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Es ist paradox: Während andere Sportgeräte sich
in den letzten Jahren teils markant weiterent-
wickelt haben, blieb der gute alte Holzschlitten
so, wie er schon vor 150 Jahren war. Doch obwohl
das Schlitteln dadurch nostalgisch wirkt, darf es
heute getrost als Trendsportart bezeichnet
werden – gerade auch in Engelberg, wo die
Sportart eine lange Tradition hat.
Fast jede Familie in der Schweiz hat einen
Holzschlitten im Keller stehen. Ein Schlittel-
ausflug bietet viel Spass, bei dem alle schon in
jungem Alter dabei sein können. «Wir schätzen,
dass rund ein Drittel unserer
Wintergäste am Sessellift
Schlittler sind und für rund
40’000 Frequenzen sorgen»,
sagt Thomas Küng, Geschäfts-
führer der Brunni-Bahnen
Engelberg AG. Er ergänzt,
dass im Winter jedoch keine exakten Zahlen
zur Ausübung der jeweiligen Sportart erhoben
würden. Was er aber genau weiss und unter-
schreibt, ist die Tatsache, dass Schlitteln als
Trendsportart bezeichnet werden kann. «Des-
halb sind die sonnigen Pisten am Brunni ein
wichtiges Element der Wintersportangebote.
Die beiden 2,5 Kilometer langen Abfahrten sind
beliebt, sie sind die rasantesten in der Zent-
ralschweiz.» Auch die Titlisbahnen bezeichnen
ihre Schlittelbahn Gerschnialp-Engelberg als
wichtige Ergänzung des Schneesportangebots.
Laut Marketingleiter Peter Reinle werden auf
dieser pro Winter rund 50’000 Fahrten gezählt.
Schlitteln kann jeder – ganz im Gegen-
satz zum Skifahren, das gelernt sein will und
durch die teure Ausrüstung gerade für Leute aus
dem Unterland an Attraktivität verliert. Eine
Chance, dass das Schlitteln sein Dornröschenda-
sein verliert und in den Skigebieten mehr Platz
eingeräumt bekommt? «Der positive Trend im
Anfängergebiet Klostermatte zeigt uns, dass
Kinder mit Begeisterung Skifahren lernen», sagt
Thomas Küng. «Trotzdem haben wir vor fünf
Jahren auf der ehemaligen Skipiste im Gebiet
Zigerboden eine zweite permanente Schlittel-
piste eingerichtet und machen uns tatsächlich
Gedanken, wie wir weitere solche Angebote
generieren können.» Spruchreife Ausbaupläne
würden allerdings noch nicht existieren. Auch
bei den Titlisbahnen spürt man die Wichtigkeit
einer Schlittelbahn, da es nicht mehr selbst-
verständlich ist, dass alle Kinder das Skifahren
lernen. «Bei den Schneesporttagen der Schulen
ist der Anteil an Schlittlern,
also der Nicht-Skifahrer-Snow-
boarder, immer grösser», sagt
Peter Reinle. «Hätten wir keine
Schlittelbahn, würden diese
Schulen auf andere Stationen
ausweichen und wir hätten
auch die Skifahrer und Snowboarder nicht bei
uns am Berg.» Gerade deshalb wird die Weiter-
entwicklung von Angeboten wie sie heute mit
Schlittelbahn, Rutschpark Trübsee (Snowtubing),
den Schneeschuhtrails rund um den Trübsee so-
wie dem «snowXpark» bestehen, stetig geprüft.
Ein besonderes Erlebnis bietet sich jeweils
an den Freitag- und Samstagabenden auf der
Schlittelbahn von der Gerschnialp hinunter nach
Engelberg. «Vor allem in Kombination mit einem
Fondue-Abend im Chalet ist das Nachtschlitteln
sehr beliebt», sagt Reinle. Während die Bahn
früher noch mit Lampions, Fackeln oder Kerzen
beleuchtet wurde, sorgen heute Scheinwerfer
für genügend Licht auf der Strecke. Aufgrund
der Witterung fielen in den vergangenen Win-
tern aber immer wieder ganze Schlitteltage und
-abende aus. Denn im Gegensatz zu den etwas
höher gelegenen Schlittelpisten auf Brunni
sowie Fürenalp (1 km, Schlitten werden gratis
zur Verfügung gestellt), hat die Schlittelbahn
Gerschnialp-Engelberg stärker mit den wärme-
Schlitteln–Vergnügenauf zwei Kufen
Let’s get sledging!
Text: Andrea Hurschler, Fotos: Engelberg-Titlis
Die Schlittelbahnen sind eine
wichtige Alternative zum sons-
tigen Wintersportangebot.
Das Nachtschlitteln ist ein
beliebtes Angebot, das gerne
mit einem Fondue-Abend im
Chalet kombiniert wird.
Night sledging is a popular activ-
ity, especially when combined
with a fondue feast in the chalet.
Für viele gehört das Schlit-
telvergnügen zu gelun-
genen Skiferien dazu.
For many, sledging is an integral
part of a great skiing holiday.