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GOLF TIME
|
8-2016
www.golftime.deTRAINING |
SPORTPHYSIO
Dr. Christian
haiD
Biomechaniker,
Universitätsklinik
Innsbruck
Bedürfnisse
wecken
Wintertraining
dass Golfen im schlaf zu erlernen kein Hokuspokus sein
muss, versucht hier Biomechaniker dr. Christian Haid zu veranschaulichen.
G
olfer wollen ihr Spiel verbessern,
aber dafür keinen Aufwand treiben.
Jetzt gibt es eine Lösung: Golf ver-
bessern, nahezu im Schlaf: die Er-
findung des Nürnberger Trichters in Sachen
Bewegungslernen. Sie dürfen trainingsfaul
sein, aber durchlesen müssen Sie sich die
Erklärungen schon.
erkenntnisse
Üblicherweise wird Sport ge-
lehrt, indem der Bessere es dem Schlechteren
erklärt. Dazu sind keine grundlegenden Er-
kenntnisse notwendig, einfach nur Hinweise,
die auf Eigenerfahrung beruhen. Auch wenn
es Ausbildungssysteme für Sportunterricht
gibt, ändert das wenig daran. Es werden ein-
fach nur Erfahrungen weitergegeben. Wissen-
schaftliche Erkenntnisse werden häufig nur
eingebracht, um kompetent zu wirken und
nachfolgenden Auszubildenden das Leben
schwer zu machen.
Ich erinnere mich, dass auch vor 30 Jahren
Trainer erkannt haben, wann es einem Sport-
ler zu viel wird und wann er Pause braucht.
Mit den heutigen Bluttests ändert sich an der
Praxis des Trainings wenig. Aber man muss
heute als ausgebildeter Trainer natürlich über
Lactatwerte Bescheid wissen. Sportlehrer sind
selten Mediziner, Physiologen oder Physiker.
Daher haben sie ihre eigene Betrachtungs-
weise. Manche Bewegungsdetails bleiben
dabei unentdeckt. Und falls sie entdeckt wer-
den, dann wird ihnen nicht die entsprechende
Bedeutung beigemessen.
koorDinativ
Diese Einleitung weist darauf
hin, dass es um Bewegungsdetails geht. Diese
muss man zuerst einmal erkennen. Wenn man
nicht weiß, worauf man achten soll, entdeckt
man es häufig nicht. An dieser Stelle setzt das
„Erlernen von Golf im Schlaf“ ein. Das Schöne
ist, dass das Erlernen von Bewegungen im Golf
koordinative Fähigkeiten erfordert und man
mit sehr wenig Kraft das Auslangen findet.
Somit kann man mit koordinativem Training
sein Golf extrem verbessern. Koordinatives
Training setzt voraus, dass man weiß, wie die
richtige Bewegung aussieht, dass man richtige
Bewegungen beobachtet und diese Bewe-
gungen auch übt. Koordinatives Training ist
nicht anstrengend, erfordert sehr wenig Zeit
und wirkt unter anderem auch über
Nacht. Man erlernt die richtige
Bewegung nicht auf Kommando,
sondern der Körper benötigt
Zeit, um die neuronalen Er-
fordernisse zu schaffen.
Als Beispiel sei hier ein
Sprinter erwähnt. Er
macht Krafttraining
und hofft, in der
nächsten Saison
schneller zu lau-
fen. Sagt man ihm: „Lauf schneller“, so wird
das nicht funktionieren. Er benötigt koordina-
tives Training, das er durch Steigerungsläufe
erreicht. Nie volle Geschwindigkeit, immer
darauf achten, dass der Körper von selbst er-
lernt, wie die optimale Bewegung aussieht.
Dieses Training dauert mehrere Monate.
bewegungsmuster
Im Golf sind diese
Bewegungsdetails etwas komplizierter, aber
man kann sie sehr gut üben. Man muss sie
vorgezeigt bekommen und man muss die
Geduld aufbringen, sich mit diesen Bewegun-
gen ohne Anstrengung zu beschäftigen.
Der Leistungsdruck und der Wunsch nach
großer Schlagweite muss in diesem Augen-
blick hintangestellt werden. Der Sprinter muss
ja auch sanfte Steigerungsläufe durchführen.
Seit ich Golfunterricht bewusst beobachte,
habe ich derartige Herangehensweisen noch
nie festgestellt. Daher habe ich begonnen,
diese Vorgehensweise selbst an Golfschülern
anzuwenden. Wie erwartet benötigt es etwas
Zeit, der Körper lernt jedoch mehr oder weni-
ger durch vergehende Zeit. Die Bewegungen
werden sehr schön, sehen harmonisch aus
und führen zu deutlich verbesserten Schlag-
weiten. Die häufigste Rückmeldung von Schü-
lern ist: „Das fühlt sich ja total leicht an.“
Die Ergebnisse machen Mut. Die richtige
Vorgehensweise für das eigene Training be-
ginnt mit Information über die Bewegung,
gefolgt von einfachen Übungen und der
häufigen Beobachtung richtiger Bewegungen.
Der Rest geschieht im Schlaf.
Über diese Art des Trainings informiere ich
in Vorträgen oder im Unterricht. Die Kontakt-
aufnahme mit mir erfordert Eigeninitiative.
Das ist gewünscht, denn nur mit intrinsischer
Motivation ist eine kontinuierliche Verbesse-
rung im Golf möglich.
Und wie klingt der Start in ein neues Golfer-
leben: Hallo, hier spricht Christian Haid, kön-
nen wir Du sagen, ich bin der Christian :-)
gt
INFO:
christian.haid@i-med.ac.atWie ein Lichtstrich am
Schaft auf diesem Bild
mit David Frost: Golf quasi
im Schlaf verbessern