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kultur
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arts+culture
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Sie befriedigen nostalgische Sehnsucht, doku-
mentieren Landschafts- und Siedlungsentwick-
lung, bezaubern mit altmodischem Charme,
erfreuen Philatelisten und Lokalhistoriker,
bringen Licht in die Familiengeschichte und
können ein wahres, wenn auch ungefährliches,
Fieber auslösen: alte Ansichtskarten. Auf einer
Fläche von zwei Mal (Adress- und Bildseite)
knapp 150cm
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können sie unzählige historische
Informationen liefern und sind damit unge-
mein leistungsstarke Datenspeicher aus der
Vergangenheit.
Sammlungstechnisch
gehören Ansichtskarten zu
den sogenannten «Epheme-
ra»: Der aus dem Griechischen
stammende Begriff bezeichnet
Alltagsobjekte, die eigentlich
für den einmaligen Gebrauch
bestimmt waren und deshalb eine ähnlich
niedrige Lebenserwartung wie eine Eintags-
fliege hatten. Er wird vor allem für historische
Papierprodukte wie Briefköpfe, Kofferkleber,
Bierdeckel oder eben Ansichtskarten verwendet.
Letztere machen in entsprechenden Sammlun-
gen meistens die umfangreichste Kategorie aus.
Ein kurzer Blick in die Ansichtskarten-Abteilung
von ebay oder ricardo bestätigt dies übrigens.
Entgegen ihrer Bestimmung als Kurzbotschaft
zum einmaligen Gebrauch wurden Tausende
von Karten eben nicht entsorgt – nebenbei: Die
Schweizer Post verschickte zwischen 1910 und
1913 jährlich über 100 Millionen Karten ins
In- und Ausland! Warum viele dieser Karten
aufbewahrt wurden, ist einfach zu verstehen,
denn eine ungebrochene Faszination geht von
den einfachen Kartonstücken aus: Ob unerwar-
teter Dachbodenfund oder längst vergessenes
Lesezeichen, das aus einem staubigen Buch
flattert – wer heute eine alte Ansichtskarte
findet, wird meist innehalten und versuchen,
ihre Bild- und Textbotschaft zu entziffern. So
begann schon manche private Sammlerkarriere.
Solche privaten Sammlungen dienten als
Grundlage für den 1988 – zur Eröffnung des Tal
Museums – erschienenen Bildband «Engelberg
in alten Ansichten». Gezeigt und kommentiert
wurden 152 historische Ansichtskarten von
Engelberg. Die limitierte Auflage von 1000 Stück
ist schon lange vergriffen, doch die erhaltenen
Exemplare werden als Nachschlagewerk sehr
geschätzt und bieten immer wieder Stoff für
spannende Unterhaltungen über vergangene
Zeiten, verschwundene Ge-
bäude und was einmal war.
Das Tal Museum ver-
fügt inzwischen, dank dem
Ankauf der umfangreichen
Sammlung von Alfred Steiner
durch die Bürgergemeinde
im Jahr 2005, über einen Bestand von mehr als
2200 Ansichtskarten von Engelberg, der ständig
ausgebaut wird und doch – man glaubt es kaum
– immer noch nicht vollständig ist. Höchste Zeit
also, wieder einmal einen Teil dieses Schatzes
aus dem Archiv zu heben und dem interessierten
Publikum zu präsentieren. Am 10. Dezember 2016
wird deshalb im Tal Museum die Buchvernissage
für den Nachfolgeband zu «Engelberg in alten
Ansichten» gefeiert: «Gruss aus Engelberg». Be-
gleitet von einer Ausstellung werden vor allem
Karten aus dem späten 19. und frühen 20. Jahr-
hundert präsentiert – dem «Goldenen Zeital-
ter» des Mediums. Thematische Schwerpunkte
sind neben der Tal- und Tourismusgeschichte
dieser Zeit auch Drucktechniken, einheimi-
sche Photographen und Karten-Produktion,
geschönte Grafiken und Fotomontagen – und
bei manchen Karten wird auch ein Blick auf die
Rückseite geworfen. Eine unterhaltsame Reise
in die Vergangenheit erwartet alle Besucher!
Gruss aus Engelberg
Greetings fromEngelberg
Text: Katharina Odermatt, Fotos: Sammlung Talmuseum Engelberg
Skiläufer am Professorenweg: Mit
dem Aufkommen der Wintersai-
son wurde der Wintersport zu
einem weiteren beliebten Motiv
für Ansichtskarten; ca. 1910.
A skier on Professorenweg
(ca. 1910): As winter sports
took off in Engelberg, they
also became a popular mo-
tif for picture postcards
Postkarten sind leistungs-
starke Datenspeicher aus
der Vergangenheit.
Photographie des Engelberger Pho-
tographen, Filmers und Skisprin-
gers Walter Kuster (1912–1943),
der es verstand, den Wintersport
ästhetisch in Szene zu setzen. Sein
Photostudio betrieb er im Geschäft
seiner Eltern an der Dorfstrasse 30.
A picture by Engelberg pho-
tographer, filmmaker and
ski jumper Walter Kuster
(1912–1943), who was a mas-
ter at capturing the beauty of
wintersports. Kuster set up
his photographic studio in his
parents’ shop at Dorfstrasse 30.




