Previous Page  91 / 100 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 91 / 100 Next Page
Page Background www.golftime.de

GOLF TIME

|

5-2016

91

„Kopf hängen lassen“

kein Thema:

Martina Eberl über

ihre ganz eigene

Fehler-Philosophie

MARTINAS

ECKE

O

ft habe ich mich schon gefragt,

warum es erst mal „weh tun“

muss, damit man aus Erfah-

rungen lernt. Im Sport wie auch

im richtigen Leben natürlich.

Ob ich Fehler gemacht habe, als ich auf

der Tour war? Gefühlt – ständig. Aber

mit Sicherheit gab es „Major-Impacts“.

Mein erster Fehler war, dass ich die Profis

wahnsinnig unterschätzt habe. Als erfolg-

reichste Amateurin Europas Profi zu

werden, die erste Frau mit Hcp von +4,

dachte ich mir, ich werde den Laden

schon von Anfang an aufmischen.

Dem war wohl nicht so, als ich mich

am Ende meiner ersten Saison 2003

auf dem 78. Rang der europäischen

Rangliste wiederfand und um meine

Tourkarte bangen musste.

Mein größter Fehler jedoch war, zu meiner

erfolgreichsten Zeit 2007/2008 den Drang zu

haben, noch besser werden zu wollen, aber

mit einem anderen Trainer, mit einem ande-

ren Team. Auf die Idee zu kommen, dass

alles so passen würde, der Erfolg trotz-

dem noch mit den gleichen Trainern

und Team ausgebaut werden könnte,

auf die kam ich nicht. Ich MUSSTE

zu einem bekannteren Trainer in

Amerika laufen und mir meinen

Schwung umstellen lassen. Die

Folge? Für mich eine Katastrophe.

Die Qualifying School der LPGA

2008 mit einer 80er-Runde gestar-

tet zu haben, enttäuschend knapp

an der Tourkarte in Amerika vor-

beigerutscht zu sein, nur wegen

dieses furchtbaren Fehlers, nicht

auf das zu vertrauen, was ich hatte.

MARTINA EBERL

Die einstige Tour-Spielerin

über ihre Erfahrungen mit Fehlern und wie man

am besten damit umgeht.

Leider lernt man

nur aus Fehlern…

Im Nachhinein betrachtet denke ich mir, dass

alles was passiert doch irgendwo einen Grund

haben wird, aber trotzdem war es ein Mega-

fehler.

Was hat es mir gebracht? Ich motiviere meine

Schüler, vor allem meine sportlich ambitio-

nierten Golfer, an sich weiterzuarbeiten, sich

zu vertrauen, der Erfolg wird kommen.

Nicht tausend neue Dinge auszuprobieren,

sondern bei einer Sache bzw. einem Vorha-

ben zu bleiben. „Stick to the basics“ ist meine

Philosophie bei meinem Coaching.

PS: Ach ja, mittlererweile hat sich die

Ansicht auch geändert: Hätte ich den Fehler

damals nicht gemacht, hätte ich heute wahr-

scheinlich keine wunderbare Golfschule und

keine zwei fantastischen Kinder…

GT