in Vorträgen oder im Unterricht. Die Kontakt-

aufnahme mit mir erfordert Eigeninitiative.

Das ist gewünscht, denn nur mit intrinsischer

Motivation ist eine kontinuierliche Verbesse-

rung im Golf möglich.

Und wie klingt der Start in ein neues Golfer-

leben: Hallo, hier spricht Christian Haid, kön-

nen wir Du sagen, ich bin der Christian :-)

gt

INFO:

christian.haid@i-med.ac.at

Wie ein Lichtstrich am

Schaft auf diesem Bild

mit David Frost: Golf quasi

im Schlaf verbessern