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Fortbildung aktuell - Das Journal
Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Arzneimittelinteraktionen
Die Interaktionen der Klassen „kontrain
diziert“, „fallweise kontraindiziert“ und
„vorsichtshalber kontraindiziert“ werden
in der Gesamtkategorie Kontraindikati
on zusammengefasst. Diese Gesamtkate
gorie beinhaltet damit alle Klassen von
besonders hohem Schweregrad. Für den
Fall, dass die Interaktion in die Kategorie
Kontraindikation fällt, ist besondere Vor
sicht geboten. Eine Einnahme beider Arz
neimittel im gleichen Zeitraum ist vom
Hersteller laut Fachinformation nicht vor
gesehen. Das pharmazeutische Teammit
glied ist verpflichtet, im Rahmen des Bera
tungsgespräches herauszufinden, ob die
Gesundheit des Patienten akut gefährdet
ist, oder ob der behandelnde Arzt bereits
Maßnahmen getroffen hat, die Interakti
on zu umgehen bzw. sorgfältig zu über
wachen (s. Tab. 4).
Ist die Gesundheit des Patienten gefähr
det, so muss das pharmazeutische Perso
nal aktiv handeln, indem es den Arzt bzw.
die Ärzte unterrichtet und eine Lösung
herbeiführt. Dafür wird eine Zusammen
arbeit zwischen approbierten und nicht-
approbierten Teammitgliedern als essen
tiell angesehen.
Im Rahmen der Patientenberatung muss
es gelingen, den Patienten auf der ei
nen Seite gewissenhaft und konkret zu
befragen. Auf der anderen Seite dürfen
nicht unberechtigt Ängste und Verunsi
cherungen geschürt werden. Hat der be
handelnde Arzt beispielsweise keine The
rapiepause des Statins (z. B. Simvastatin)
unter der Gabe eines Makrolid-Antibioti
kums (z. B. Erythromycin) empfohlen, so
kommt das pharmazeutische Team mit
Hilfe der Interaktionsmonographie der
ABDA-Datenbank zu dem Schluss, dass
die Gesundheit des Patienten akut ge
fährdet sein könnte. Schwerwiegende un
erwünschte Arzneimittelwirkungen der
Statine, wie die Gefahr von Myopathien
und Nierenversagen, sind durch die Ab
bauhemmung, welche durch das Makro
lid-Antibiotikum verursacht wird, in ihrer
Inzidenz erhöht. Die SOP sieht an dieser
Stelle eine Rücksprache mit dem behan
delnden Arzt vor. Dies erweist sich in der
Apothekenpraxis als häufig weniger ein
fach. In deutschen Arztpraxen kommen
Datenbanken mit Interaktionsmonogra
phien wie der ABDA-Datenbank nur sel
ten zum Einsatz. Daher verwenden Apo
theker und Ärzte eine unterschiedliche
Informationsbasis, was die Zusammenar
beit grundsätzlich erschwert. Aus diesem
Grund empfiehlt es sich, dem Arzt im Rah
men der Rücksprache die Informationen
der Interaktionsmonographie der ABDA-
Datenbank zur Verfügung zu stellen und
auf Basis dieser Informationen dem Arzt
einen konkreten Vorschlag zur Umge
hung der Interaktion zu unterbreiten. Zur
Umgehung der Interaktion wäre in dem
konkreten Beispiel von Simvastatin und
–
l
de Apothek kammer Westfalen-Lippe
Abbildung 4:
SOP „Management von Interaktionen in der öffentlichen Apotheke.
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