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Engelberg und sein Benediktinerkloster – oder

das Kloster und sein Tal? Seit fast neun Jahrhun-

derten bilden beide eine untrennbare Einheit.

Nachdem 1120 das Kloster gegründet worden war,

begannen die Mönche, das wilde und abgelegene

Tal bewohnbar zu machen. Zugleich sorgten sie

dafür, dass das Tal besiedelt wurde. Eine

Besonderheit Engelbergs war dabei, dass das

Kloster über das Hochtal die Herrschaftsrechte

besass. Somit bildete sich ein eigenständiges

Staatswesen heraus – die Freie Herrschaft

Engelberg.

Unter der Leitung des

Abtes (Vorsteher) führte das

Kloster die Geschicke der Tal-

schaft. Allerdings sahen sich

die Bewohner des Tals schon

bald nicht mehr als reine

Untertanen, sondern traten

selbstbewusst als Talleute auf, die ein Mitspra-

cherecht forderten. Bereits 1422 konnten sie eini-

ge Erfolge erzielen. In der Folge entwickelte sich

zwischen den Mönchen und den Talleuten ein

bemerkenswertes Miteinander, indem sie wäh-

rend der nächsten knapp 400 Jahre die Rechtsset-

zung und Rechtsprechung gemeinsam ausübten.

Von zentraler Bedeutung war dabei das Talge-

richt, das für das tägliche Leben prägend war.

Ein Höhepunkt in der Beziehung zwischen

Kloster und Tal bildete die Amtszeit des Abtes

Barnabas Bürki (im Amt 1505-1546). Mitten im

Zeitalter der Reformationskonflikte gelang es

ihm, das Tal zu reorganisieren. Neue Gesetze

wurden erlassen, die Klosterschule gestärkt,

Alpstreite mit den Nachbarn geschlichtet und

das Flussbett der Engelberger Aa verlegt. Somit

konnten die regelmässigen Hochwasser zurück-

gedämmt werden. Schwieriger war dagegen das

Verhältnis mit Abt Jakob Benedikt Sigrist (im

Amt 1603-1619). Als energischer Reformer geriet

er mit den Talleuten und den umliegenden Kan-

tonen in Konflikt. Sein Versuch, Engelberg als

absolutistischen Klosterstaat zu führen, schei-

terte. Anschliessend beruhigte sich die Situation

wieder. Der Klosterbrand 1729 schweisste Kloster

und Talleute wieder enger zusammen, sodass

der Wiederaufbau gemeinsam gemeistert wur-

de. Das Kloster war dabei für die Bevölkerung

nicht nur die politische Führungsfigur, son-

dern sorgte sich auch um die wirtschaftlichen

Bedürfnisse. Unter Abt Leodegar Salzmann (im

Amt 1769-1798) wurde etwa die Seidenkämmlerei

eingeführt, um den Talleuten weitere Verdienst-

möglichkeiten zu schaffen.

Mit dem Einmarsch

der französischen Revoluti-

onstruppen 1798 änderte sich

allerdings die Ausgangslage.

Das Kloster erklärte sich bereit,

auf seine Herrschaftsrechte

zu verzichten und übergab den Talleuten die

Souveränitätsrechte. Damit hörte der Kleinstaat

auf zu existieren. Nach einigen Wirren schlossen

sich Kloster und Tal 1815 dem Kanton Obwalden

an. Dank ausgehandelter Sonderrechte und der

geographischen Distanz zum Kanton konnte

Engelberg eine gewisse Eigenständigkeit bewah-

ren. In der Folge zeigte sich das Kloster weiterhin

als enger Partner der Talbevölkerung. Es küm-

merte sich um arme Talleute ebenso wie um die

Förderung des Tourismus. Sei es beim Bau neuer

Hotels, der Eisenbahn nach Engelberg oder beim

Bau von Bergbahnen: Als Liegenschaftseigen-

tümer oder gar Aktionär unterstützte es diese

Bestrebungen. Mit der Stifts- und Sekundar-

schule förderte es die Bildung im Tal. Ein Einsatz,

der von der Talbevölkerung geschätzt wird und

zeigt, dass die enge Bindung auch im 21. Jahr-

hundert weiterhin besteht und gepflegt wird.

Eineuntrennbare Einheit

One big Abbey family

Text: Mike Bacher; Fotos: Engelberg-Titlis

Auch heute besteht eine wichtige

Bindung zwischen Kloster und Tal.