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The earliest skis were nothing more than a way
to get from A to B across the snow. Tourism
director Frédéric Füssenich and team donned
their skis for a trip reliving skiing in its most
primeval form along the Urner Haute Route from
Andermatt (Realp) to Engelberg.
Five days, 5, 482 metres up, 5,939 me-
tres down, highest point 3,503 metres above
sea level, nor th-east exposure – these char-
ac teristics mean that the Urner Haute Route
is a lso of ten referred to as the “Skier’s Haute
Route”. Ascents in the sunshine and descents
in the shade, through f resh
powder snow, sounded ver y
promising to me. The deci-
sion to tack le the trail came
about through the well-
nur tured love-hate relation-
ship between Andermat t and
Engelberg. I happened to meet up with my
colleague Flurin Riedel, tourism direc tor in
Andermat t, at a hotel bar af ter a somewhat
uninspiring conference and we were each
boasting about the excellent powder snow
conditions in our respec tive hometowns. Af ter
a few beers, we found out that there is ac tua lly
a connec ting route between the two Centra l
Swiss locations – the Skier’s Haute Route. With
the generous suppor t of the Mammut A lpine
School, we inv ited journa lists and photogra-
phers f rom Germany, Sweden and Switzerland
to tack le this relatively unknown haute route.
Our sa les manager Janicke Svedberg joined
the ranks, and the f ina l team was formed.
We star ted our adventure in Rea lp
around midday on a warm day in March. Af-
ter a gentle climb of around three hours, we
reached the gorgeously situated A lber t Heim
mountain hut, run by the Swiss A lpine Club
(SAC). The nex t morning was a lot tougher:
we set of f at 5 a.m., which was pret ty early,
but when the f irst rays of sunshine lit up the
majestic mountainsides the tiredness simply
vanished and we felt ready to face the day.
Our f irst descent through the f inest powder
snow cer tain ly delivered, and f rom then on
we were raring to go. On ski tours, you have to
earn your descents – so shor tly af ter we made
it down, we had to put the climbing skins
back on our skis to head up to the Winterlücke.
Peter, our journa list f rom Stockholm, had on ly
limited experience of ski tours, so he quick ly
worked up a sweat. But good mountain guides
are like shepherds; they
instantly know when one of
their charges needs a lit tle
ex tra suppor t. So thanks to
our mountain guide Markus,
ever yone including Peter
made it with f ly ing colours.
We reached the Winterlücke (2,852 metres a.s.l.)
at around 10 a.m., and the Göschenen va lley
opened up below us. We then whipped of f our
skins and tack led the 1,000-metre descent in a
state of euphoria. But – whoops! – we weren’ t
dea ling with powder snow this time; the wind
had formed a thin layer of ice on the sur face
of the snow. It was exac tly the kind of snow
where you mustn’ t shif t too much weight
forwards or backwards, but just stand neatly
on your skis. We a ll more or less managed to
do that. Snow conditions aside, the landscape
was impressive, bringing to mind Tolkien’s
Midd le-ear th. If a troll had popped up f rom
behind a rock, we wou ld probably just have
said a cheer f u l “Hello there!” At Göschnera lp
lake, we treated ourselves to a long lunch break
in T-shir ts and high spirits, before heading
down into the long, narrow Chelena lp va l-
ley. Towards the end, there was another tricky
ascent – this time to the Chelena lp mountain
hut. This lovely self-catering SAC hut was
The Urner Haute Route leads
from Andermatt to Engel-
berg in around five days.
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Am nächsten Morgen ging es noch vor Son-
nenaufgang Richtung Sustenhorn. Nach drei
Stunden Aufstieg erreichten wir den Susten-
horngletscher. Mächtig und gross breitete sich
das schier endlose Eisfeld vor uns aus und der
Gipfel war zum Greifen nah. Der letzte Aufstieg
zog sich allerdings länger hin als gedacht und
die Höhe sowie eine steife Brise machten es uns
nicht einfacher. Das Sustenhorn hatte ich schon
etliche Male vom Titlis aus bestaunt, aber als
ich auf dem Gipfel des 3503 Meter hohen Berges
stand, war die Perspektive eine ganz andere.
Ganz klein ist der Mensch
und die unfassbare, zeitlose
Weite zog mich in ihren Bann.
Bei der Abfahrt hatte auch
hier der Wind seine Spuren
hinterlassen, der Schnee
war knüppelhart. Vorbei an
riesigen Gletscherspalten wurden wir sicher
zum Hotel Steingletscher geführt. Fast 2000
Höhenmeter Gletscherabfahrt und wir er-
reichten am dritten Tag das erste Mal fliessend
warmes Wasser und ein Innen-WC mit Spülung.
Einen ausgedehnten Besuch der Toilette und
eine heisse Dusche später fühlte ich mich wie
neugeboren. Unser Appetit war beeindruckend
und nach gemütlicher Runde lagen wir bereits
gegen 21 Uhr in den Federn. Am nächsten Morgen
bin ich dann extra noch etwas früher aufge-
standen, um ein weiteres Mal eine Dusche zu
geniessen. In der Nacht war das Wetter gekippt
und nach drei Tagen Sonnenschein empfing
uns eine Mischung aus Schneefall und Nebel.
Mit der Zeit bekommt man beim Aufstieg
eine angenehme Routine. Skitouren haben fast
etwas Meditatives, ein Schritt folgt dem anderen.
Mit jedem Schritt lässt man die Alltagssorgen
weiter zurück und nach und nach macht sich
eine wohlige Leere im Hirn breit. Der Weg ist das
Ziel und so zogen wir weiter durch die weisse
mystische Landschaft Richtung Fünffingerstö-
cke. Oben angekommen war es dann vorbei mit
der Mystik. Ein Sturm empfing uns, wir verzich-
teten auf den Gipfel und machten uns stattdes-
sen direkt auf den Weg zur Sustlihütte. Bei der
Hütte angekommen, begrüssten uns die Hütten-
warte und die Nachmittagssonne. Was macht
man, wenn man bereits um 14 Uhr in der Hütte
ankommt? Richtig, ein ausgedehntes Mittag-
schläfchen. Am Abend kam dann etwas Wehmut
auf, würden wir doch am nächsten Tag Engelberg
erreichen und jeder wieder seiner Wege gehen.
Mitten in der Nacht machte
sich das letzte Bier bemerkbar
und gegen zwei Uhr verlangte
meine Blase nach Erleichte-
rung. Die Sustlihütte liegt
wunderbar vis-à-vis des mäch-
tigen Sustenhorns. Da sich, wie
bei fast jeder SAC-Hütte, das WC in einer separa-
ten Hütte befindet, standen ausreichend Gummi-
stiefel parat, um den Weg über den Schnee sicher
zu bewerkstelligen. Als ich aus der Hütte ging,
empfing mich eine sternklare Nacht. Der Mond
erhellte die Landschaft und die Berge schienen
zum Greifen nah. Ich hätte allerdings besser auf
den Boden statt auf die Berge geschaut. Denn mit
einem kräftigen Rumps lag ich auf dem Rücken.
Routiniert und trotz nächtlichem Sturz
zum Glück unverletzt, zogen wir am nächsten
Morgen unsere Felle an und nahmen die letzte
Etappe in Angriff. Bei bestem Wetter bestiegen
wir den Grassen (2946 m.ü.M.) und genossen die
fast 2000 Höhenmeter Abfahrt nach Engelberg.
Wie könnte es in Engelberg anders sein: dies-
mal in feinstem Pulverschnee! Ein herrliches
Gefühl, mit den Skiern nach Hause zu fahren.
Auf der ganzen Tour haben wir nur einmal von
Weitem zwei andere Menschen gesehen. Zwei
Menschen in fünf Tagen – wilde, schöne Heimat!
Als Abschluss der Skitour lockt eine
Abfahrt von 2000 Höhenmetern!